Hamburg. Jari Brüggmann verantwortet die Social-Media-Kanäle beim HSV Hamburg. Bei welchem Profi er aufpassen muss, dass er sich nicht auszieht.
Seine tägliche Smartphone-Bildschirmzeit kann oder will Jari Brüggmann nicht verraten. „Zu viel auf jeden Fall“, sagt der 27-Jährige, der beim HSV Hamburg (HSVH) den offiziellen Titel Leiter Digital & Medien trägt, und lacht. „Meine Freundin beschwert sich auch ab und zu, dass ich immer auf das Handy gucke. Ich muss das aber machen, weil sonst nichts passiert. Kommunikation hört nie auf.“
Brüggmann verantwortet bei Hamburgs Bundesliga-Handballern den Auftritt in den sozialen Netzwerken, schneidet Videos, postet Beiträge, denkt sich neue Formate für Plattformen wie Instagram aus.
Handball Hamburg: HSVH kann sich eigenes Image bauen
„Instagram ist die wichtigste Plattform, weil man sich dort als Verein am besten präsentieren kann. Dort kann man sich sein eigenes Image perfekt bauen. Gemessen an den Klickzahlen, ist Tiktok aber noch größer“, erklärt Brüggmann, als er im Abendblatt-Podcast „Auszeit HSVH“ zu Gast ist. Facebook hingegen spiele kaum noch eine Rolle.
Rund 32.700 Menschen folgen dem HSVH auf Instagram, auf Tiktok sind es sogar 68.000. In der Handball-Bundesliga haben auf Tiktok nur die Rhein-Neckar Löwen (190.300) mehr Abonnenten. „Die machen einen sehr guten Job“, sagt Brüggmann.
HSVH in Hamburg die Nummer eins hinter ...
Im Hamburger Sport ist der HSVH auch dank seiner Ideen die Nummer eins auf Social Media – wenn man vom HSV und FC St. Pauli absieht. Die Basketballer der Veolia Towers Hamburg (22.600 auf Instagram/4500 auf Tiktok) und die American Footballer der Hamburg Sea Devils (31.000 Instagram/3320 Tiktok) haben deutlich weniger Follower. „Das ist zwar kein Gegeneinander, trotzdem bin ich stolz darauf, so viele Menschen für das zu begeistern, was ich täglich mache“, sagt er.
Insbesondere für den HSVH, der nach der Insolvenz des HSV Handball 2016 eine neue Marke aufbauen musste, sei Social Media unverzichtbar. „Wir waren plötzlich nicht mehr der HSV Handball, hatten ein neues Logo und neue Spieler. Das wollten wir mit einem neuen Image auch zeigen“, sagt Brüggmann. „Und wir wollen, dass Leute auf uns aufmerksam werden und Tickets kaufen.“ Pro Monat zählt der HSVH rund 200.000 Interaktionen auf seinen Kanälen.
Brüggmann war früher selbst Leistungshandballer
Bis 2016 war Brüggmann selbst Leistungshandballer, bis zur U23 für den HSV Handball aktiv. Als seine Mannschaft damals in die Dritte Liga aufstieg und den Grundstein für den Neuaufbau legte, fehlte Brüggmann verletzt. „Ich habe dann aus Spaß angefangen, die Spielberichte zu schreiben, eine Website zu bauen, ein Logo für die U23 zu entwickeln und Merchandising-Produkte zu verkaufen“, erzählt er. Zunächst arbeitete er auf 450-Euro-Basis beim damaligen Drittligisten, mittlerweile ist er in Vollzeit angestellt.
Viele Ideen kommen Brüggmann im Gespräch mit Pressesprecher Andreas Pröpping und Volontär Rick Behnke-Schoos. Inspiration gebe es zudem von anderen Social-Media-Profilen: „Ich habe da schon zu Drittligazeiten nicht mehr auf die Handball-Bundesliga geschaut. Die NBA oder NFL machen coole Sachen, darüber hinaus lasse ich mich auch aus anderen künstlerischen Bereichen wie Musik inspirieren.“
HSVH veröffentlicht viele humoristische Beiträge
Im Gegensatz zu vielen anderen Handballclubs veröffentlicht der HSVH viele Beiträge und Videos, die die Fans zum Lachen bringen sollen. „Wir wandern auf einem sehr schmalen Grat zwischen Professionalität und der Grenze zur Albernheit. Bisher sind wir aber noch nicht abgerutscht“, sagt Brüggmann und grinst. „Das Lustige hört aber immer dann auf, wenn die Jungs sich aufwärmen. Auch wenn wir mal verlieren, ist es nicht so einfach, den richtigen Ton zu finden.“
Neben seinem Vollzeitjob beim HSVH, einem Studium „Marketing und digitale Medien“ und seinem Modelabel „Überzieher“, das er 2021 gemeinsam mit den Handballprofis Leif Tissier und Jan Kleineidam gegründet hat, betreibt Brüggmann nebenbei auch noch die Handballsatireseite „drei.zwo.eins“. „Da sorgen wir Woche für Woche dafür, dass man über Handball lachen kann. Handball ist immer so ernst“, sagt er. „Wir wollen den Sport ein bisschen anders darstellen.“
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Auch die einzelnen HSVH-Profis sollen über die Social-Media-Präsenz des Vereins nahbarer wirken. „Wir wollen die Persönlichkeiten der Spieler darstellen“, sagt Brüggmann. Durch sein geringes Alter und seine Vergangenheit im Leistungssport wisse er dabei genau, wie er mit den Profis umgehen muss. „Bei Dani Baijens etwa muss man die Kamera nur hinhalten, und es wird lustig. Da muss man nur aufpassen, dass er sich nicht plötzlich auszieht“, sagt er und lacht. „Die Spieler wissen aber ganz genau, dass wir sie niemals schlecht aussehen lassen werden.“