Hamburg. Profis sind während der Festtage oft von ihren Familien getrennt. So auch Will Christmas, der mit den Hamburg Towers in Bonn spielt.

Hinter dem Weihnachtsmann muss selbst jemand anstehen, dessen Name Will Christmas lautet. Nichtsahnend über den Weihnachtsmarkt vor dem Hamburger Rathaus schlendernd, geriet der Flügelspieler der Veolia Towers Hamburg mitten in die Menschenmenge, die den über den Rathausmarkt schwebenden Santa-Schlitten beobachtete. Und dann ging es erstmal: nicht weiter.

Weiter, immer weiter geht hingegen – Weihnachten hin, Christmas her – das Programm der Basketball-Bundesliga. Die Towers treten an diesem Sonnabend (20 Uhr/Dyn) bei Champions-League-Sieger Telekom Baskets Bonn an.

Veolia Towers Hamburg spielen bei Telekom Baskets Bonn

Christmas sieht der Begegnung als „Silberstreif“ entgegen. „Immerhin darf ich in der Weihnachtszeit das machen, was ich liebe: Basketball spielen“, sagt der 27-Jährige.

Zusammensein mit den Mitspielern, aufgefangen werden von der Masse, den Emotionen. Denn: Jenseits aller albernen Namenswitzchen können die Festtage besonders für ausländische Basketballprofis ziemlich einsam sein.

Christmas verzichtet auf einen Weihnachtsbaum

Die Wenigsten haben ihre Familien mit in Deutschland, auch Christmas bewohnt sein Apartment in Wilhelmsburg solo. Nicht mal einen Weihnachtsbaum hat der US-Amerikaner geschmückt. „Mein Teamkollege Mark Hughes hat sich einen aus Plastik geholt. Aber das würde sich falsch anfühlen, so ganz ohne Geschenke darunter“, sagt der Kalifornier.

Materielles interessiert den mit durchschnittlich 13,5 Punkten zweitbesten Korbjäger der Towers an Weihnachten ohnehin wenig. „Ich mag viel mehr die Wärme, die sich die Familie gegenseitig spendet, wenn alle zusammenkommen“, sagt Christmas.

Wenn die Mannschaft zur Ersatzfamilie wird

Allein wird er an Heiligabend zumindest nicht verbringen. Towers-Co-Trainer Stanley Witt und dessen Lebensgefährtin haben alle Spieler, die sonst einsam wären, in ihre Wohnung eingeladen.

Am ersten Weihnachtstag ist bereits wieder Training. „Das Team hält zusammen wie eine Familie. Es nimmt mir die Schwere, wenn ich weiß, dass die anderen Ähnliches durchmachen müssen“, sagt Christmas, der selten an Schwermut leidet.

Weihnachtsmärkte haben es dem Towers-Spieler angetan

„The Christmas Song“ von Nat King Cole liebt er; der „Grinch“ läuft jährlich in der Adventszeit; Weihnachtsmärkte, Glühwein und vor allem Süßigkeiten hat der gläubige Christ für sich entdeckt, seit er vor zweieinhalb Jahren als Profibasketballer nach Deutschland gekommen ist.

Eine feste Kirchengemeinde hat Christmas hingegen noch nicht gefunden. „Es ist kompliziert, wenn du jede Saison woanders spielst“, sagt der Absolvent der Polytechnischen Universität in Kalifornien.

In der Bundesliga fühlt sich Christmas wohl

Auf dem Bundesligaparkett fühlt er sich hingegen in seiner ersten Saison in der höchsten Spielklasse mittlerweile wohl. Dort lässt sich Christmas von keinem aufhalten, nicht einmal vom Weihnachtsmann.

Zum zehnten Geburtstag gönnen sich die Towers in Kooperation mit ihrem Partner Kellogg’s erstmals in ihrer Clubgeschichte ein Maskottchen. Die Fans sind zu Vorschlägen aufgerufen.