Hamburg. Die Wilhelmsburger präsentieren sich wie verwandelt und feiern gegen die Bamberg Baskets mit 94:90 den vierten Bundesligasieg in Folge.

Es ging nur schwer auf die Augen, was die Veolia Towers Hamburg und Bamberg Baskets am 15. Oktober beim 64:80 im Pokal-Achtelfinale ablieferten. Es war Basketball zum Wegschauen. Nur fünf Wochen später wurde den 3400 Zuschauern in der ausverkauften Wilhelmsburger edel-optics.de Arena beim Wiedersehen in der Bundesliga eine andere Sportart geboten.

Das war nicht nur Basketball zum Hinschauen, was die Hamburger beim 94:90 (27:22, 16:20, 19:23, 32:25)-Sieg ablieferten. Es war nach dem vierten Liga-Erfolg in Serie das deutliche Zeichen an die Konkurrenz: Schaut her, hier kommen wir.

Hamburg Towers gegen Bamberg stark verbessert

Ganz genau sah auch das Schiedsrichtertrio bei der Bamberger Verteidigung im ersten Viertel hin. Bereits nach 2:50 Minuten hatten die Franken die Mannschaftsfoulgrenze von fünf regelwidrigen Aktionen erreicht. Für jedes weitere Vergehen bis zum Ende des ersten Abschnitts durften die Towers von nun an an die Freiwurflinie, was sie allerdings zu selten ausnutzten.

Vor allem aber bewegten die Gastgeber den Ball flüssig und flink um die Dreierlinie herum, fanden häufig die freien Männer auf der ballfernen Seite sowie diejenigen, die sich im Rücken der Defensive davon schlichen. Daraus entsprang unter anderem die sehenswerte Vorlage von Kapitän Seth Hinrichs, der Center Jonas Wohlfarth-Bottermann den Korbleger zum 13:10 (5. Minute) per Pass hinter dem Rücken auflegte. Na, da schau her!

Durham überzeugt ein weiteres Mal

Anschauungsunterricht, wie sich während der Saison eine massive spielerische Entwicklung vollziehen kann, erteilte Aljami Durham. Der Aufbauspieler besticht seit Wochen als Orchestrator der Offensive, strotzt vor Selbstbewusstsein.

An der die Grenze zur Komfortabilität tangierenden 31:24-Führung (12.) war der Linkshänder maßgeblich beteiligt. Als der US-Amerikaner dann jedoch mit zwei Fouls vorsichtshalber auf die Bank beordert wurde, brach Hamburg kurzzeitig ein und kassierte einen 0:8-Lauf (31:32/14.).

Möller gibt wichtige Minuten von der Bank

In Abstinenz des leicht am Knie verletzten Niklas Krause durfte sich Leif Möller ungewohnt lange dem Publikum präsentieren und wichtige Minuten geben. Offensiv erledigte das 20 Jahre alte Talent seinen Job solide, war in der Abwehrarbeit gegen die erfahreneren und körperlich überlegenen Franken aber ebenso massiv herausgefordert wie sein Guard-Kollege Nico Brauner.

Welche Schritte beide Mannschaften seit dem vorigen Aufeinandertreffen gemacht haben, war offenkundig. Die Towers beispielsweise haben nun eine Zonenverteidigung im Repertoire.

Gäste kommen im Schlussabschnitt auf

Bamberg wiederum fand spielerische Lösungen dagegen, weswegen die Partie auch nach dem Seitenwechsel knapp blieb, mit zunehmenden Vorteilen für die Franken. Dieser Basketball jedenfalls machte phasenweise richtig Spaß und hatte wenig mit dem teils grausigen Pokalspiel gemein.

Die Betonungen liegen hierbei allerdings auf "phasenweise" und "teils". Denn im Schlussviertel verloren die Towers zwischenzeitlich ihre zuvor gute Linie, ohne dass es dafür eine simple, schlüssige Erklärung gab.

Wohlfarth-Bottermann bringt Hamburg zurück

Unbedarft wirkende, wenig zielgerichtete Aktionen zeigten dann doch, weswegen die Verantwortlichen trotz des jüngsten Aufschwungs noch nach Verstärkungen suchen. Konkret soll es sich dabei nach Abendblatt-Informationen um einen sogenannten Combo Guard handeln, der den Spielaufbau übernehmen, aber auch ohne Ball Gefahr ausstrahlt.

Ganz allein kann es eben auch ein Durham noch nicht richten, zumal er sich eine leichte Blessur am rechten Knie zuzog und den Rest des Spiels von der Bank verfolgte. Das war auch nicht nötig, denn nach 69:77-Rückstand (34.) übernahmen die Erfahrenen bei den Towers. Allen voran Wohlfarth-Bottermann, der sich unter dem Korb schindete, längst verloren geglaubte Rebounds nach einsackte und alle seine Würfe verwandelte, vier aus dem Feld,zwei von der Freiwurflinie.

Meisner entscheidet Partie mit spätem Dreier

Ihm zur Seite standen der wiederbelebte Lukas Meisner, Brauner, der per Dreier einen 10:0-Lauf zum 85:82 (38.) komplettierte, sowie das nun frenetische Publikum. Das war dann wahrlich wieder Basketball zum Hinsehen.

Wenn überhaupt, dann mussten zarter besaitete Towers-Fans in der finalen Minute vor lauter Nervosität wegschauen. Doch spätestens der spektakuläre Dreier von Meisner zum 94:86 exakt16 Sekunden vor Schluss löste auch dieses Problem.

Veolia Towers Hamburg: King (16 Punkte/6 Rebounds), Christmas (13/5 Rebounds), Meisner (13/6 Rebounds), Dziewa (13), Durham (11), Wohlfarth-Bottermann (10), Hinrichs (7), Hughes (5), Brauner (3), Möller (3).