Hamburg. Hamburgs Bundesligahandballer müssen bei den Füchsen überraschen, um Chance auf Europa zu wahren. Verletzungssorgen werden größer.

Europa ist für den HSV Hamburg (HSVH) ganz nah. Genau genommen sind es noch fünf Tage, die Hamburgs Bundesligahandballer davon trennen, gemeinsam ins Flugzeug zu steigen. Der große Traum wird wahr? Nicht ganz. Denn zur Wahrheit gehört, dass sich die Mannschaft auf der Saisonabschlussfahrt, die von Montag bis Donnerstag kommender Woche nach Mallorca führen wird, traditionell auf andere Dinge als Handball konzentrieren wird. Sangria statt Schrittfehler, Bierkönig statt Ballverlust.

Um in der kommenden Saison nicht nur zum Feiern durch Europa zu reisen, muss der HSVH in den verbleibenden zwei Saisonspielen noch einmal ans Leistungsmaximum gehen. „Man hat immer ein paar Wehwehchen, die zum Ende der Saison tendenziell zunehmen. Ich bin froh, dass ich jetzt noch zweimal Vollgas geben kann und dann auch erst mal Pause ist“, sagt HSVH-Kapitän Niklas Weller. „Wir haben wie wieder einige Verletzte, sodass die Belastung für die fitten Spieler noch etwas größer wird. Gemeinsam beißen wir uns da aber durch.“

Handball: Axmann fällt in Berlin verletzt aus

Mit Dominik Axmann, der sich bei der 28:31-Niederlage gegen den SC DHfK Leipzig am vergangenen Donnerstag eine Einblutung oberhalb des Knies zuzog, fällt an diesem Mittwoch (19.05 Uhr/Sky) bei den Füchsen Berlin ein weiterer HSVH-Rückraumspieler aus.

Im Kampf um Platz sechs und die damit verbundene Qualifikation für die European League benötigt die Mannschaft von Trainer Torsten Jansen voraussichtlich zwei Siege, um sich gegen die TSV Hannover-Burgdorf zu behaupten. Angesichts von drei verletzten Rückraumspielern sowie dem nach einer Knieoperation weiter fehlenden Stammtorhüter Johannes Bitter ist das eine fast unlösbare Aufgabe.

Hannover hat das leichtere Restprogramm

„Hannover hat mit seinem breiten Kader und seinem Restprogramm klar die beste Ausgangslage. Ich gehe davon aus, dass sie beide Spiele gewinnen werden“, sagt Weller. Während die Niedersachsen noch gegen Absteiger GWD Minden und Kellerkind TVB Stuttgart antreten, bekommt es der HSVH in Berlin und am Sonntag (16.05 Uhr/Sky) in der Barclays Arena gegen die MT Melsungen mit zwei deutlich stärkeren Gegnern zu tun.

Sollte der HSVH den sechsten Tabellenplatz noch an Hannover abgeben, dürften sich die Spieler vor allem über den Auftritt gegen Leipzig ärgern, als sie gleich zwei Viertoreführungen leichtfertig aus der Hand gaben. „Man kann uns gegen Leipzig nicht vorwerfen, dass wir nicht alles versucht hätten. Trotzdem hat uns die schwache Phase in der zweiten Halbzeit das Genick gebrochen. Die Niederlage war extrem bitter und unnötig. Da darf die personelle Situation auch keine Ausrede sein“, sagt Weller. „Wir haben damit unsere gute Ausgangsposition im Kampf um Platz sechs verspielt.“

Erfolgreiche Saison des HSV Hamburg

Dass die Fragen nach einer möglichen Europacup-Qualifikation den HSVH in der entscheidenden Saisonphase hemmen, glaubt der Kreisläufer nicht. Zur Erinnerung: Bis zum Winter hatten die Hamburger noch den Klassenerhalt als Ziel ausgerufen. „Ich kann nicht ins Unterbewusstsein von jedem schauen. Vielleicht denkt man zwischendurch mal über Platz sechs nach. Wenn das Spiel angepfiffen wird, spielt die Tabelle aber keine Rolle mehr“, sagt Weller. „Unser Mantra, dass wir auch zufrieden sind, wenn wir es am Ende nicht auf Platz sechs schaffen sollten, hat sich nicht verändert.“

Gegen Berlin, die vor eineinhalb Wochen den Titel in der European League feierten, tritt der HSVH erneut ohne Linkshänder im Rückraum an. Weder Nicolai Theilinger (Hüfte/Saisonaus) noch Jacob Lassen, der nach seinem Anfang April erlittenen Schlüsselbeinbruch immerhin wieder mit leichtem Kontakt trainieren kann, ist einsatzbereit. Nur wenn der HSVH in Berlin der Überraschungssieg gelingen sollte, würde ein Lassen-Comeback gegen Melsungen am Sonntag Sinn ergeben. Die Wahrscheinlichkeit ist dennoch gering, da der Däne bisher noch nicht ins Teamtraining eingestiegen ist.

Rückraum stellt sich von alleine auf

Der Rückraum gegen die Füchse stellt sich beim HSVH nun von allein auf. Außer dem Rückraumlinken Azat Valiullin sind in den beiden etatmäßigen Spielmachern Leif Tissier und Dani Baijens, die zuletzt wechselweise auf der halbrechten Position ausgeholfen hatten, nur zwei weitere Rückraum-Stammkräfte fit. Auf der Bank sitzen nur noch U-21-Talent Max Niemann und Spielertrainer Lukas Ossenkopp, die zeitweise für Entlastung im Rückraum sorgen könnten.

„Unser Ziel ist es, mit unseren schnellen Spielern Lücken zu reißen. Wir müssen die Abwehr in die Breite ziehen und Dani und Leif in gute Situationen bekommen. Dafür muss der Ball fehlerfrei laufen“, sagt Weller. „Wir fahren nicht nach Berlin, um einen netten Ausflug bei schönem Wetter zu machen. Wir wissen, dass wir gegen eine absolute Weltklassemannschaft antreten, die nach der Niederlage am Sonntag in Göppingen (19:25) hochmotiviert sein wird. Trotzdem können wir mit einer sehr guten Leistung jedem Gegner gefährlich werden.“

Der Traum von Europa lebt – auch unabhängig von der Saisonabschlussfeier auf der beliebten Baleareninsel.