Hamburg. Der Spielmacher des HSVH ist nach dreimonatiger Leidenszeit wieder fit. Sein Sprunggelenk war deutlich stärker beschädigt als gedacht.

An den 18. September denkt Leif Tissier nicht gern zurück. Es lief die 45. Minute im Bundesligaspiel beim SC DHfK Leipzig, als der Spielmacher des HSV Hamburg (HSVH) ohne gegnerische Einwirkung umknickte.

Während Hamburgs Bundesligahandballer den Last-second-Siegtreffer von Tissiers niederländischem Positionspartner Dani Baijens zum 23:22 ausgiebig feierten, wurde Tissiers linkes Sprunggelenk immer dicker.

HSV Handball: Tissier hatte Sprunggelenkverletzung

Am nächsten Tag sprach Mannschaftsarzt Professor Michael Hoffmann (Asklepios St. Georg) nach einem MRT-Scan zwar von einem Innenbandriss und einem knöchernen Ausriss, die Ausfallzeit von sechs Wochen schien allerdings noch halbwegs verkraftbar.

Dass Tissiers Rückkehr am vergangenen Donnerstag beim 32:25-Erfolg über Aufsteiger ASV Hamm-Westfalen nicht nach sechs Wochen, sondern erst nach knapp drei Monaten erfolgte, liegt an mehreren bösen medizinischen Überraschungen.

„Man nimmt die persönliche Bedeutung eines solchen Comebacks immer nicht so stark wahr, wie sie tatsächlich ist“, sagt der 22-Jährige, als ihn das Abendblatt vor dem Gastspiel beim TVB Stuttgart an diesem Donnerstag (19.05 Uhr/Sky) erreicht. „Wenn ich das Jahr irgendwann Revue passieren lasse, werde ich erst realisieren, wie wichtig dieses Comeback für mich war.“

Tissiers Verletzung war stärker als angenommen

Was bisher nicht bekannt war: Tissier hatte nicht nur einen Innenbandriss und knöchernen Ausriss, sondern auch einen Außenbandriss, einen Sehnenanriss sowie einen Knorpelschaden im Sprunggelenk erlitten.

Ein CT-Scan drei Tage nach der ersten Diagnose ergab, dass auch Sehne und Knorpel betroffen waren. „Nach dem CT musste ich innerhalb von ein paar Stunden entscheiden, ob ich operiert werden möchte oder nicht, weil es am nächsten Tag losgehen sollte. Mental war das brutal für mich“, sagt Tissier.

Er entschied sich für die Operation – zum Glück. Als die Ärzte den Fuß aufschnitten, entdeckten sie erst das beschädigte Außenband. „Heute bin ich glücklich, dass ich die Operation gemacht habe, weil die anderen Probleme sonst nie bekannt geworden wären und ich in der Zukunft womöglich noch mehr Beschwerden gehabt hätte.“

Die Ausfallzeit wurde immer länger

Erst nach dem Eingriff erfuhr Tissier, dass die Ärzte auch das Außenband zusammengeflickt hatten – die prognostizierte Ausfallzeit wurde immer länger.

„Nach der Operation war es für den Kopf nicht einfach. Ich hatte zwar glücklicherweise von vielen Seiten eine große Unterstützung, am Ende des Tages lag ich aber allein mit einem von beiden Seiten aufgeschnittenen Fuß im Krankenhaus“, erinnert er sich. „Das war anfangs ziemlich demotivierend. Am Ende waren es dann zwölf Wochen statt der zunächst erhofften sechs bis sieben.“

Tissier kämpfte sich dennoch zurück, schuftete siebenmal pro Woche mit Athletiktrainer Philipp Winterhoff und im Eimsbütteler EPI-Zentrum für das Comeback. „Ich habe jetzt wahrscheinlich den stabilsten Fuß der Mannschaft, weil alles fixiert wurde“, sagt Tissier, dessen Fuß nach den ersten hohen Belastungen keine Reaktion zeigte.

„Ich gehe wieder mit 100 Prozent in die Aktionen. Wenn ich irgendwo zurückziehen würde, könnte ich meine Karriere jetzt schon beenden“, sagt er. „Vor diesem Jahr war ich nie länger verletzt. Jetzt empfinde ich richtig Dankbarkeit dafür, wieder gesund zu sein.“