Hamburg. Amerikanistik-Professor Christoph Ribbat hat ein Buch geschrieben, das wunderbar von amerikanischer und deutscher Geschichte erzählt.
Eigentlich wollte der 22 Jahre alte Amerikaner Wilbert Olinde jr. nur ein Jahr in Deutschland bleiben. Nur für eine Saison mit dem orangefarbenen Ball für den SSC Göttingen auf Korbjagd gehen. Es wurden 40 Jahre. „Es kommt anders, als man denkt. Der Weg geht nicht immer geradeaus“, sagt Olinde (62) mit einem weisen Lächeln in seiner Winterhuder Altbauwohnung. „The Black Pearl“ wurde der erste US-Star der Basketball-Bundesliga, damals, als nur ein Ausländer pro Team erlaubt war und die Mitspieler noch vor und nach den Partien im Bus Roth-Händle rauchten. Heute arbeitet Olinde, der in Los Angeles ein VWL-Studium und in Göttingen ein BWL-Diplom abschloss, als Inspirationscoach.
Rassismus auf beiden Seiten des Atlantiks
Über das reiche Leben des Wilbert Olinde jr. hat der Paderborner Amerikanistik-Professor Christoph Ribbat im Suhrkamp Verlag ein Buch geschrieben, das wunderbar von amerikanischer und deutscher Geschichte erzählt. Es erzählt auch nachdenklich vom Rassismus auf beiden Seiten des Atlantiks. Ribbat reiste in Olindes Geburtsstadt New Orleans, er sprach mit Olindes Vater Wilbert sr. in San Diego, wo der Junior aufwuchs, er sah Highschool-Yearbooks ein von Olindes verstorbener Mutter Sarah und besuchte Olindes berühmtes College UCLA. „Und wir haben über zwei Jahre stundenlange Gespräche geführt“, sagt Olinde.
Er verliebte sich 1977 in die „Kleinstadt“ Göttingen, wo er im Dachgeschoss eines Fachwerkhauses untergebracht wurde. Bis heute ist der Meisterkapitän, den 1987 eine Krebserkrankung zum Karriereende zwang, in der Uni-Stadt eine Legende. Seit 34 Jahren ist der dreifache Familienvater deutscher Staatsbürger, seit 1995 Hamburger. Dieser Mann, der so viel erlebt hat, ist ein Erlebnis. Und das Buch nicht nur ein Tipp für Basketballfans. (ira)
Einzige Lesung in Hamburg: heute, 19.30 Uhr: Bücher & Co., Winterhuder Marktplatz 6 -7a, 22299 Hamburg, Eintritt: 9 Euro.