Hamburg. Hamburgs Basketball können sich durch den Sieg in Weißenfels tabellarisch nach oben orientieren - auch dank MVP-Kandidat Aljami Durham.

Aljami Durham wirkte etwas verwirrt und fehl am Platz. Doch der Topscorer der Veolia Towers Hamburg war genau an der richtigen Stelle gelandet, als er am Sonntagnachmittag durchs schneebedeckte, verzeihen Sie die plumpe Alliteration, Wilhelmsburger Winterwunderland stapfte. Erstmal abkühlen.

Am Abend zuvor war der Motor des 25-Jährigen nämlich ziemlich heißgelaufen. Mit den entscheidenden Spielzügen hatte Durham Hamburgs Bundesliga-Basketballer zum 86:81 (21:23, 30:15, 16:17, 19:26)-Auswärtssieg beim Syntainics MBC in Weißenfels geführt. Für die Mannschaft von Cheftrainer Benka Barloschky ist es der sechste Erfolg im zehnten Saisonspiel.

Durham führt Veolia Towers Hamburg zum Sieg in Weißenfels

Lediglich zu Beginn befanden sich die Towers auf Abwegen, wirkten fahrig beim Ballvortrag und in ihren Abschlüssen. „Nach dem ersten Viertel haben wir dann besser verteidigt. Das war für mich der entscheidende Faktor, weswegen wir das Spiel drehen konnten“, sagte Aleksander Dziewa (26). Der polnische Center hatte mit seiner Offensivleistung maßgeblichen Anteil an der Trendwende nach frühem 9:19-Rückstand (8.).

Am Ende lagen Ball sowie Wohl und Wehe über das Spiel aber zumeist in den Händen von Durham – und dort ziemlich gut. Der Aufbauspieler, der von Haus aus eigentlich gar kein Spielmacher, sondern eher ein klassischer Punktesammler ist, hat sich binnen kurzer Zeit zum Regisseur entwickelt. Zu Saisonbeginn wirkte der US-Amerikaner mit der ihm zugeteilten Jobbeschreibung noch überfordert, inzwischen trägt er Winterblüte.

Towers-Spielmacher einer für die MVP-Diskussion

Und damit ist der Linkshänder abermals dort angekommen, wo er hingehört: in die viel zu verfrühte Diskussion über den „MVP“, den wertvollsten Spieler der Liga. Durham ist mit Durchschnittswerten von 17 Punkten, je fünf Rebounds und Vorlagen der zweiteffektivste Bundesliga-Akteur. Damit hat der 1,93-Meter-Mann auch die Towers heraus aus der Kälte des Tabellenkellers dorthin geführt, wo auch sie angesichts ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten heimisch sein sollten.

Fünf der vergangenen sechs Bundesligabegegnungen haben die Hamburger nun gewonnen. Das Ziel der Play-in-Plätze sieben bis zehn, das sich ein Club dieser Kragenweite setzen sollte und das sich die Mannschaft intern auch gesetzt hat, ist inzwischen sehr realistisch. Mit Abstiegssorgen sollte sich niemand mehr befassen.

Play-off-Ambition statt Abstiegskampf

Barloschky ist es mit vereinfachten Regeln im Angriff und komplexeren Defensivschemata gelungen, das Team zu stabilisieren. Schwachstellen bleiben jedoch.

„Wir erlauben uns zu viele Ballverluste, da müssen wir weiter dran arbeiten. Obwohl wir Kontrolle haben, geben wir dem Gegner dadurch immer wieder Chancen“, sagt der 35-Jährige. Dies sei abzustellen.

Dann kann die endgültige Orientierung zur oberen Tabellenhälfte beginnen. Die Annahme (und Befürchtung vieler Fans) noch zu Saisonbeginn, der Mannschaft fehle es an Bundesligatauglichkeit, dürfte aus Sicht von Barloschky, Durham und Co. Schnee jedenfalls von gestern sein.