Hamburg. Hamburger Basketballern ist Ligaverbleib nach dem 77:66-Sieg gegen Crailsheim nun auch rechnerisch nicht mehr zu nehmen.
Am Ende wirkten die Veolia Towers Hamburg nur noch wie ein hundemüder Läufer, der sich zwei Tage nach dem Haspa Marathon noch irgendwie über die Ziellinie zu schleppen versuchte. Es wurde ein Stolpern, eine Bruchlandung, aber – drüber, überm Strich. Klassenerhalt geschafft!
Mit dem 77:66 (17:18, 21:12, 15:16, 24:20)-Heimsieg am Dienstagabend gegen die Hakro Merlins Crailsheim und die gleichzeitige Niederlage Frankfurts in Braunschweig verbleiben die Wilhelmsburger eine weitere Saison in der Basketball-Bundesliga. Mit 21 Punkten war US-Center Yoeli Childs der beste Hamburger Korbschütze.
Towers-Geschäftsführer verspricht Besserung für die nächste Saison
„Es war nicht leicht in dieser Saison, aber wir versprechen, dass wir unser Bestes geben, um nächstes Jahr erfolgreicher und hoffentlich international zu spielen“, sagte Towers-Geschäftsführer und -Sportchef Marvin Willoughby in den Jubel der Fans hinein. Ästhetisch war der Stil des Erfolgs keineswegs, aber danach verlangte nach den Vorleistungen sowieso längst niemand mehr.
Auf die 43-Punkte-Blamage beim MBC Weißenfels am Sonnabend folgte die erhoffte Reaktion. Allein in den ersten Minuten steckte mehr Intensität als über die kompletten 40 in Sachsen-Anhalt. Wenn überhaupt, wirkten die Gastgeber übermütig. Nachdem die überschüssige Energie verbraucht war, begann das große Nachdenken – ein besonnenes. Von knappen Rückständen ließ sich Barloschkys Team nicht verunsichern, lief seine Offensive beachtlich geduldig.
Zuschauer verfolgen auch das Parallelspiel in Braunschweig
Weniger entspannt tippten hingegen viele der 2945 Zuschauer im Wilhelmsburger Inselpark regelmäßig auf ihre Smartphones, um den Spielstand im parallel stattfindenden maßgeblichen Kellerthriller in Braunschweig zu verfolgen. Es hatte ein wenig etwas von der Bundesligakonferenz – passenderweise waren die HSV-Profis Jonas Meffert und Moritz Heyer in der Halle. Braunschweig setzte sich früh deutlich ab. Zur Erinnerung: Bei einem Sieg der Niedersachsen und dem gleichzeitigen Erfolg der Towers hätten die Hamburger den Klassenerhalt sicher.
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Deren Qualität blieb offensiv indes aber ebenso überschaubar wie die der Gäste. Vor den Augen von Bundestrainer Gordon Herbert, dessen Sohn Daniel Assistenzcoach der Merlins ist, verwandelten beide Teams jeweils nur drei von 23 Dreiern, erschreckende 13 Prozent. Abstiegskampf eben. Die Liveschalte nach Braunschweig verriet, dass die Löwen zur Pause mit 51:32 vorn liegen. Es war also alles angerichtet für die Towers. Aber reichen die vom Verteidigen beanspruchten Energiereserven, halten die Nerven, beginnt das große Zittern?
Veolia Towers holen im letzten Viertel Rückstand wieder auf
Ja und ja. Nämlich, weil die Begegnung in Wilhelmsburg knapp und spielerisch bescheiden – zwischenzeitlich wurden fünf Freiwürfe in Serie vergeben – blieb, aber auch weil Frankfurt bis nach Norddeutschland spürbare Lebenszeichen sendete und Ende des dritten Viertels wieder auf sieben Punkte herangekommen war. Es blieb allerdings ein letztes Aufbäumen.
Hamburg verlor indes die Orientierung und die ersten 3:29 Minuten des Schlussabschnitts mit 0:11 (53:57/33. Minute). Dann bewies das Team, dass doch so etwas wie Charakter in ihm schlummert und konterte mit entscheidenden zehn Zählern in Serie. Die Belohnung fiel bescheiden aus: kein Streckenrekord, keine Medaille, aber immerhin eine Teilnehmerurkunde für die kommende Bundesligasaison.
„Ich bin extrem zufrieden mit der Art und Weise, wie wir heute verteidigt haben", sagte Cheftrainer Benka Barloschky. "Wir haben nur in einem Viertel zugelassen, dass Crailsheim 20 Punkte erzielte. In den restlichen konnten wir das gut kontrollieren. Die Trefferquoten waren auf beiden Seiten nicht gut, daran hatte auch unsere defensive Leistung einen Anteil. Wir haben erneut das Rebound-Duell gewonnen, das war ein großes Ziel nach dem vergangenen Spiel. Auf den Ball haben wir ebenfalls gut aufgepasst und am Ende dank unserer Defensive und einer Energieleistung den Heimsieg erkämpft. Ich bin sehr froh und stolz auf die Mannschaft, dass sie heute diese Reaktion zeigen konnte.“
Veolia Towers Hamburg: Childs (21 Punkte), Polite (15), Taylor (12), Philipps (7), Hinrichs (7), Wohlfarth-Bottermann (7), Samar (6), Meisner (2), Schoormann.