Hamburg. Die Basketballer leisten sich gegen Alba Berlin eine historische Phase. Einer ihrer Spieler schreibt Geschichte.

Wilbert Olinde (68) ist Inspirationstrainer. Und was die als „Black Pearl“ bekannt gewordene Basketball-Legende, die in den 1980er-Jahren drei deutsche Meisterschaften und zwei Pokalsiege holte, am Mittwochabend in der mit 3400 Zuschauern ausverkauften Inselpark Arena anfangs zu sehen bekam, dürfte vor allem eines gewesen sein: ganz viele potenzielle Klienten.

Denn die Veolia Towers Hamburg lieferten bei ihrer 76:84 (5:16, 17:24, 26:22, 28:22)-Niederlage gegen Alba Berlin zu Beginn wenig Inspirierendes. Doch nach der zweiten Halbzeit braucht es keine von Olindes Motivationstricks, um sich ein Erreichen der Play-ins in der Basketball-Bundesliga vorzustellen.

Basketball: Veolia Towers Hamburg unterliegen Alba Berlin

3:44 Minuten waren gespielt, als sich Towers-Spielmacher Aljami Durham dazu inspirieren ließ, den 20 Zentimeter größeren Kresimir Nikic bei dessen Hakenwurf zu blocken. Das ging aller Athletik des US-Amerikaners zum Trotz gründlich schief und mündete stattdessen im dritten persönlichen Foul des besten Hamburgers. Da nur fünf individuelle Vergehen erlaubt sind, musste ihn Cheftrainer Benka Barloschky auswechseln, um kein vorzeitiges Ausscheiden seines Stars zu riskieren.

Einen Angriff lang ging das gut. Da punkteten die in V. J. King (Bluterguss) auch ihres zweitstärksten Akteurs beraubten Gastgeber noch per Korbleger von Aleksander Dziewa (5:7/4.).

Hamburg Towers erzielen mehr als sieben Minuten keinen Korb

Doch bis der Pole die nächsten Zähler für seine Mannschaft zum 7:19 erzielte, vergingen epische, trefferfreie 7:24 Minuten. Nie in ihrer zehnjährigen Profigeschichte waren die Wilhelmsburger länger ohne Korberfolg geblieben.

Die erschütternde Bilanz des ersten Viertels: Zwei von 20 Feldwürfen fanden ihr Ziel, je einer von zehn aus dem Zweier- und Dreierbereich, dazu null von zwei Freiwürfen. Zum Spielende stand die Towers bei inakzeptablen 30,3 Prozent aus dem Feld, 17,7 aus der Distanz sowie 68,4 von der Freiwurflinie.

Früherer Hamburger Louis Olinde fehlt Alba verletzt

Umso ärgerlicher war dies, weil Alba an diesem Abend schlagbar gewesen wäre. Der je elfmalige deutsche Meister und Pokalsieger zeigte nur phasenweise eine ansprechende, aber zu keinem Zeitpunkt inspirierende Leistung, auch nicht vom vergangene Saison nach Hamburg ausgeliehenen Ziga Samar. Sechs Leistungsträger fehlten den Berlinern, darunter wegen einer Sprunggelenksverletzung auch Olindes Sohn Louis (26), der beim BC Hamburg ausgebildet wurde und 2015/16 in der 2. Bundesliga ProA für die Towers spielte.

Trotzdem setzten sich die Hauptstädter zeitweise auf 53:33 (27.) ab. Doch die notwendige Inspiration, um noch an ein Comeback zu glauben, lieferte den Towers in Jonas Wohlfarth-Bottermann ihr Center, der sich langsam auch wie Olinde zur Bundesliga-Legende aufschwingt.

Wohlfarth-Bottermann erzielt 2000. Bundesliga-Punkt

Der 34-Jährige durchbrach per Korbleger unter großem Jubel des Publikums die Marke von 2000 Karrierepunkten. Dazu ist der 2,08-Meter-Mann jetzt Zwölfter der ewigen Rebound-Bestenliste.

Plötzlich schien der Bann bei Barloschkys Team gebrochen. Der starke Mark Hughes verkürzte per Dreier auf 66:68 (35.). Zu mehr reichte es allerdings nicht mehr, der Kraftakt zuvor war zu fordernd.

Und dennoch: Ihr Publikum hatten die Towers zufriedengestellt. Auch Olinde machte auf der Tribüne das, was er immer macht und am besten kann – charismatisch und ansteckend lachen. Er schien inspiriert.

Veolia Towers Hamburg: Dziewa (22 Punkte), Hughes (16), Christmas (14), Durham (12), Ivey (3), Hinrichs (3), Brauner (3), Wohlfarth-Bottermann (2), Möller (1), Meisner.