Hamburg. Woran Geschäftsführer Marvin Willoughby die bereits siebte sehr hohe Niederlage der Hamburger in dieser Saison festmacht.

Marvin Willoughby wirkte am Sonntagabend nicht wie jemand, der vor Wut schäumt. Stattdessen sprach der Geschäftsführer der Veolia Towers Hamburg mit der Routine eines ehemaligen Profisportlers, für den Verlieren zum Alltag gehört. Die 80:123-Niederlage der Basketballer beim MBC Weißenfels am Sonnabend war jedoch von einer neuen (Nicht-)Qualität.

Nach der 55:111-Demontage am 30. September 2019 beim FC Bayern München im ersten Bundesligaspiel der Vereinsgeschichte war es die zweithöchste Pleite seither. Bei den Towers entwickeln sich Desaster dieser Ausmaße in der aktuellen Saison zur Gewohnheit, was für einen Club mit Play-off-Ansprüchen inakzeptabel ist. Bereits fünfmal unterlagen die Wilhelmsburger in der Bundesliga mit mindestens 29 Punkten. Dazu gab es im EuroCup zwei 28-Zähler-Niederlagen.

Fünf der sieben Klatschen der Veolia Towers Hamburg fielen in die Amtszeit von Benka Barloschky

Wo kommt diese ungeheure Häufung her? „Uns fehlen in der Mannschaft die Führungspersönlichkeiten, die es schaffen, die Jungs mitzureißen. Das hat nichts mehr mit Statistiken, sondern mit Charakter zu tun“, sagt Willoughby, der schnell einen Schuldigen ausgemacht hat: sich selbst. „Am Ende des Tages trage ich die Verantwortung für die Kaderzusammenstellung, da habe ich keinen guten Job gemacht“, sagt der Sportchef.

Fünf der sieben Klatschen fielen in die Amtszeit von Benka Barloschky. Der junge Cheftrainer genießt dennoch Willoughbys Schutz, die Vertragsverlängerung über die Saison hinaus gilt als sehr wahrscheinlich. „Ich bewundere Benka. Er ist in einer wirklich unfairen Situation Trainer geworden. Die Leute unterschätzen, welche Dynamiken in Teams auftreten können, er macht das klasse“, sagt Willoughby.

Towers finden keine Lösungen auf die Energiekrise

Auch Barloschky gehen jedoch die Erklärungen aus: „Wir hatten nicht die Energie und Physis, um auch nur ansatzweise konkurrenzfähig zu sein, dürfen das als Gruppe, das schließt mich als Trainer mit ein, auch nicht schönreden.“

Es scheint inzwischen der Pawlowsche Reflex der Towers zu sein, Abfuhren mit mangelnder Energie zu begründen. Doch gelingt es dem akribisch arbeitenden 35-Jährigen, der Phasen der Partie in Weißenfels reglos von der Seitenlinie verfolgte, weder, das Problem zu beseitigen, noch dauerhaft spielerische Lösungen zu finden. Gegen Weißenfels wirkte Hamburg unvorbereitet, obwohl hinlänglich bekannt ist, welchen Stil der debütierenden MBC-Trainer Ingo Freyer spielen lässt.

Towers-Chef Marvin Willoughby: "Ich erwarte eine Reaktion."

Offenkundig ist aber: Der Trainer ist zwar eine Ingredienz der Krisen-Melange, jedoch nur eine Prise. „Am Dienstag erwarte ich eine Reaktion, da müssen die Jungs liefern“, sagt Willoughby über den anstehende Heimspiel gegen Crailsheim.

Positiv gesehen: Die Towers haben mittlerweile auch reichlich Erfahrung darin, von derben Pleiten zurückzukommen.