Hamburg. Bei Titelfavorit Valencia Basket sind die Wilhelmsburger absolut chancenlos. Weswegen die erste Hälfte trotzdem Hoffnung macht.

Wären Basketballtrainer Boxer, Benka Barloschky wäre niemand, der beim Wiegen vor dem Fight provoziert. Eher jemand, der respektvoll Blickkontakt aufnimmt, vielleicht etwas schmunzelt im Wissen, viel smarter zu sein als der großmäulige Kontrahent. „Wir treffen früh in der Saison auf die Schwergewichte“, sagte der Trainer der Veolia Towers Hamburg bescheiden vor dem Duell mit Valencia Basket, nachdem seine Mannschaft bereits den FC Bayern München (80:81) und Alba Berlin (97:80) gespielt hatte.

Was er clevererweise zurückhielt: Die Wilhelmsburger haben sich genügend Kraft draufgepackt, um inzwischen mindestens im Cruisergewicht anzutreten. Dass das allerdings auf höchstem Niveau noch immer nicht reicht, zeigte die 78:105 (29:30, 15:22, 21:30, 13:23)-Klatsche am Mittwochabend im EuroCup beim spanischen Titelfavoriten. Nach zwei Spieltagen und zwei deutlichen Niederlagen sind die Hamburger Tabellenletzter der Gruppe B.

Basketball: Veolia Towers Hamburg unterliegt Valencia Basket im EuroCup

Was beide Teams von Beginn an austauschten, waren mehr als Jabs. Da gingen Duellanten mit offenem Visier ins Gefecht. Die Towers trafen bei ihren Zweierversuchen im ersten Viertel zu 76 Prozent ins Ziel, Valencia zu 69, beide zu 50 bei den Dreiern. Deckung war sekundär.

Das änderte sich im zweiten Durchgang, der deutlich taktischer, aber nicht minder physisch geführt wurde. Den ersten Wirkungstreffer musste Brae Ivey, der mehrfach zu Ballverlusten gezwungen wurde. Doch der Spielmacher offenbarte kein Glaskinn, sondern ein Kämpferherz und antwortete rotzfrech mit zwei erfolgreichen Dreier, um die Gäste permanent in Schlagdistanz zu halten.

Cheftrainer Benka Barloschky: „Feiert eine Party da draußen“

Barloschky indes sorgte sich um den Unterhaltungsfaktor. „Feiert eine Party da draußen, habt ein Lächeln im Gesicht“, empfahl er seinen Schützlingen in einer Auszeit. Die Ansprachen des 36-Jährigen, sie sind häufig etwas spezieller, etwas tiefer. Auf jeden Fall zeigen sie Wirkung, denn auch bis zur Pause ließen sich die Towers vom langjährigen EuroLeague-Teilnehmer nicht ausknocken.

Valencia Basket - Veolia Towers Hamburg
Was soll er machen? Cheftrainer Benka Barloschky (36) gab an der Seitenlinie alles. © Valencia Basket | Miguel Angel Polo

„Wir kommen in Schwierigkeiten, wenn wir nicht mehr das machen, was uns auszeichnet“, sagte der starke Aufbauspieler Jaizec Lottie in der Halbzeit. Was der US-Amerikaner damit meinte: Dorthin, wo es richtig wehtut, gingen die Hamburger zu selten. Nicht einen einzigen Freiwurf erspielten sie sich vor dem Seitenwechsel.

Im dritten Viertel ziehen die Spanier davon

Doch gerade, als der Favorit im Begriff war, den Towers richtig wehzutun und sich einen zweistelligen Vorsprung zu erarbeiten, leisteten die Gäste erbitterten Widerstand, kamen wieder auf zwei Zähler heran. Neben Ivey und Lottie überzeugte besonders Center Kur Kuath mit seiner Präsenz unter den Körben.

Zum Viertelende hing Barloschkys Auswahl dennoch mit 65:82 in den Seilen. Valencia erzwang Ballverlust um Ballverlust, tänzelnde leichtfüßig und vor allem pfeilschnell zu erfolgreichen Gegenangriffen. Der Gong rettete Hamburg – allerdings nur ins Schlussviertel.

Hamburg Towers kassieren im EuroCup erneut mindestens 100 Punkte

In diesem waren die ohne den am linken Knöchel verletzten Zsombor Maronka antretenden Towers sichtlich angeknockt. Sie waren mittlerweile chancenlos. Das Duell war einstimmig und deutlich nach Punkten entschieden. Vor allem defensiv offenbaren die Hanseaten international noch Schwächen, die sie in der Bundesliga nicht zeigen. Nach der 80:100-Niederlage gegen Bourg-en-Bresse kassierten sie erneut mehr als 100 Punkte.

„Sie haben im dritten Viertel diesen riesigen Lauf hingelegt. Der hat uns fertig gemacht“, sagte Kuath. „Sobald Valencia die physischen Vorteile ausgespielt hat, hatten wir Problem. Wir müssen uns den Film genau ansehen und von hier an besser werden“, ergänzte Barloschky. Dessen Akteure müssen sich nun zwar von diesem Tiefschlag erholen, in den kommenden Wochen stehen aber zumindest Gegner ihrer Gewichtsklasse an.

Mehr zum Thema

Veolia Towers Hamburg: Ivey (19 Punkte), Lottie (14), Kuath (12), Barnett (10), Kennedy (8), Turudić (4), Heckmann (4), Möller (3), Rich (2), Reece (2), Ogbe.