Hamburg. Center der Veolia Towers Hamburg steht vor seinen womöglich letzten Spielen. Bundestrainer Gordon Herbert lässt sich eine Tür offen.

Zum Geburtstag von Jonas Wohlfarth-Bottermann hielt Bundestrainer Gordon Herbert eine Tradition aufrecht: Er beschenkte sich selbst mit dem Kapitän der Veolia Towers Hamburg. Zwei Jahre ist es her, da holte der Weltmeistercoach den 2,08-Meter-Mann nach neun Jahren der Nichtberücksichtigung in die Basketball-Nationalmannschaft zurück, und „WoBo“ musste seinen damals 32. Geburtstag in Israel beim WM-Qualifikationsspiel feiern.

Sein 34. am Dienstag ist im Vergleich dazu ein Heimspiel. Deutschland bereitet sich im Spielort Ludwigsburg auf den Start in die EM-Qualifikation am Donnerstag (19.30 Uhr/MagentaSport) gegen Montenegro vor.

Wohlfarth-Bottermann startet mit Weltmeister in die EM-Quali

Von 2017 bis 2020 spielte Wohlfarth-Bottermann in der Stuttgarter Vorstadt, die Familie seiner Freundin stammt ganz aus der Nähe. „So lassen sich gut zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“, sagt der 24-fache Nationalspieler.

Derzeit lebt der Center „komplett im Hier und Jetzt“, genießt die Zeit im Weltmeister-Team, das unter Herberts Regie zu einer Oase der Glückseligkeit geworden ist. „Jeder liebt die Atmosphäre hier“, schwärmt Wohlfarth-Bottermann.

Trip nach Bulgarien könnte die Abschiedstour werden

In seinem Hinterkopf nistet allerdings ein wehmütiger Gedanke: Der, dass die Reise zur zweiten Qualifikationspartie am Sonntag (16 Uhr/MagentaSport) nach Bulgarien seine Abschiedstour mit der Nationalmannschaft werden könnte.

Nur unter außergewöhnlichen Umständen werden die zwölf Weltmeister von 2023 – von denen im aktuellen Länderspielfenster lediglich David Krämer dabei ist – nicht die Auswahl stellen, die im Sommer in Paris olympisches Edelmetall gewinnen soll. Danach steht ein Umbruch im Kader an.

Nach Olympia steht im Nationalteam ein Umbruch an

Ob Routinier Wohlfarth-Bottermann dann noch dabei ist, erscheint fraglich. „Es ist realistisch, dass das jetzt eines der letzten Male für mich ist. Wenn ich nach dem Umbruch keine Rolle mehr in den Planungen spiele, ist das fein für mich“, sagt der 404-malige Bundesligaspieler.

Da er aber plant, voraussichtlich noch mindestens zwei Jahre professionell zu spielen, wäre er weiter verfügbar, wenn Herbert ihn braucht: „Egal, ob Olympia oder EM-Quali, für mich ist es immer eine Ehre, für Deutschland zu spielen. Dafür verzichte ich selbstredend auf jede Pause.“

Herbert: „WoBo ist der ultimative Teamspieler"

Und genau das schätzt sein Trainer so an ihm. „WoBo ist der ultimative Teamspieler, enorm wichtig für die Kabine“, sagt der Kanadier.

Als der 65-Jährige den gebürtigen Bonner 2022 überraschend wieder ins Aufgebot berief, kassierte er dafür einiges an Kritik. Wohlfarth-Bottermann ließ die Nörgler schnell verstummen, war ein wichtiger Faktor auf dem Weg zu EM-Bronze im Herbst 2022.

Wiederauflage des EM-Achtelfinales gegen Montenegro

Und zwar ausdrücklich nicht nur als Kabinenmaskottchen, sondern auch durch seine defensive Präsenz sowie das schlichte Vermeiden falscher Entscheidungen auf dem Spielfeld. Als Deutschland bei der WM auf den großen Positionen die Besten der Besten aufbieten konnte, musste Herbert den Hamburger „schweren Herzens“ streichen.

Doch zunächst stehen noch mindestens zwei weitere Länderspiele des Duos, das sich bereits aus gemeinsamen Tagen bei den Frankfurt Skyliners kennt, bevor. Gegen Montenegro kommt es zur Wiederauflage des EM-Achtelfinales, das Deutschland nur knapp mit 85:79 gewann.

Bundestrainer: „Ein Genuss, ihn als Menschen zu kennen"

Der Weltmeister ist dennoch hoher Favorit. „Wir haben auf jeden Fall die Qualität zu gewinnen“, sagt Wohlfarth-Bottermann, was Trainer gern hören.

„Er macht es zu einem Genuss, ihn zu coachen“, sagt daher auch Herbert und ergänzt: „Aber ein noch größerer Genuss ist es, ihn als Menschen zu kennen.“ Ein Typ, den man sich gern selbst schenkt.