Hamburg. Trotz Aus in der zweiten Play-in-Runde ist die Saison der Basketballer als Erfolg zu werten. Erste Zugänge zeichnen sich ab.

Es war Will Christmas eine Ehre, mit Aljami Durham zusammengespielt zu haben. Das brachte der US-Amerikaner in einem Instagram-Post zum Ausdruck, nachdem sein Landsmann am Donnerstagabend mit 34 Punkten gegen die MHP Riesen Ludwigsburg eine neue Bestleistung aufgestellte hatte, die den Veolia Towers Hamburg bei der 78:91-Niederlage im zweiten Play-in-Spiel aber auch nichts halfen. Die Saison in der Basketball-Bundesliga ist damit vorbei, und die Zeitform, in der Christmas seine Worte formulierte, bringt zum Ausdruck, dass auch die gemeinsame Zeit der Mannschaft abgelaufen ist.

„Ich wollte noch nicht nach Hause“, hatte Durham gesagt. Doch er musste. „Ich bin stolz auf, ich liebe euch“, hatte Cheftrainer Benka Barloschky seinen Spielern mitgegeben. Bald muss er sie vermissen.

Basketball: Veolia Towers Hamburg stehen vor Umbruch

Die Stimmung war auch am Freitag noch getrübt. Binnen eines Jahres haben sich die Wilhelmsburger von Platz 15 auf Rang neun verbessert, fünf Siege mehr als in der Vorsaison eingefahren, „aber gerade fühlt es sich nicht so an“, sagt Marvin Willoughby.

Man habe in Ludwigsburg nicht den ersten Schlag gesetzt, daher verloren. „Aber die Jungs verdienen keine Kritik“, sagt der Sportchef, der sicher ist, bald erhobenen Hauptes auf die Spielzeit zurückblicken zu können. Vielleicht schon am Dienstag (18.30 Uhr), wenn die Towers zur Saisonabschlussfeier in die Inselpark Arena einladen, um gemeinsam mit den Fans die eingeschworene Mannschaft zu verabschieden.

Sportchef Willoughby: „Gleiches Problem wie jedes Jahr"

Willoughby wird bis dahin die Abschlussgespräche mit den Spielern führen, auch über mögliche Weiterbeschäftigungen. Wobei ihm das Resultat in manchen Fällen bereits vorher bekannt ist: „Wir stehen vor dem gleichen Problem wie jedes Jahr: Die Plattform, die wir bieten, ist sehr gut, und die Jungs nutzen sie.“

Heißt übersetzt: Sechs der sieben Importakteure – Kapitän Seth Hinrichs wird bald Deutscher – werden lukrativere Angebote als das aus Wilhelmsburg erhalten. Oder haben das im Fall von Starspielmacher Aljami Durham bereits.

Spielmacher Durham erhält hoch dotierte Angebote

Der US-Amerikaner soll eine hoch bezahlte Offerte aus China abgelehnt haben, will aber im Sommer für eine üppige Summe in Puerto Rico spielen. Christmas und V. J. King sind ebenso kaum zu bezahlen.

„Die Jungs haben nur zehn bis zwölf Jahre, um ihr Geld zu verdienen, ich sehe das emotionslos“, sagt Willoughby. Immerhin wird Brae Ivey bleiben, wenn die Towers erwartungsgemäß wieder im EuroCup antreten.

Bähre und Turudic potenzielle Neuzugänge der Towers

Hoffnung, darüber hinaus weitere Ausländer zu halten, hat der 46-Jährige aber noch. „Zumindest hat keiner gesagt, dass er hier unbedingt weg will“, sagt Willoughby. Auf anderen Seite betont der gebürtige Wilhelmsburger auch, dass sich Verhandlungen nicht ewig hinziehen dürfen: „Der Markt wird schnell leer geräumt sein, wir müssen früh Entscheidungen treffen.“

Und es sieht danach aus, als würden die Towers genau dies tun, vor allem auf den deutschen Positionen. In Jonathan Bähre (27) soll nach Abendblatt-Informationen ausgerechnet ein Akteur Ziel der Transferplanungen sein, der die Hamburger am Donnerstag noch mit zwölf Punkten für Ludwigsburg der finalen Play-off-Chance beraubt hat. Auch Center Benedikt Turudic (27), der verletzungsbedingt nur 13 Spiele für die Telekom Baskets Bonn bestritten hat, könnte an die Elbe wechseln.

Was die Towers mit ihren deutschen Spielern planen

Leif Möller steht bis 2026 unter Vertrag; Lukas Meisner bis 2025, wenngleich eine vorzeitige Terminierung angesichts einer für beide Seiten unbefriedigenden Saison im Raum steht. Niklas Krause will künftig keinen professionellen Basketball mehr spielen; Veteran Jonas Wohlfarth-Bottermann will das und wartet auf ein Angebot. Dahinter sucht der Verein noch einen jungen Center, der auch für Kooperationspartner SC Rist Wedel in der 2. Bundesliga ProB auflaufen soll.

Von diesem Standort arbeitete sich einst Barloschky nach oben. Der 36-Jährige ist eine der zentralen Figuren dieser Saison.

Barloschky entwickelt sich zum „besten Trainer"

Als seine Mannschaft zu Beginn überfordert war, der Coach öffentlich in der Kritik stand, hielt Willoughby bedingungslos zu ihm. Das Vertrauen zahlte sich aus.

Barloschky entwickelte sich zum hoch geschätzten Anführer, dem „besten Trainer, den ich je hatte“, wie Aleksander Dziewa sagte. Willoughby meint inzwischen sogar: „Im sportlichen Bereich haben wir eine starke Stimme: das ist Benkas.“

Nächste Saison starten die Towers mit mehr als sechs Millionen Euro

Seit 2015 ist der gebürtige Bremer Teil des Vereins: als Co-Trainer, Interimscoach, parallel dazu Übungsleiter in Wedel und schließlich seit Anfang 2023 in leitender Funktion. „Seine Ansprache, wie er eine Gruppe zusammenbringt, das ist ganz stark. In Deutschland gibt es niemanden, der stärker an Benka glaubt als ich, und trotzdem überrascht er mich immer wieder aufs Neue“, schwärmt Willoughby vom lernwilligen zweifachen Vater.

Mit ihm wollen die Towers kommende Saison einen neuen Anlauf starten, mit einem Budget von dann mehr als sechs Millionen Euro wieder um die Play-offs spielen. Die Ehre, diese Aufgabe zu bewältigen, werden dann überwiegend neue Spieler haben.