Hamburg. Hamburgs Basketballer spielen in der Bundesliga, in der sie zuletzt zweimal siegreich waren, nun in Göttingen gegen ihren Ex-Spieler.
Der offenkundigste Unterschied, nun in Hamburg oder Göttingen Basketball zu spielen, liegt für Osaro Jürgen Rich in der Entfernung zum Flughafen. „Digga, das macht mich fertig“, sagt der 25-Jährige, der mit der BG Göttingen zu den bisherigen Spielen im Europe Cup nach Varese (Italien) und Tiflis (Georgien) von Köln und Frankfurt abheben musste. Da sorgt es zumindest für Entspannung, dass Rich seinen Ex-Club, die Veolia Towers Hamburg, an diesem Sonnabend (18.30 Uhr/Dyn) in Südniedersachsen zum Bundesligaduell empfängt.
Von 2016 bis 2022 spielte der gebürtige Lübecker für die Wilhelmsburger, ehe er zu medi Bayreuth wechselte. Im Sommer hätte der Guard zurückkommen können, nach Abendblatt-Informationen lag ihm ein Angebot vor.
Rich lag ein Angebot der Veolia Towers Hamburg vor
Rich wollte aber fern der Heimat weiter wachsen, dazu eine größere sportliche Rolle wahrnehmen, die ihm in Göttingen versprochen worden war. In Hamburg hatte er irgendwann den Ruf als der "kleine Jürgen" aus dem eigenen Jugendprogramm weg, der Scherzkeks vom Dienst. Davon wollte sich der mittlerweile große Osaro emanzipieren.
Den lockeren Zungenschlag hat sich Rich bewahrt. Doch wirkt er inzwischen gereifter und reflektierter. Der bisherige Saisonverlauf mit etwas weniger Spielzeit als beim Bundesliga-Absteiger Bayreuth beschäftigt den 1,85-Meter-Mann daher auch merklich.
Saisonstart in Göttingen eher unbefriedigend
"Es ist schon ein bisschen frustrierend für mich", sagt Rich und meint damit vor allem die zuletzt drei Niederlagen in der Bundesliga. Teamerfolg steht für ihn über allem. Im Europe Cup läuft es dagegen für den Viertelfinalisten der Vorsaison, alle vier Partien wurden gewonnen.
Für den eher holprigen individuellen Beginn dieser Spielzeit gibt es ja auch eine Erklärung. Eine kleinere Verletzung in der Vorbereitung hatte das Kraftpaket zurückgeworfen. „Ich werde weiter 100 Prozent geben, ich kann gar nicht nicht alles geben", sagt Rich, dessen persönliche Statistiken dennoch solide sind.
Towers-Center Dziewa "ist tough"
In Göttingen gebe es zudem die Voraussetzungen, schnell wieder in Form zu kommen. "Der Verein ist geil. Das Trainingszentrum ist top, alles ist zentralisiert, dazu sind die Leute richtig cool, kümmern sich extrem gut um die Spieler", sagt Rich.
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Die national zuletzt zweimal siegreichen Towers bezeichnet er „in dieser Form als solides Bundesligateam“. Vor allem Center Aleksander Dziewa ("Der ist tough") und Spielmacher Aljami Durham ("Der pusht richtig") seien gefährlich. "Dazu fällt das Team nicht mehr auseinander, wenn der Gegner einen Lauf hat."
Barloschky warnt vom offensivstarkem Gegner
Das Lob spielt Hamburgs Cheftrainer Benka Barloschky direkt zurück. "Göttingen ist sehr gefährlich, hat viel offensives Potenzial. Wir müssen ein defensives Spiel daraus machen", sagt der 35-Jährige, der voraussichtlich alle Akteure zur Verfügung hat.
Auch der Reisestress durch den EuroCup-Trip nach Istanbul am Mittwoch dürfe nicht als Ausrede gelten: "Schließlich hat Göttingen am selben Abend in Georgien gespielt."
Rich vermisst seine Heimatstadt Hamburg
Also richtig weit weg von Richs Zuhause, das er "unnormal vermisst. Vor allem, weil meine Familie dort ist. Aber auch das Chillen am Wasser, die große Auswahl an Cafés." Zumindest ein paar Heimatgefühle kommen im Spiel gegen den Ex-Verein auf.
Das erwartet Rich äußerst eng. "Ein 50:50-Match", sagt er. "Man sieht das neu gewonnene Selbstvertrauen der Towers."Barloschky warnt da direkt: Der Aufwärtstrend sei kein Grund abzuheben. Weder von Hamburg, noch von Köln oder Frankfurt.