Hamburg. Dominik Axmann und Isabelle Dölle helfen sich gegenseitig bei ihren Profikarrieren – und stützen einander bei Rückschlägen.
Vor dem Beginn einer neuen Beziehung lernen sich in der Regel zunächst beide Partner kennen, ehe sie sich gegenseitig ihren Eltern vorstellen. Bei Dominik Axmann und Isabelle Dölle lief es andersherum. „Meine Mutter kannte Isi schon als Trainerin aus der A-Jugend, wenn sie als Gegner aufeinandertrafen. Damals war sie schon handballerisch von ihr angetan, jetzt natürlich auch menschlich“ sagt der Rückraumspieler des HSV Hamburg (HSVH) und grinst.
Auch Dölle, die 2018 von Zweitligist Werder Bremen zu den Erstligahandballerinnen des Buxtehuder SV kam, muss lachen, als sie mit ihrem Freund am Dienstagvormittag im Abendblatt-Podcast „Auszeit HSVH“ zu Gast ist.
Handball: So haben Dominik Axmann und Isabelle Dölle sich kennengelernt
Zusammengefunden haben die beiden Bundesligaprofis nicht in der Handballhalle, sondern über die sozialen Medien und die Universität Hamburg, wo beide Wirtschaftsingenieurwesen studieren. Dass Dominik Axmann bis zur B-Jugend beim BSV spielte, seine Mutter Heike jahrelang Nachwuchsteams in Buxtehude trainierte und seine Schwester Natalie von 2019 bis 2020 zusammen mit Dölle sogar einige Spiele beim BSV machte, ist nur Zufall.
Während Axmann nach einer verletzungsgeplagten Saison 2021/22 in dieser Spielzeit seine erste sorgenfreie Bundesligaspielzeit bestreiten kann, hat die ebenfalls 23 Jahre alte Dölle bereits mehr als 100 Bundesligaspiele für den BSV absolviert. „Zwischen uns gibt es keinen Wettkampf, davon haben wir schon genug im Verein und gegen die anderen Mannschaften. Wir freuen uns eher für den anderen, wenn es gut läuft“, sagt Dölle. „Ich bin megastolz darauf, wie es bei Dominik in der ersten richtigen Bundesligasaison läuft. Wenn ich da an meine erste Saison zurückdenke, ist das ein himmelweiter Unterschied.“
Über Heiligabend können sie nur kurz vom Sport abschalten
Gemeinsam fast den identischen Lebensentwurf zu haben hilft beiden auch in ihrer Beziehung. „Wenn beide Partner Handball spielen, fällt es leichter, Verständnis für den zeitlichen Aufwand aufzubringen“, sagt Axmann. Über Heiligabend können sie nur kurz vom Sport abschalten, schon am 27. Dezember reist Axmanns HSVH zum VfL Gummersbach, Dölles BSV zur TuS Metzingen. Trainingseinheiten an den Weihnachtsfeiertagen sind da zur optimalen Vorbereitung nicht zu vermeiden.
Auch wenn die beiden Rückraumakteure schwere Phasen in einer Saison überstehen müssen, hilft es ihnen, sich in die Gedankenwelt des anderen hineinversetzen zu können. „Es gibt immer Phasen, in denen einen etwas belastet, man etwas loswerden möchte. Dann ist man sehr dankbar, wenn der andere gute Ideen hat, wie man mit diesen Situationen umgehen kann“, sagt Dölle.
So konnte sie Axmann nach dessen wiederholt auftretenden Mittelfußproblemen in der vergangenen Saison mentalen Halt geben. „Für mich war es einfach nur wichtig, dass Isi in dieser Zeit für mich da war. Die Verletzung hat mich die ganze Zeit im Kopf beschäftigt, sie hat für die nötige Ablenkung in dieser Zeit gesorgt“, sagt Axmann. In der aktuellen Saison sei er „für jedes Spiel dankbar“, das er machen könne. Um neuen Rückschlägen vorzubeugen, hat er seine Ernährung umgestellt, professionelle Schuheinlagen anfertigen lassen und sich an ein routinemäßiges Tapen der Sprunggelenke gewöhnt.
„Ich liebe unsere Fans in der Hölle Nord, die sind der Knaller“
„Wenn Dominik Rückschläge erlitten hat, habe ich immer sehr mitgefühlt. Als er in der vergangenen Saison gespielt hat, habe ich nur gehofft, dass er gesund wieder da rauskommt. Mehr wollte ich in dem Moment gar nicht“, erinnert sich Dölle. „Ich bin froh, dass ich dieses Gefühl in dieser Saison nicht mehr habe, sondern nur hoffe, dass er gut spielt.“ Die BSV-Frauen beugen Verletzungen derweil auch per Strafenkatalog vor. „Bei uns heißt das Körperpflege. Wenn man diese missachtet und bei Beschwerden nicht mindestens den Physiotherapeuten aufsucht, muss man 15 Euro in die Mannschaftskasse zahlen“, erzählt Dölle.
Wie sich Heimspiele in der Sporthalle Hamburg aus Spielerperspektive anfühlen, wird die gebürtige Hannoveranerin am 30. Dezember erfahren, wenn der BSV für ein Topspiel gegen Sachsen Zwickau aus der Halle Nord nach Winterhude umzieht. „Ich liebe unsere Fans in der Hölle Nord, die sind der Knaller“, sagt Dölle. Trotzdem wirke es in der Sporthalle Hamburg mit einem reinen Hallenboden sowie LED-Banden und Tribünen auf beiden Seiten professioneller „als in einer Schulsporthalle, die demnächst abgerissen und ersetzt wird“, sagt Dölle.
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Beide hoffen, dass Spiele wie am 30. Dezember dem Frauenhandball wirtschaftlichen Auftrieb verleihen. „Im Hinblick auf Zuschauer und Vermarktung finde ich es schade, dass der Unterschied zwischen Männer- und Frauenhandball so groß ist“, sagt Axmann. „Ich hätte mir gewünscht, dass sich der neue TV-Rechteinhaber Dyn Media auch die Frauenhandballrechte für die neue Saison gesichert hätte.“
Axmann und der HSVH verhandeln über eine Verlängerung
Während Dölles Vertrag in Buxtehude noch bis Sommer 2024 läuft, verhandeln Axmann und der HSVH zurzeit über eine Verlängerung seines Ende dieser Saison auslaufenden Arbeitspapiers. „Es sieht alles sehr gut aus, es aber gibt noch nichts Offizielles. Ich denke, dass wir vor dem Jahreswechsel noch eine Lösung finden werden“, sagt Axmann, der nach Abendblatt-Informationen beim HSV Hamburg verlängern wird, nachdem er mindestens ein finanziell attraktiveres Angebot eines Bundesligakonkurrenten abgelehnt hatte.
Neben seinem Studium sowie dem Vertrauen von Trainer Torsten Jansen spielt bei dieser Entscheidung auch seine Beziehung mit Dölle eine große Rolle. „Wenn ich zum Beispiel in den Süden wechseln sollte, würde ich niemals verlangen, dass Isi sofort mitkommt und den Handball hier aufgibt“, sagt er. „Wir sind aber gewillt, in der Nähe voneinander zu bleiben. Eine Fernbeziehung wäre schwierig.“