Hamburg. 11.200 Zuschauer wollen am 24. März das Bundesligaspiel der Hamburger Basketballer gegen Bayern München sehen. Was die Towers daran verdienen.
Jan Fischer sitzt in seinem Büro in der Geschäftsstelle der Veolia Towers im Wilhelmsburger Inselpark und studiert in seinem Computer die Verkaufszahlen des Bundesligaspiels am 24. März in der Barclays Arena am Volkspark. Der Blick auf den Saalplan lässt ihn zufrieden lächeln. „Wir haben es geschafft, die Halle zu füllen“, sagt der Geschäftsführer des Hamburger Basketball-Bundesligaclubs.
Hamburg Towers brechen Nowitzkis Rekord aus dem Jahr 2006
11.200 Eintrittskarten waren am Freitagabend für das Punktspiel gegen den deutschen Pokalsieger FC Bayern München verkauft. Noch nie wollten so viele Menschen in Hamburg Basketball live sehen. Der bisherige Rekord mit 10.925 Zuschauern stammt vom 28. Juli 2006 von einem verlorenen Test der deutschen Nationalmannschaft mit NBA-Superstar Dirk Nowitzki gegen Kanada (68:73) an gleicher Stätte, die damals Color-Line-Arena hieß.
„Wir haben am Anfang nicht erwartet, dass der Verkauf dermaßen gut läuft. Das Spiel ist ein Meilenstein in unserer Geschichte“, sagt Soziologe Fischer (43). Noch sind nicht alle Karten vergriffen, die letzten 500 wären online erhältlich. Laut Vertrag mit der Barclays Arena können die Towers bis zu 12.300 Tickets anbieten.
Towers nehmen im Volkspark rund 380.000 Euro brutto ein
Weil aber knapp 600 Plätze bei einer Innenraum-Bestuhlung leicht sichtbehindert wären, verzichtete der Verein darauf, das komplette Kontingent auszuschöpfen. Von den Clubs der Basketball-Bundesliga (BBL) hat nur Alba Berlin schon vor größeren Kulissen geworfen. Die Mercedes-Benz-Arena im Ortsteil Friedrichshain lässt bei Sportveranstaltungen bis zu 14.500 Besucher in die Halle.
Für das „Jubiläumsspiel“, mit dem die Wilhelmsburger ihr zehnjähriges Bestehen feiern, hatten die Towers die Preise gegenüber der heimischen Inselparkhalle um durchschnittlich 15 Prozent erhöht. Die teuerste Karte im Volkspark kostete in der zweiten Verkaufsphase 55 statt 47,50 Euro, die günstigste 22 statt 17 Euro. Stehplätze (15 Euro im Inselpark) gibt es in der Barclays Arena nicht.
Mit rund 380.000 Euro brutto verzeichnet der Verein eine neue Rekordeinnahme. Nach Abzug aller Kosten – Gebühren, Arena-Miete, Security, Servicekräfte, Mehrwertsteuer – dürfte am Ende etwa die Hälfte des Geldes auf das Konto der Hamburg Towers Basketball-Betreibergesellschaft mbH fließen.
Nächste Saison sollen zwei Spiele in der Barclays Arena ausgetragen werden
„Was uns von den ersten sechs Clubs der Bundesliga trennt, ist vor allem die Hallengröße. Mit unseren maximal 3400 Zuschauern in der Inselparkhalle sind wir in unseren finanziellen Möglichkeiten limitiert“, sagt Fischer. Die Arena im Volkspark offeriert darüber hinaus zusätzliche Werbeflächen sowie mehr Plätze im exklusiveren und teureren VIP-Bereich.
Für das Spiel gegen Bayern München konnten die Towers 520 dieser Tickets verkaufen, im Inselpark sind es maximal 220. Das „Jubiläumsspiel“ hilft, den Saisonetat von rund 5,5 Millionen Euro zu sichern. „Wir hatten aber ohnehin keine Budget-Probleme, weil wir diese Spielzeit sehr defensiv kalkuliert haben“, sagt Fischer
Hamburg Towers hoffen weiter auf den Elbdome in Rothenburgsort
Eine größere Spielstätte ist für die Towers momentan nicht in Sicht. Die „Elbdome“-Pläne ihres Hauptgesellschafters Tomislav Karajica, der trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten eines Teils seiner Firmen weiter eine Mehrzweckhalle für bis zu 9000 Besucher auf dem Gelände des Huckepackbahnhofs Rothenburgsort bauen will, verzögern sich. Ob sie überhaupt realisiert werden können, bleibt fraglich. Bisher gibt es für das Gelände keinen entsprechenden Bebauungsplan. Der soll angeblich Mitte des Jahres vorliegen.
Ein dauerhafter Umzug der Towers in den Volkspark steht nicht zur Debatte. „Wilhelmsburg bleibt unsere Heimat. Fraglich wäre auch, ob – selbst bei regelmäßig 6000 bis 8000 Zuschauern – sich für uns Spiele in der Barclays Arena wirtschaftlich lohnten. Für diese Größenordnung bräuchten wir den ,Elbdome’“, sagt Fischer. Andererseits fühle sich der Verein ermutigt, künftig weitere Begegnungen im Volkspark auszutragen, „vielleicht zwei pro Saison, eine davon, wenn möglich, an den Weihnachtsfeiertagen“. Verhandlungen darüber mit der Arena laufen bereits.
- Warum ein US-Basketballer kündigt, um Oberliga zu spielen
- Die Folgen der Imvest-Probleme für die Hamburg Towers
- Hamburg Towers suchen neuen Namen für Inselpark Arena
Auch Cheftrainer Benka Barloschky (36) freut sich „natürlich“ auf das Spiel, „ein absolutes Highlight“. Doch vor der Party im Volkspark fordert der Spielplan am Sonntag (15.30 Uhr/Dyn) die Pflicht in der 3140 Zuschauer fassenden Würzburger tectake Arena. Gegen den Tabellenvierten hatten die Towers das Hinspiel 58:88 (36:37) verloren. Es war die bisher höchste Saisonniederlage.
Beide Center verletzt, Trainer reist mit acht Ausländern nach Würzburg
Sorgen bereiten Barloschky seine „Big Men“. Der Einsatz der Center Jonas Wohlfarth-Bottermann (2,08 m/Augenverletzung) und Aleksander Dziewa (2,05/muskuläre Probleme) ist fraglich, er entscheidet sich erst am Spieltag. Kapitän Seth Hinrichs (2,01) kehrt nach der Geburt seines Sohnes in den Kader zurück.
Zur Sicherheit folgt Camron Reece (2,01 m) den Towers nach Würzburg, nachdem er am Vorabend noch für Kooperationspartner Rist Wedel in der 2. Bundesliga ProB Nord in Herford unterm Korb stand. Wenn alle fit wären, müsste Barloschky von acht Ausländern zwei auf die Tribüne setzen, sechs dürfen nur spielen.