Hamburg. Crailsheim erhält die erhoffte Wildcard nicht. Für die Wilhelmsburger könnte dies aber auch einen positiven Nebeneffekt haben.
- In der Basketball-Bundesliga sind in der kommenden Saison nur 17 Clubs vertreten.
- Den Veolia Towers Hamburg gehen dadurch Einnahmen verloren.
- Einen positiven Nebeneffekt könnte die geschrumpfte Liga für die Wilhelmsburger aber haben.
Martin Romig brauchte erst mal eine Auszeit. Der Geschäftsführer der Hakro Merlins Crailsheim reiste nach Kanada an den Lake Ontario, um zu verarbeiten, dass auch seinem Club nun eine mindestens einjährige Auszeit von der Basketball-Bundesliga (BBL) bevorsteht.
Die Baden-Württemberger waren als 17. abgestiegen. Da aus der 2. Bundesliga ProA aber nur Vizemeister Fraport Skyliners aus Frankfurt die sportlichen und wirtschaftlichen Lizenzbedingungen der BBL erfüllt, hätte Crailsheim durch eine Wildcard erstklassig bleiben können.
Basketball-Bundesliga spielt mit 17 Clubs – Hamburg Towers fehlt ein Heimspiel
Der Haken: Diese ist mit einer Zahlung von 700.000 Euro verbunden. Viel Geld, nicht nur für einen Standort wie Crailsheim, der über ein Spielerbudget von 1,65 Millionen Euro verfügt. Zu viel. Die Hohenloher wären nach Abendblatt-Informationen bereit gewesen, für die Hälfte einzuschlagen. Das sollen die Liga und ihre Vereine einstimmig abgelehnt haben.
Abgesehen davon, dass das Teilnahmerecht an der BBL eine Wertigkeit besitzen muss, scheint die Deutlichkeit der Entscheidung auf den ersten Blick zu überraschen. Schließlich geht jedem Club so ein Heimspiel verloren, was sich auf Zuschauer- und Sponsoreneinnahmen auswirkt.
Aber eben nur auf den ersten Blick. „In unsere Ligaverträge ist Luft zum Atmen eingebaut“, sagt BBL-Geschäftsführer Stefan Holz. Was bedeuten dürfte, dass TV-Partner Dyn trotz zweier verloren gehender Spieltage nicht weniger Geld ausschüttet.
Hamburg Towers: TV-Einnahmen steigen, Ticketeinnahmen sinken
„Dadurch, dass nun ein Verein fehlt, erhalten wir anteilig sogar etwas mehr Einnahmen“, sagt Jan Fischer, kaufmännischer Geschäftsführer der Veolia Towers Hamburg. Mit einem finanziellen Plus gehen die Wilhelmsburger allerdings nicht aus der Geschichte heraus.
„Ein fehlendes Heimspiel ist schon ein Einschnitt, vor allem sind wir darum bemüht, auf die Dauerkarteninhaber zuzugehen, um sie nicht schlechter zu stellen“, sagt Fischer. Auch mit Sponsoren gebe es Gespräche über Kompensationsleistungen. Letztlich müsste aber nur ein Minus im niedrigen fünfstelligen Bereich entstehen.
Hamburg Towers: Zwei Spiele weniger könnten der Regeneration guttun
„Es ist zwar je nach Verein unterschiedlich, aber signifikante Einnahmeverluste dürfte kein Club dadurch erleiden, dass wir kommende Saison mit 17 Mannschaften spielen“, sagt Holz, der zudem darauf verweist, dass durch eine fehlende Auswärtspartie auch weniger Reisekosten anfallen.
„Für uns als international spielender Verein können zwei Spiele weniger wichtig für die Regeneration sein“, sagt Fischer. Mittelfristig wünschen sich der 43-Jährige und Holz aber, dass die Liga zu ihrer Sollgröße von 18 zurückkehrt.
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Bleibt die Frage, ob die Wildcard – ursprünglich nur eingeführt, um großen Clubs den Einstieg in den Profibasketball zu erleichtern – zu teuer geworden ist? Zunächst kostete sie 100.000 Euro, dann 250.000 Euro, ehe der große Sprung auf 700.000 Euro erfolgte.
FC Bayern München liefert Mehrwert für die Bundesliga
„Der einstige Wert der Wildcard spiegelte den aktuellen Wert einer Ligateilnahme überhaupt nicht mehr wider. Wir liefern aus der Zentrale in Köln einen erheblichen Mehrwert für die Bundesligisten. Nicht nur durch die Ausschüttung, sondern auch die Reichweiten, die die Teams vermarkten können, oder auch Heimspiele gegen beispielsweise den FC Bayern, die als Event in größeren Arenen ausgetragen werden können“, sagt Holz dazu.
Die Towers können zustimmen. Sie trugen in dieser Saison eine Partie gegen den deutschen Pokalsieger vor 12.000 Zuschauern in der Barclays Arena aus und boten eine große und laute Show. Kurzum: das Gegenteil zur Ruhe und Abgeschiedenheit des Lake Ontario.