Hamburg. Hamburgs Basketballer gehen mit 78:112 unter. Schwerer wiegt der Ausfall von Topscorer Anthony Polite, der auch in Riga fehlen wird.
Die Hoffnung auf den Einzug ins Viertelfinale des EuroCups nährt bei den Veolia Towers Hamburg allein ein altes Sprichwort: Wenn die Generalprobe schief geht, wird die Aufführung großartig. So chancenlos, wie sich der Basketball-Bundesligist beim 78:112 (23:26, 14:32, 24:26, 17:28) bei ratiopharm Ulm am Ostersonntag präsentierte, wirkt aber selbst dies weit hergeholt. Nicht nur kassierten die Wilhelmsburger ihre zweithöchste Saisonniederlage, sondern mehr Punkte als je zuvor in ihrer vierjährigen Bundesligazugehörigkeit.
Für beide Kontrahenten war es die Ouvertüre zum EuroCup-Achtelfinale. Ulm empfängt in diesem Wettbewerb am Mittwochabend den montenegrinischen Meister Buducnost Podgorica, Hamburg tritt am Dienstag (18 Uhr/MagentaSport) in Riga beim frischgebackenen Champion der estnisch-lettischen Liga, BC Prometey aus der Ukraine, der wegen des Krieges ins Baltikum umziehen musste, an. Allerdings - wie in Ulm - voraussichtlich stark gehandicapt.
Anthony Polite fehlt Veolia Towers Hamburg mit Blessur am rechten Fuß
Anthony Polite dürfte nämlich auszufallen. Der beste Punktesammler der Türme zog sich beim Training am Freitag eine Blessur am rechten Fuß zu. Eine erste Untersuchung zeigte zwar keine Auffälligkeiten, um eine strukturelle Verletzung auszuschließen, soll jedoch am Dienstag in Hamburg ein MRT erfolgen. Ein herber Rückschlag, da auch Ryan Taylor im EuroCup nicht spielberechtigt ist. Der US-Amerikaner wurde nach Ende der internationalen Wechselfrist erst unter Vertrag genommen.
Wie bitter das Fehlen der Nachverpflichtung sein wird, stellte der Distanzwurfexperte in der ratiopharm Arena in Neu-Ulm unter Beweis. Nach einem 0:10-Start (3.), bei dem die Towers ihre ersten acht Feldwürfe verfehlten, kam Taylor ins Spiel und brachte sein Team mit 14 Punkten allein im ersten Viertel wieder heran.
Cheftrainer Benka Barloschky unzufrieden mit Ausführung der Spielzüge
Abgesehen von ihrem Topscorer blieb die Trefferquote der Gäste überschaubar. Dennoch hielten die Wilhelmsburger Kontakt zur derzeit mutmaßlich viertbesten Mannschaft der Bundesliga, indem sie sich zahlreiche zweite Wurfchancen erarbeiteten und Ballverluste erzwangen.
- Klima-Kleber als Vorbild für Klette der Veolia Towers
- Das neue Selbstvertrauen der Hamburg Towers
- Towers siegen in Göttingen dank Samar – Klassenerhalt sicher
Cheftrainer Benka Barloschky wirkte dennoch unzufrieden, monierte in einer Auszeit lautstark die Art und Weise, wie seine Mannschaft ihre Spielzüge läuft: "Es geht nicht darum, was wir machen, sondern wie wir es machen", wies der 35-Jährige seine Akteure an.
Veolia Towers Hamburg offensiv wie defensiv in Ulm völlig von der Rolle
Wie sich erfolgreicher Basketball spielen lässt, wies Ulm mehr als eindrucksvoll nach. Die Schwaben trafen sämtliche ihre elf Abschlüsse aus dem Zweipunktbereich in Hälfte eins. Eine absurde Zahl. Und eine, die es den Towers nicht ermöglichte, bei ihrer schwachen Offensivform dran zu bleiben.
Aber auch defensiv offenbarte Hamburg Schwächen, die ein schnelles sportliches Ende der Dienstreise nach Riga, zu der die Mannschaft am Montag um 14.20 Uhr von Hamburg aus abhebt, befürchten lassen. Ulm zauberte am laufenden Band, kam zu neun Dunks und verpasste damit den Bundesligarekord für die spektakulären Druckkorbleger nur knapp.
Rückkehrer Christoph Philipps wird freundlich in Ulm empfangen
Was es dem Auftritt an Positivem abzugewinnen gab, ist schnell erzählt: Der 20-jährige Linus Hoffmann stellte in seinem erst vierten Profieinsatz - im Gegensatz zu seinen Kollegen rotzfrech - mit fünf Zählern eine persönliche Bestleistung auf, und Heimkehrer Christoph Philipps wurde von den Ulmer Fans freundlich mit einer Choreografie und eigenem Plakat empfangen. Es sind die kleinen Dinge, die an Tagen wie diesen Freude bereiten.
"Die Geste hat mich gerührt", sagte Philipps dementsprechend, ehe er kritisch wurde: "Natürlich willst du dann das Spiel anders gestalten und nicht so auf die Fresse kriegen. Selbst wenn man mit 20 Punkten hinten liegt, darf man nicht einfach aufgeben. Wir wissen, was wir bis Dienstag zu tun haben." Mit Detailarbeit und dem Vertrauen auf Sprichtwörter ist es allerdings nicht getan.
Veolia Towers Hamburg: Taylor (19 Punkte), Meisner (15), Schoormann (12), Wohlfarth-Bottermann (11), Samar (9), Philipps (5), Hoffmann (5), Childs (2), Hinrichs.