Hamburg. Christoph Philipps tritt mit Hamburgs Bundesliga-Basketballern am Sonntag bei seinem langjährigen Club ratiopharm Ulm an.

Das Gefühl, das er seinen Gegenspielern vermittelt, durfte Christoph Philipps nun selbst erleben. Als in der Regel ungefährlichster Offensivakteur der Veolia Towers Hamburg ist der Job des 24-Jährigen stattdessen der, sich an den potentesten Angreifer des Gegners zu heften. Wie nervtötend solche Kletten wie er sein können, erfuhr Philipps am Gründonnerstag, als er in einen von Klima-Klebern verursachten Stau auf den Elbbrücken geriet. Anschauungsunterricht für den Flügelspieler vor dem Bundesliga-Auswärtsspiel der Hamburger Basketballer bei ratiopharm Ulm am Sonntag (15 Uhr/MagentaSport).

Auf diese Begegnung fiebert Philipps seit Monaten hin. „Als der Spielplan herausgekommen ist, habe ich sofort geschaut, wann es nach Ulm geht“, sagt er. Als Achtjähriger begann er in der Donaustadt seine basketballerische Sozialisierung, 16 Jahre hat der 2,03-Meter-Mann in Ulm verbracht, sie erst im vergangenen Sommer Richtung Hamburg verlassen.

Christoph Philipps soll Cheftrainer Benka Barloschky wertvolle Tipps geben

Nun soll er der alten Liebe wehtun. Wesentlich einfacher gesagt als getan. Seit einem Fehlstart mit vier Niederlagen haben die Schwaben 14 von 22 Spielen gewonnen, sind zudem im EuroCup souverän ins Achtelfinale eingezogen.

Philipps soll sich nicht nur in der Verteidigung austoben, sondern bereits im Vorweg an der Taktiktafel. „Wir halten unsere Spieler dazu an, sich aktiv in die Vorbereitung auf ihre Ex-Clubs einzubringen“, sagt Towers-Cheftrainer Benka Barloschky, der auf Jordan Davis und James Woodard (beide Saisonaus) verzichten muss.

Der offensive Einfluss des Verteidigungsspezialisten der Hamburg Towers ist überschaubar

Den positiven Einfluss von Philipps zu quantifizieren, ist eine der komplexeren Übungen. Das im Basketball allwissend erscheinende Zahlenwerk bietet jedenfalls keinen Mehrwert. Von allen eingesetzten Towers-Akteuren hat der gebürtige Münchener die geringste „Nutzungsrate“. Nur 9,6 Prozent der Angriffe enden mit einer Offensivaktion des 92-fachen Bundesligaspielers.

Seine durchschnittlich 2,5 Punkte sowie die Dreierquote von 30 Prozent reißen ebenso niemanden vom Hocker, in die Tiefe gehende Defensivstatistiken weisen ihn nicht als nennenswerten Faktor aus. Aber: In Hamburg lieben sie Philipps. So einfach ist es manchmal.

Veolia Towers und Philipps streben Verlängerung des Vertrags an

Das Attraktive im Spiel des sympathischen Süddeutschen liegt nicht in dem, was sich messen, sondern sehen lässt. „Wir haben besonders in den vergangenen Duellen mit Göttingen und Bonn bemerkt, welchen defensiven Einfluss Chris ausübt. Mit seinen langen Armen nimmt er viel Raum ein, kann vom Aufbauspieler bis zum Power Forward vier Positionen verteidigen. Ein solches Profil ist exzellent“, sagt Barloschky.

Exzellenz ist jedoch auch andernorts gefragt. Philipps stünde ambitionierten Teams des Bundesliga-Mittelfelds gut zu Gesicht. Daher wollen sich die Towers nach Abendblatt-Informationen darum bemühen, den Forward über den Ablauf seines Vertrags Ende Juni hinaus in Wilhelmsburg zu beschäftigen.

Auch Philipps widerstrebe eine Weiterbeschäftigung unter Barloschky, bei dem er regelmäßig startet und rund 16 Minuten pro Begegnung auf dem Parkett steht, nicht. Zu erwartendes Ergebnis: Beide Seiten kleben sich für weitere Saisons aneinander.