Hamburg. Cheftrainer Torsten Jansen, Co-Trainer Blazenko Lackovic und Torwartcoach Goran Stojanovic verlängern um je zwei Jahre.
Er sei ein großer Freund der Kontinuität, sagt Torsten Jansen über sich selbst. Am Dienstagmittag lieferte der Cheftrainer der Bundesliga-Handballer des HSV Hamburg (HSVH) einen weiteren Beweis für die Belastbarkeit dieser Selbsteinschätzung. Um 12.41 Uhr vermeldete der Verein offiziell, dass der seit 29. März 2017 mit der Gesamtverantwortung für das Team betraute Weltmeister von 2007 seinen bis Mitte 2024 laufenden Kontrakt vorzeitig um zwei Jahre verlängert hat. Neben Jansen unterschrieben auch Co-Trainer Blazenko Lackovic (42) und Torwartcoach Goran Stojanovic (57) neue Zweijahresverträge, der Kroate und der Serbe bleiben zunächst bis 2025.
„Es ist für uns eine tolle Nachricht, dass wir langfristig mit Toto weitermachen können. Er steht für die nachhaltige Aufbauarbeit bei uns im Verein und für den sportlichen Erfolg der vergangenen Jahre“, kommentierte HSVH-Präsident Marc Evermann die Einigung. Man schätze insbesondere die ruhige und intelligente Art, mit der Jansen die Mannschaft nach seiner Amtsübernahme in der Dritten Liga zu zwei Aufstiegen (2018 und 2021) geführt und im zweiten Bundesligajahr zu einem etablierten Mitglied der Eliteklasse geformt hat. „Und die jüngsten Auftritte der Mannschaft zeigen ganz klar, dass die Arbeit des Trainerteams zielgerichtet, nachhaltig und auch erfolgreich ist“, lobte Evermann das Trio.
Hamburgs Handballer binden ihr Trainerteam
Jansen ist dafür bekannt, kein Mann der großen Worte zu sein. Vertragsverhandlungen führt er selbst, einen Berater hat der 46-Jährige nicht. „Ich bin so lange im Geschäft, da kann ich mittlerweile ganz gut Verträge lesen“, sagt der ehemalige Weltklasse-Linksaußen, der bis heute fast jeden Tag sein eigenes persönliches Trainingsprogramm abspult. „Ich brauche das einfach als Ausgleich“, sagt er. Es habe auch nicht viel zu verhandeln gegeben. „Das Gesamtpaket in Hamburg ist so überzeugend, dass ich mich gar nicht nach Alternativen umgeschaut habe. Ich bin mit meiner Familie hier verwurzelt, wir fühlen uns in der Stadt sehr wohl. Deshalb bin ich froh, dass man es im Verein anscheinend auch so sieht, dass wir einen ganz ordentlichen Job machen“, sagt er.
Es ist dieses leicht süffisante Lächeln auf seinem Gesicht, das in solchen Momenten die Mischung aus Ironie und Wahrhaftigkeit unterstreicht, die den akribischen Übungsleiter so sympathisch, aber auch zu einem Gesprächspartner macht, den viele als „typisch norddeutsch“ einordnen. Dabei stammt der mitunter ein wenig verkopft und knurrig wirkende 178-fache Nationalspieler aus der südlichen Ahreifel. Seine Profilaufbahn begann er bei TuSEM Essen, von 2003 bis 2015 und nach einem einjährigen Intermezzo beim deutschen Rekordmeister THW Kiel noch einmal als Standby-Akteur bis 2017 spielte er in Hamburg, mit dem HSVH-Vorgängerverein HSV Handball wurde er 2011 Meister und zwei Jahre darauf Champions-League-Sieger.
