Hamburg. Die Basketballerinnen möchten in die 2. Bundesliga: Doch der Wille allein reicht nicht. Ob es klappt, wird sich schon bald entscheiden.
„Ich hab‘ Bock“, so locker-flockig antwortet Miriam Sommerstedt auf die Frage, wie sie zum Aufstieg ihres Basketball-Teams steht. Die 32-Jährige spielt als Centerin bei den Damen des Eimsbüttelers Turnverbands (ETV), die sich Mitte März den Meistertitel in der 1. Regionalliga gesichert haben.
Während noch vor einem Monat die Tendenz eher in Richtung Verzicht ging und Sommerstedt einen tatsächlichen Aufstieg für unwahrscheinlich hielt, ist die Entscheidung nun eine andere: Die Basketballerinnen wollen die Reise in die 2. BundesligaNord wagen.
Basketball Hamburg: ETV-Damen wollen Chance in der 2. Bundesliga nutzen
„Wir haben uns einfach sehr oft zusammengesetzt in der vergangenen Woche und alle Eventualitäten abgewogen“, berichtet Sommerstedt über den Sinneswandel. Besonders der ansteigende Zeitaufwand in der 2. Bundesliga und das hohe Durchschnittsalter des Teams seien Argumente gegen einen Aufstieg gewesen. „Letztendlich dachten wir: Das ist so eine große Chance, die würden wir gerne nutzen“, sagt Sommerstedt.
An dem Willen der Mannschaft wird es demnach nicht mehr scheitern – und am Sportlichen sowieso nicht: Erst vorige Saison sind die Basketballerinnen aufgestiegen und mit 14 Siegen und zwei Niederlagen durch die 1. Regionalliga gerauscht. Doch der Wunsch und die athletischen Fähigkeiten allein reichen nicht aus: In einer „Übergangphase“ von circa einem Monat will das Team laut Sommerstedt prüfen, ob auch die finanziellen, organisatorischen und personellen Voraussetzungen erfüllt sind.
Trainer Kleemichen: „Wir werden drei- bis viermal höhere Kosten haben“
Dafür habe die Mannschaft verschiedene Arbeitsgruppen gebildet, so Trainer Fredrick Kleemichen. Essenziell natürlich, wie so oft: das Finanzielle. „Wir werden drei- bis viermal höhere Kosten als in der jetzigen Liga haben“, sagt Kleemichen. Um überhaupt antreten zu können, werden bis zu 20.000 Euro an Gesamtbudget benötigt. Der ETV-Hauptverein könne voraussichtlich 6000 bis 8000 Euro an Unterstützung zahlen – der Rest müsse von Sponsoren kommen.
Allem voran müsse ebenfalls geklärt werden, ob die derzeitige Heimspiel-Sporthalle an den Hohe Weide alle technische Erfordernisse für die Zweite Liga umsetzen kann. In eine andere Location außerhalb von Hamburg ausweichen – das kommt für Sommerstedt nicht infrage: „Wenn wir nicht mehr in Eimsbüttel, im Herzen der Stadt spielen könne, geht der Charme verloren.“
ETV-Spielerin Sommerstedt: „Das Wichtigste ist, dass wir als Team zusammenbleiben“
Auch in der Zusammensetzung der Mannschaft sind noch offene Fragen: Nicht jede kann oder will den zeitlichen und sportlichen Mehraufwand für den Aufstieg leisten, weshalb Verstärkung gebraucht wird. „Das Wichtigste ist, dass wir als Team zusammenbleiben: Egal ob auf dem Spielfeld, an der Seitenlinie oder in der Orga“, so Sommerstedt.
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Nicht zuletzt ist auch unklar, ob Trainer Kleemichen weitermacht – und falls ja, in welcher Konstellation. Durch seinen Vollzeitjob und private Faktoren könne er sich ein „Weiter so“ nur mit entsprechender Unterstützung vorstellen. Zudem fehlt ihm die nötige Trainerlizenz, die eine andere Person mitbringen müsste.
Basketball Hamburg: ETV-Damen benötigen Unterstützung
Trotz allen Fragezeichen freut sich Kleemichen über die positive Resonanz und die Unterstützung vom Verein. „Unser Aushängeschild ist, dass wir die Frauen im Hamburger Basketball voranbringen. Da freuen wir uns über alle Freiwillige und Unternehmen, die uns unterstützen.“ Sollten die Damen aufsteigen, gibt es kein anderes Hamburger Basketballfrauen-Team, das so hoch spielt wie sie.
Sommerstedt ist voller Vorfreude: „Ich hab‘ Bock: Ich merke einfach immer wieder, wie toll das Team ist und wie sich alle reinhängen. Sowas habe ich noch nicht erlebt.“