Riga. Die Hamburger schieden im Achtelfinale gegen Sloboschanske aus, können sich aber Hoffnungen auf eine Teilnahme nächste Saison machen.
Am überschaubaren Flughafen Riga auf den verspäteten Rückflug wartend, war die Enttäuschung bei den Veolia Towers Hamburg größtenteils einer Mischung aus Erschöpfung, Stolz und Dankbarkeit gewichen. Am Dienstagabend hatten die Wilhelmsburger dicht vor der Überraschung gestanden, den ukrainischen Topclub BC Prometey Sloboschanske, der wegen des Kriegs in der lettischen Hauptstadt spielt, aus dem Achtelfinale des Basketball-EuroCups zu werfen. Letztlich schlich der Außenseiter nach der 79:87-Niederlage im K.-o.-Duell jedoch tief betrübt vom Parkett der imposanten Arena.
„Ich bin sehr stolz, wir haben alles auf dem Feld gelassen, mehr kann ich nicht verlangen. Generell bin ich bin dem Abschneiden im EuroCup zufrieden, weil wir mitgehalten und viel gelernt haben“, sagte Cheftrainer Benka Barloschky.
Harrison Cleary warf die Veolia Towers Hamburg im EuroCup fast zum Sieg
Der 35-Jährige hatte stets betont, dass die Begegnung in Riga unter besonderen Gesichtspunkten zu betrachten sei: „Dass wir gegen ein ukrainisches Team nicht in der Ukraine spielen konnten, macht mich und uns alle betroffen. Es war das Mindeste an Respekt, dass wir Prometey gegenüberbringen konnten, so hart wie möglich zu spielen.“
Besonders hart machte es den Gastgebern Harrison Cleary vom Drittliga-Kooperationspartner SC Rist Wedel, der den stark dezimierten Towers aushalf. Völlig unerwartet explodierte der Aufbauspieler zu 19 Punkten, legte sein schüchternes Naturell auf dem Parkett ab. „Ein großer Dank an die Wedeler, die uns extrem geholfen haben“, sagte Lukas Meisner und meinte damit auch Center Michal Kozak.
Lukas Meisner empfindet EuroCup-Teilnahme als Privileg
„Es wird immer weh tun, dieses Spiel verloren zu haben, es fehlte wirklich nicht viel. Aber dennoch bin ich stolz auf diese EuroCup-Reise. Wir haben uns trotz vieler Herausforderungen nie unterkriegen lassen“, fuhr der 27-Jährige fort, der in Abstinenz des aus persönlichen Gründen vorübergehend in die USA gereisten Seth Hinrichs das Kapitänsamt übernahm.
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Der Nationalspieler war es auch, der während der Saison, auch als die Doppelbelastung ihren Tribut forderte, immer wieder über das Privileg sprach, am internationalen Wettkampf teilzunehmen.
Veolia Towers Hamburg könnten auch nächste Saison am EuroCup teilnehmen
Obwohl die Towers als derzeit 14. der Bundesliga auf den ersten Blick nicht für eine Qualifikation am Europapokal in Frage kommen, könnte die Reise über den Kontinent auch in der kommenden Saison fortgesetzt werden. Die den EuroCup ausrichtende, privat-wirtschaftlich organisierte EuroLeague nimmt unabhängig vom sportlichen Abschneiden regelmäßig Clubs aus Metropolen ins Teilnehmerfeld auf, die aus Vermarktungssicht interessant sind. Erste Gespräche hat es bereits gegeben.
„Man merkt schon, dass sie nicht abgeneigt wären, uns wieder dabei zu haben“, sagt Towers-Sportchef Marvin Willoughby. Eine Entscheidung kann jedoch erst nach Saisonende getroffen werden, Garantien gibt es keine. „Wir wären aber gern dabei, da uns der Europapokal hilft, als Organisation zu wachsen sowie bei der Rekrutierung von Spielern“, sagt Willoughby.
Towers-Sportchef Marvin Willoughby über Ausscheiden verärgert
Dass sich die Mannschaft nun in den verbleibenden sechs Partien in der Bundesliga, in der der Klassenerhalt höchstwahrscheinlich gesichert ist, hängen lässt, ist nicht zu befürchten. Allein schon, weil sich die Akteure mit auslaufenden Verträgen für weitere Engagements empfehlen wollen – so wie das Cleary bereits gelungen ist.
Dennoch: Grundsätzlich zufriedenstellend ist für Leistungssportler, auch wenn der Verein mit geringerem Budget ausgestattet ist als die Konkurrenz, ein Ausscheiden niemals. „Es ist wirklich ärgerlich. Nach dieser so durchwachsenen Saison hatten die Jungs noch etwas, worum es zu spielen galt“, sagte Willoughby. So flog doch ein wenig Wehmut aus Riga nach Hamburg mit.