Hamburg. Nach dem 90:86-Erfolg gegen die MLP Academics Heidelberg müsste es mit dem Teufel zugehen, wenn die Wilhelmsburger noch absteigen.

Vor gut einem Jahr wurde beim Aufeinandertreffen der Veolia Towers Hamburg und MLP Academics Heidelberg im Abendblatt die Frage erörtert, ob die Neckarstadt nach der Heidelbeere benannt sei (Antwort: ja). Die Möglichkeit, sich mit solchen Banalitäten zu befassen, bestand, da die Wilhelmsburger komfortabel gewannen.

Am Mittwochabend war die Lage weitaus prekärer. Die Hamburger Basketballer benötigten noch einen Sieg, um den Klassenerhalt in der Bundesliga zu sichern. Der kam beim 90:86 (24:23, 26:27, 17:13, 23:23) vor 2714 Zuschauern in der erstmals seit 14 Begegnungen nicht ausverkauften edel-optics.de Arena dramatisch zustande.

Marc Suhr: "Anthony Polite ist ein richtiger Streetballer."

Die Gastgeber, die auf die genesenen Anthony Polite und Ryan Taylor setzen konnten, kamen offensiv gut in die Partie. Vor allem Polite mit seiner Zockermentalität zeichnete dafür verantwortlich. „Ein richtiger Streetballer“, befand der ehemalige Nationalspieler Marc Suhr, der von 1998 bis 2000 für den damaligen Erstligisten BCJ Tigers Hamburg aktiv war.

Problem bei der Geschichte: Heidelberg spielte das Spiel mit, und spielte es besser. Bereits in der 14. Minute hatten die auf einer Welle von vier Siegen in Serie reitenden Gäste ihren zehnten Dreier beim 15. Versuch zum 40:34 verwandelt, zur Halbzeit waren es zwölf. Zum Vergleich: Hamburg schafft es im Saisonschnitt auf acht Treffer – in 40 Minuten.

Towers-Scharfschütze Ryan Taylor Kandidat für Vertragsverlängerung

Eine Marke, die gegen die tatsächlich in heidelbeerblaue Trikots gehüllten Gäste, eingestellt wurde. Der nachverpflichtete Wurfspezialist Taylor, der trotz strengster Bewachung regelmäßig traf, unterstrich dabei einmal mehr, weswegen er zu einem Kandidaten für eine Vertragsverlängerung zählen dürfte. Mehr zum US-Amerikaner dann später.

Entscheidend war auch die geringe Fehlerquote der Towers. Die „Energie beschützen“, nennt Cheftrainer Benka Barloschky das gern, wenn keine unnötigen Reserven verschwendet werden.

Academics Heidelberg gehört die Schlussphase in der Basketball-Bundesliga

Die Academics, deren Cheftrainer Joonas Iisalo wegen der Geburt seines Kindes, das am Montag zur Welt kam, von seinem Assistenten Hylke van der Zweep vertreten wurde, kamen dagegen in der zweiten Halbzeit vor lauter Berauschung an der anfänglichen Treffsicherheit aus der Balance und zogen fast ausnahmslos von der Dreierlinie ab, was sie ausrechenbar machte.

Dennoch blieben die Süddeutschen dran. Es schien sogar darauf hinauszulaufen, dass die Könige der Schlusssekunden – vier Spiele in dieser Saison entschieden sie mit der Sirene – die letzte Chance erhalten sollten.

Ryan Taylor trifft entscheidenden Wurf zum Klassenerhalt

Der diesmal schwache Ziga Samar vergab beim Stand von von 86:84 einen weit offenen Dreier. Lukas Meisner sammelte jedoch den Abpraller ein und passte zu Taylor. Der, abermals mit Verteidiger auf den Fußspitzen, eiskalt einnetzte. Der endgültige Wurf zum Klassenerhalt.

Da Stunden zuvor die Konkurrenz aus Frankfurt und Braunschweig knappe Niederlagen im Abstiegskampf kassierte, scheint die weitere Bundesligazugehörigkeit nun gesichert. Die verbleibenden vier Begegnungen haben für die Towers trotzdem etwas mit Obst zu tun: Sie spielen um die goldene Ananas.

Veolia Towers Hamburg: Polite (25 Punkte), Childs (18), Taylor (16), Meisner (11), Cleary (7), Philipps (6), Samar (4), Wohlfarth-Bottermann (3), Schoormann, Kozak.