Hamburg. Hamburgs Bundesligahandballer würde Platz sechs nach Berliner Triumph sicher reichen. Sportlich scheint der HSVH gewappnet.
Die zwei freien Pfingstfeiertage konnte Torsten Jansen seiner Mannschaft mit gutem Gewissen gewähren. Der ansonsten für seine nüchterne Art bekannte Trainer des HSV Hamburg (HSVH) war kaum wiederzuerkennen, als er am späten Sonnabend nach der 30:34 (16:20)-Niederlage gegen Handball-Rekordmeister THW Kiel ins Schwärmen geriet.
„Ich bin überwältigt von der Leistung meiner Mannschaft“, sagte er. „Überragend“ hätte es der HSVH gemacht, eine „geile Leistung“ gezeigt. „Es macht mich stolz, dass wir Kiel so begegnen können“, sagte Jansen, der fast ergriffen wirkte.
Handball: Jansen begeistert von der Mentalität des HSVH
Auch die 12.000 Zuschauer in der erstmals seit dem Drittliganeustart 2016 ausverkauften Barclays Arena feierten die Hamburger Profis, als hätten sie den Bundesliga-Tabellenführer von der Förde geschlagen. Insbesondere die Mentalität, nach einem zwischenzeitlichen Siebentorerückstand (19:26/41.) wieder zurückzukommen, hinterließ nachhaltig Eindruck bei Jansen. „Wir haben ihnen alles abverlangt, sie konnten sich zu keinem Zeitpunkt zurücklehnen“, sagte er.
Tatsächlich verdiente der Auftritt der Hausherren, die erneut ohne Linkshänder im Rückraum spielen mussten, Respekt. Weder die frühe Rote Karte gegen Abwehrspezialist Tobias Schimmelbauer (10.), der THW-Kapitän Domagoj Duvnjak aus vollem Lauf einen Kinnhaken verpasste, noch die lange Zeit nicht existente Torwartleistung hinderten den HSVH daran, das Spiel eng zu halten. „So etwas hat man mal“, sagte Jansen zu Torhüter Jens Vortmann, der bis zur 35. Minute nicht einen Ball hielt. „Trotzdem haben wir es kompensiert und nicht abreißen lassen.“
Vortmann ging mit seiner Mentalität voran
Der Keeper, der am Ende noch auf neun Paraden kam, stand exemplarisch für seine Mannschaft, die sich für zwischenzeitliche Rückschläge nicht zu interessieren schien. „So ein Spiel zeigt, dass wir Entwicklungsschritte machen. Die sind nicht immer nur spielerischer, sondern auch mentaler Natur“, sagte Jansen.
Den freien Pfingstsonntag nutzten einige Profis dann auch, um am Fernseher das Finale der European League zu verfolgen. Durch den 36:31-Triumph der Füchse Berlin gegen den spanischen Vertreter BM Granollers steht nun fest, dass dem HSVH der sechste Bundesliga-Tabellenplatz ausreichen würde, um in der kommenden Saison im zweithöchsten europäischen Wettbewerb vertreten zu sein.
Zwei Siege würden sicher für Europa reichen
Von den verbleibenden drei Saisonspielen, das nächste bereits am Donnerstag (19.05 Uhr, Barclays Arena) gegen den SC DHfK Leipzig, muss der HSVH wegen des gewonnenen direkten Vergleichs mit Verfolger TSV Hannover-Burgdorf zwei gewinnen, um sicher Sechster zu sein. Da Hannover am kommenden Wochenende allerdings auch noch zur heimstarken SG Flensburg-Handewitt reisen muss, könnte sogar bereits ein Sieg ausreichen.
Eine wichtige Weichenstellung für die Zukunft gibt es bereits. Wie die Hamburger am Sonnabend wenige Minuten vor Anwurf bekannt gaben, verlängerte der dänische Nationalspieler Jacob Lassen seinen Vertrag vorzeitig bis Sommer 2026. Mit 112 Toren und 107 Assists in 23 Saisonspielen ist der 27 Jahre alte Rückraumrechte einer der wichtigsten Spieler im Kader.
Aalborg lockte Lassen mit viel Geld
Lassens Vertrag wäre ursprünglich im Sommer 2024 ausgelaufen. Nach Abendblatt-Informationen hatten ihm unter anderem sechs Bundesligisten ein deutlich höheres Gehalt geboten. So war auch der THW Kiel zwischenzeitlich an Lassen dran, mit dem meisten Geld lockte allerdings der dänische Champions-League-Club Aalborg HB.
Lassen jedoch entschied sich unter anderem aufgrund seiner familiären Situation für eine Verlängerung. Der zweifache Vater fühlt sich mit seiner Frau Julie und den Kindern Conrad (2) und Elina (1) in St. Georg wohl, hat in seinen Landsleuten Casper Mortensen, Frederik Bo Andersen und Andreas Magaard zudem enge Freunde beim Verein gefunden.
Lassen fühlt sich in Hamburg wohl
„Zum einen geht es meiner Familie in Hamburg sehr gut. Meine Tochter ist hier geboren und auch meinem Sohn gefällt es hier – das gilt auch für meine Frau und mich“, sagte Lassen, der bei der WM im Januar im erweiterten Kader von Weltmeister Dänemark stand. „Zum anderen sind wir eine junge Mannschaft, die noch viel Potenzial hat. Wir haben gerade erst angefangen, uns zu finden. Wer weiß, wo unser Weg noch hinführen kann.“
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Ob Lassen, der sich Anfang April das Schlüsselbein brach, in dieser Saison noch eingreifen kann, ist offen. Wichtig wäre es, da die Saison für seinen Vertreter Nicolai Theilinger (Hüfte) vorbei zu sein scheint. „Der Schleimbeutel ist so dick, dass er nicht mal ordentlich schlafen kann. Deshalb glaube ich auch nicht, dass es in dieser Saison noch etwas wird“, sagte Jansen. Spätestens seit Sonnabend weiß der Trainer aber, dass seine Mannschaft diese Ausfälle kompensieren kann.
Tore HSVH: Andersen 7/1, Baijens 5, Mortensen 5, Weller 4, Bergemann 2, Magaard 2, Tissier 2, Valiullin 2, Axmann 1.
Tore THW: Bilyk 9, Ekberg 7/4, Wiencek 5, M. Landin 3, Sagosen 3, Reinkind 2, Zarabec 2, Fraatz 1, Pekeler 1, Överby 1.