Hamburg. Nach erfolgreichem Klassenerhalt stehen die Kaderplanungen für die nächste Saison an. Ein Akteur spielt darin keine Rolle mehr.

Marvin Willoughby konnte es gar nicht schnell genug gehen, die Saison, in der seine Veolia Towers Hamburg so oft enttäuscht hatten, abzuhaken. Schon als sich das Team am Dienstagabend nach dem 77:66-Heimsieg gegen die Hakro Merlins Crailsheim, der den Klassenerhalt in der Basketball-Bundesliga rechnerisch sicherstellt, auf der Ehrenrunde befand, grifft sich der Geschäftsführer das Mikrofon. Ein Dank an die Fans, verbunden mit dem Versprechen, „wieder europäisch spielen zu wollen und alles dafür zu geben, dass wir nächste Saison besser spielen“.

Dafür stellt der 45-Jährige nun die Weichen. An Willoughby war die Saison nicht spurlos vorüber gegangen, vor bedeutsamen Spielen im Abstiegskampf wirkte der Vereinsgründer hypernervös, im Anschluss ergebnisunabhängig mental völlig ausgelaugt.

Veolia Towers Hamburg steht großer Umbruch bevor

Damit sich diese Situation nicht wiederholt, steckt der zweifache Vater, der als Kaderplaner die Verantwortung für die Krise übernahm, mitten in den Vorbereitungen, um sein drittes Baby, die Towers, bestens aufzustellen.

Sicher ist bereits jetzt, dass ein großer Umbruch bevorsteht – und angesichts der in dieser Saison gezeigten Leistungen auch bevorstehen sollte. Definitiv aus dem aktuellen Kader verbleiben nur Kapitän Seth Hinrichs und Center Jonas Wohlfarth-Bottermann, deren Verträge im mittleren Preissegment noch eine weitere Spielzeit laufen.

Lukas Meisner, dessen Arbeitspapier unlängst zu verbesserten Konditionen bis 2025 verlängert worden war, besitzt zwar eine Ausstiegsoption, dass der 27 Jahre alte Nationalspieler diese zieht, ist jedoch unwahrscheinlich.

Len Schoormann spielt keine Rolle in Planungen mehr

Ebenso wie ein Verbleib von Len Schoormann. Der 20-Jährige, immerhin ein Kandidat auf der Nominiertenliste zum Nachwuchsspieler des Jahres in der Bundesliga, war im vergangenen Sommer für zwei Jahre von den Fraport Skyliners aus Frankfurt ausgeliehen worden. Was bislang kaum jemand wusste: Für die zweite Saison würde eine weitere Leihgebühr im niedrigen fünfstelligen Bereich fällig, die die Towers nach derzeitigem Stand wegen der zögerlichen Entwicklung des talentierten Guards wohl nicht zu zahlen bereit sind.

Im voraussichtlichen Abstiegsfall Frankfurts gilt der nur für die Erste Liga ausgehandelte Vertrag von Schoormann mit den Hessen allerdings nicht mehr. Nach Abendblatt-Informationen haben die MHP Riesen Ludwigsburg Interesse an ihm.

Harrison Cleary vom Drittliga-Kooperationspartner SC Rist Wedel reist am Freitag wieder in die USA zurück. Der beste Punktesammler der 2. Bundesliga ProB hatte bei seinen Aushilfseinsätzen mitunter überzeugt, kommt aber nicht für eine Anstellung in der Bundesliga in Frage. Dafür sei er zu schmächtig und defensiv zu anfällig, sagen mehrere Clubverantwortliche. Die Zweite Liga sei dagegen eine gute Option.

Philipps und Polite Kandidaten für Vertragsverlängerung

Kandidaten für eine Vertragsverlängerung in Hamburg sind rar. An Defensivspezialist Christoph Philipps besteht grundsätzliches Interesse, der 24-Jährige besitzt jedoch mehrere Optionen und wird diese erst nach Saisonende prüfen.

Der im Januar nachverpflichtete Anthony Polite, der sich direkt zum besten Punktesammler aufschwang, ist als individuell bester Tower eine logische Wahl. Allerdings kam der schweizerische Nationalspieler vom EuroLeague-Club Asvel Lyon-Villeurbanne und wird, nachdem er seine Qualität auf gehobenem Niveau nachgewiesen hat, Angebote aus ganz Europa erhalten, die über das Salär des Topverdieners in Hamburg hinausgehen.

Childs wird viele Angebote erhalten

Dem an guten Tagen herausragenden, mitunter allerdings wankelmütigen Center Yoeli Childs dürften die Wilhelmsburger ein Angebot vorlegen, womit sie allerdings nicht die einzigen sein werden. „Es klingt klischeehaft, aber ich befasse mich wirklich noch überhaupt nicht mit der kommenden Saison. Ich habe großes Vertrauen in meinen Agenten, er wird die beste Lösung für mich finden“, sagte Childs.

Noch zwei Auswärtsspiele, dann kann auch Childs, so wie Willoughby, die Saison hinter sich lassen und über seine Zukunft nachdenken.