Hamburg. Beim 82:80 gegen Hapoel Jerusalem bestätigen die Hamburger ihre gute Form. Für die Fans von Hapoel war es eine Flucht aus dem Alltag.
Wenn vor einem Basketballspiel die Rucksäcke aller Pressevertreter von einem Sprengstoffspürhund durchschnüffelt werden, ist allen Beteiligten klar, dass die Lage etwas angespannter als sonst ist. Der Bombenschnüffler und andere Maßnahmen beim 82:80-Sieg der Veolia Towers Hamburg gegen Hapoel Bank Yahav Jerusalem im EuroCup waren notwendig geworden, um die Sicherheit der 1187 Fans in der Halle zu gewährleisten.
Vor allem jene der 30 mitgereisten israelischen Fans. Unter ihn waren auch Yani und sein Sohn Oded, die den weiten Weg auf sich genommen hatten, um ihr Team zu unterstützen. „Ich bin zum ersten Mal überhaut in Deutschland“, sagte Yani, der durch die Reise den Krieg in seiner Heimat zumindest für ein paar Stunden vergessen konnte. „Hamburg ist eine wunderschöne Stadt, nur das Wetter könnte besser sein.“
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Auch das Spiel seiner Mannschaft hätte besser sein können. Vor allem ein Mann hat den Jerusalemern am Dienstagabend die Feierlaune verdorben: Jaizec Lottie. Der 26-Jährige war mit 18 Treffern bester Werfer der Towers und übernahm in der hektischen Endphase der Partie Verantwortung, als er sich energisch bis zum Korb durchdribbelte und einige wichtige Würfe an sich riss.
„Es ist natürlich frustrierend, wenn ich Richtung Korb gehe und dann nicht erfolgreich bin“, sagte Lottie nach dem Spiel, weil ihm genau das in der ersten Hälfte einige Male passiert war. „Die Spieler und Trainer glauben aber an mich und möchten, dass ich solche Bälle auch mal nehme.“
Barloschky: „Irgendwann fällt der Baum um“
Unterstützung bekam er auch aus der Heimat: „Meine Oma und mein Vater sind aus den USA angereist und waren heute in der Halle“, erzählte er nach dem Spiel. „Ich wollte den beiden mein bestes Spiel zeigen, das hat mich motiviert.“ Seine Familienmitglieder waren zehn Tage in Europa und sind am Mittwoch wieder in die USA gereist.
Sie haben eine gute Zeit der Saison abgepasst, denn nach einem schwachen Saisonstart sind die Towers im EuroCup und in der Bundesliga inzwischen mehr als konkurrenzfähig. „Du fällst den Baum nicht mit einem Schlag, sondern musst immer wieder in die gleiche Kerbe reinhauen“, sagte Towers-Trainer Benka Barloschky und meinte damit, dass sich die Geduld und das Vertrauen in die eigene Stärke auch auszahlen werden: „Und irgendwann fällt der Baum um.“ Und momentan müssen einige Bäume dran glauben.
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Am Dienstag musste Jerusalem diese Erfahrung machen. Oded und Yani sind direkt nach dem Spiel nach Berlin gefahren, um am Mittwochabend wieder in die Heimat zu fliegen. Dort wird sie der Kriegsalltag schnell wieder einholen. „Meine Tochter ist Soldatin und hat vor einem Monat in Gaza gekämpft“, sagt Yani. „Bald muss sie wieder hin. Ich hoffe, dass ihr nichts passieren wird.“ Und er hofft, dass der Sport in irgendeiner Weise zum Frieden beitragen kann: „Sport verbindet Menschen, egal, wo sie herkommen.“