HSV Handball: Talenten helfen und Perspektiven aufzeigen
Die Frage, ob einer wie Jansen mit seiner Art und der großen Verbundenheit zum HSVH überhaupt zu anderen deutschen Topclubs passen würde, haben sich viele gestellt. Nun erübrigt sie sich zumindest für weitere drei Jahre. „Grundsätzlich kann man sich überall wohlfühlen“, sagt er selbst dazu. Er habe zwar nicht vor, Rekorde zu brechen, „aber wenn alles passt, kann ich mir vorstellen, sehr lange hier zu bleiben.“ Er schätze in Hamburg die Rahmenbedingungen, die er vorfinde. „Man kann viel über Ziele reden, aber letztlich muss alles, was man sich vornimmt, im Zusammenspiel mit den handelnden Personen geschehen. Die Unterstützung und Hilfe, die wir hier bekommen, weiß ich sehr zu schätzen, wir sind uns vereinsintern über die Grundausrichtung einig.“ Insbesondere die Professionalisierung des Unterbaus sei ihm wichtig, sagt Jansen, der als Trainer mit Blick und Herz für den Nachwuchs gilt.
„Wir wollen unseren Talenten helfen und ihnen Perspektiven aufzeigen, denn auf diesem Weg können wir es schaffen, Schritt für Schritt zu einem etablierten Bundesligisten zu werden“, sagt er. Natürlich sei sein Anspruch, irgendwann auch als Trainer die Erfolge zu feiern, denen er als Spieler mit maximalem Ehrgeiz nachgejagt war. „Wir wollen immer besser werden, und es ist schön, dass wir hier über alles reden können. Aber ich bevorzuge die kleinen Schritte und bin nicht so vermessen, in den kommenden drei Jahren irgendwelche Titel zu erwarten“, sagt er.
Trainer Jansen ist als steter Mahner bekannt
Tatsächlich ist Jansen als steter Mahner bekannt, der nicht müde wird zu betonen, dass der aktuell belegte Tabellenrang acht und die jüngsten starken Auftritte gegen die Topteams aus Magdeburg und Flensburg-Handewitt keinesfalls als Selbstgänger bewertet werden dürften. „Diese Resultate sind das Ergebnis harter Arbeit, an der wir aber keinen Deut nachlassen dürfen, wenn wir unsere Entwicklung weiterführen wollen“, sagt er. In dieser Einstellung ist er sich mit seinem Co-Trainer einig, der bereits vor zwei Wochen im Abendblatt-Podcast „Auszeit HSVH“ die Zusammenarbeit mit Jansen gepriesen hatte. Vor allem der Fakt, dass er sich in seiner Arbeit voll entfalten könne und von Jansen als Ansprechpartner auf Augenhöhe betrachtet werde, habe ihm die eigene Vertragsverlängerung leicht gemacht, sagt Lackovic.
- Was fehlt dem HSV Hamburg noch zur Spitzenmannschaft?
- HSVH in Flensburg: Packendes Spiel, ärgerliche Niederlage
- Zwei WG-Kumpels freuen sich auf besonderes Ehemaligentreffen
„Lac und ich haben lange zusammengespielt und begleiten das Ganze hier seit vielen Jahren. Es ist extrem wichtig, dass man sich als Einheit versteht und aufeinander verlassen kann. Das läuft tadellos bei uns, deshalb bin ich froh, dass er und auch Goran weiter dabeibleiben“, sagt Jansen. Dass Lackovic irgendwann einmal Cheftrainer werden wolle, lasse sich nicht ausschließen. „Das muss er dann ausprobieren, wenn die Zeit gekommen ist. Aber ich weiß um meine Verantwortung dafür, dass sich hier jeder wohl und angenommen fühlen muss“, sagt er.
Auf diesem Weg will Torsten Jansen nun bis mindestens zum Sommer 2026 die nächsten Schritte machen. „Wir haben noch viel vor und glauben, dass wir in die richtige Richtung gehen“, sagt er. Dass der HSVH das tut, das glauben im deutschen Handball tatsächlich mittlerweile viele.