Hamburg. Die Basketballer haben massive Schwierigkeiten gegen Topteams. Einer ihrer Topspieler könnte dagegen langfristig bleiben.
Brae Ivey konnte gar nicht genug bekommen. Seine Mitspieler standen noch unter der Dusche oder waren bereits auf dem Weg in den VIP-Raum, da campierte der US-Amerikaner an der Freiwurflinie.
„Ich brauchte ein paar zusätzliche Wiederholungen, um das Vertrauen in meinen Wurf zurückzubekommen“, sagte Ivey, der fast alle seiner Einpunktversuche einnetzte. Ärgerlich daran: Im Spiel zuvor gegen die Niners Chemnitz hatte der 27-Jährige nur vier von acht Freiwürfen verwandelt. Mittelmäßig. Und damit zu den Veolia Towers Hamburg.
Basketball: Veolia Towers Hamburg im Mittelmaß der Bundesliga
Wie man es dreht und wendet, die Wilhelmsburger sind der teamgewordene Durchschnitt der Basketball-Bundesliga. Gegen die ersten Neun der Tabelle weist der Zehntplatzierte eine Siegbilanz von 3:13 auf, gegen die acht Clubs darunter eine von 12:4. Da Europe-Cup-Gewinner Chemnitz Dritter ist, hätte den 3260 Besuchern der Inselpark Arena schon vor der Begegnung am Sonnabend klar sein müssen, dass nichts anderes als die letztlich knappe 79:85 (22:22, 17:22, 20:23, 20:18)-Niederlage zu erwarten war.
Ganz so einfach ist es aber nicht. Die Towers hielten erstaunlich gut mit, unterlagen letztlich durch zu viele Ballverluste (17), abgegebene Offensivrebounds (16) sowie eine Schwächephase nach der Halbzeit, als sie zwischenzeitlich mit 17 Punkten in Rückstand gerieten. „Das war einfach nicht gut genug, alles andere war okay“, sagte Cheftrainer Benka Barloschky, der erneut auf den verletzten Center Aleksander Dziewa (Knieprellung) verzichten musste.
Towers-Trainer Barloschky: „Play-ins beginnen für uns jetzt"
Eine eindeutige Begründung für die frappierende Diskrepanz der Resultate gegen gute und schlechte Teams hatte der 36-Jährige nicht direkt, verwies auf die Konstanz in den Leistungen. „Häufig hat nicht viel gefehlt, um einige Siege mehr einzufahren“, sagte Barloschky, der beim Blick auf den Spielplan glücklich sein dürfte.
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Die verbleibenden beiden Gegner in der regulären Saison Tigers Tübingen und BG Göttingen sind Tabellenletzter und 14., mindestens ein Sieg dürfte notwendig sein, um als Zehnter die Qualifikationsrunde für die Play-offs zu spielen. „Für uns beginnen die Play-ins schon jetzt“, sagte Barloschky dazu.
Topscorer Ivey kritisiert Auftritt nach der Halbzeit
Die zweite Halbzeit beginnt für seine Mannschaft hingegen häufig erst ein paar Minuten nach Wiederbeginn. „Das ist ein großes Problem. Wir haben die Tendenz, schlaff aus der Pause zu kommen – sowohl die Starter, als auch die Jungs, die auf der Bank sitzen“, kritisierte Ivey. Hierein sehe er auch den großen Unterschied zwischen den Spitzenclubs und den Towers: „Die sind in der Lage, den Hammer fallen zu lassen, wenn die Halbzeit vorbei ist, und sie bringen diese Führungen dann nach Hause. Wir sind dafür zu unerfahren.“
Dass der Bankspieler das Wort erhebt, hat er sich in den vergangenen Wochen erarbeitet. Zwar stieß Ivey erst im Februar zum Team, übernahm aber direkt abseits des Spielfelds und mittlerweile auch darauf Führungsaufgaben. Gegen Chemnitz vertrat er den zuletzt schwächelnden Topscorer Aljami Durham als Spielgestalter und Punktesammler. Inzwischen ist Ivey, der zuvor in Litauen und Spanien gespielt hatte, eine deutliche Verstärkung.
Towers vor Verlängerung von Spielgestalter
„Binnen einer Saison bei drei Teams zu spielen, ist nicht einfach. Ich muss mich jedes Mal an eine neue Gruppe, Stadt und Kultur gewöhnen“, sagt Ivey. In Hamburg fühle er sich inzwischen heimisch, vom Umfeld bei den Towers kann er, wie von den Freiwürfen, kaum genug bekommen.
Die gute Nachricht: Da kann ihm geholfen werden. Der Vertrag des Kaliforniers gilt nach Abendblatt-Informationen weiter, sofern die Wilhelmsburger in der kommende Saison im EuroCup antreten, was als wahrscheinlich gilt. Denn sowohl der Ausrichter, als auch der Club, dessen Rekrutierungsmodell auf dem internationalen Geschäft basiert, können nicht genug voneinander bekommen.