Hamburg. Christoph Philipps ist ein geschätzter Verteidiger für die Basketballer, die heute im EuroCup gegen Breslau spielen. Über seine Taktik.

„Servus, Christoph hier.“ Die Grußformel ist bajuwarisch-höflich. Der Mann hinter den Worten freundlich. Die Mimik des jungenhaften Gesichts von Christoph Philipps ändert sich nur an einem Ort: auf dem Spielfeld. Nächster Termin dafür ist dieser Dienstag (19.30 Uhr/MagentaSport) in der Wilhelmsburger edel-optics.de Arena, wenn der Flügelspieler der Veolia Towers Hamburg (1:1-Siegbilanz) den Akteuren des EuroCup-Gegners Slask Breslau ein dann vermutlich weniger nett gemeintes „Dobry Wie­czór, Christoph“ ins Ohr hauchen wird.

Und dann wird Philipps das machen, was er in bislang jedem der sieben Pflichtspiele in dieser Saison, von denen er in allen startete, gemacht hat: nerven, was das Zeug hält. „Ich sehe es als meine Aufgabe an, den besten Spieler des Gegners zu verteidigen“, sagt der 24-Jährige. Wenngleich mit bestenfalls 90 auf 2,04 Meter verteilten Kilogramm nicht der Kräftigste, besticht Philipps in der Defensive. Der gebürtige Münchener ist flink genug auf den Beinen, um seine Gegenspieler um die Dreierlinie herumzujagen, und verfügt über lange Arme, um ihnen den Wurf zu erschweren. Das befähigt den Flügelspieler dazu, gleich drei Positionen zu verteidigen.

Veolia Towers Hamburg: Philipps im Angriff ein Schattenmann

„Mein defensiver Wert muss sich nicht zwingend in Ballgewinnen oder geblockten Würfen zeigen. Wenn es mir gelingt, durch permanenten Druck die gegnerische Offensive zu verlangsamen, habe ich meinen Job erledigt“, sagt Philipps. Beim 81:78-Überraschungssieg nach Verlängerung gegen den FC Bayern München am vergangenen Sonnabend gelang dies so gut, dass Towers-Cheftrainer Raoul Korner seinen Defensivspezialisten 29:55 der möglichen 45 Minuten auf dem Parkett ließ – nur einmal in seiner Bundesligakarriere spielte Philipps länger. Permanent stand er im Deckungsschatten der Stars des Vizemeisters.

Ein Schattenmann ist der Süddeutsche auch im Angriff – wo er im Schatten seiner auffälligeren Kollegen steht. Zu punkten, das ist nicht seine Kernkompetenz. Was nichts macht, da er auf andere Weise Zähler für seine Mitspieler kreiert. „Ich versuche, des Feld auseinanderzuziehen, durch clevere Laufwege Platz für die anderen Jungs zu schaffen“, sagt Philipps. Den Abschluss, dann zumeist den Dreier aus der Ecke, nimmt er nur selten und recht zögerlich. Die Wurfquote von wettbewerbsübergreifenden 20 Prozent wirft noch einen Schatten auf seine persönliche Bilanz. „Reine Kopfsache, im Training sitzt er regelmäßig“, meint Philipps.

Veolia Towers Hamburg: Philipps seit Sommer in der Stadt

Nach sechs soliden Jahren bei ratiopharm Ulm hatte er sich im Sommer zu einem Tapetenwechsel entschlossen. Hamburg war wegen seiner Verletzungshistorie (Knie, Leiste, Schulter) eine der wenigen Optionen. Sportlich hat es sich bisher ausgezahlt, menschlich ebenfalls. „Plötzlich ist der Papa mit der Bohrmaschine acht Stunden entfernt. Ich habe das Selbstverständliche der Heimat erst hier schätzen gelernt“, sagt Philipps.

Fernab der Heimat möchte auch Breslau nach zwei deutlichen Niederlagen den ersten Sieg im EuroCup einfahren. „Wir müssen uns auf ein extrem hartes Spiel einstellen“, warnt Philipps. Nur, so viel ist klar, seine Gegenspieler erst recht.