Hamburg. Wilhelmsburger besiegen gegen die Frankfurt Skyliners auch ihre Abstiegsangst. Wem Trainer Barloschky jetzt vertraut.
Am heutigen Montagmittag weihen die Veolia Towers Hamburg ihr neues Trainingszentrum an der Bostelbeker Straße offiziell ein. In der aufwendig umgebauten Tennishalle des TuS Harburg überlässt Sportchef Marvin Willoughby (45) Hamburgs Sportmäzen Alexander Otto (55), der rund die Hälfte der geschätzten Kosten von bisher 450.000 Euro übernahm, den symbolischen ersten Wurf.
Der PR-Termin stand seit längerer Zeit fest, und es scheint eine glückliche Fügung zu sein, dass nach den sportlichen Ergebnissen der vergangenen Woche die Hamburger Basketballer wieder optimistisch in ihre nähere Zukunft blicken – und dem Festakt den erhofften feierlichen Anstrich geben können.
Nach dem abermaligen Einzug ins Achtelfinale des EuroCups am vergangenen Dienstagabend gegen Dolomiti Energia Trento (89:87) sollten sich die Towers nun auch den Klassenerhalt in der Bundesliga gesichert haben.
Hamburg Towers werfen sich aus dem Abstiegskampf
Mit dem 84:70 (25:13, 16:27, 19:16, 24:14)-Erfolg über die Frankfurt Skyliners vergrößerten sie ihren Vorsprung auf den Tabellenvorletzten auf drei Siege. Zudem gewannen die Hamburger den direkten Vergleich, was bei Punktgleichheit am Saisonende das entscheidende Kriterium wäre. Das Hinspiel hatten die Towers 93:97 verloren.
Den Skyliners droht der zweite Abstieg in Folge. Nur mit einer Wildcard, für die sie vergangenen Sommer 700.000 Euro an die Basketball-Bundesliga (BBL) überwiesen, durften sie erneut am erstklassigen Spielbetrieb teilnehmen. Die geänderten BBL-Statuten ließen diese Möglichkeit jetzt ein weiteres Mal zu.
Den Towers eröffnet sich dagegen die Chance, eine bisher enttäuschend verlaufende Saison mit der Trainerentlassung des charismatischen Österreichers Raoul Korner, zwei Spielerabgängen (Marvin Clark und Kendale McCullum) sowie drei Nachverpflichtungen (Anthony Polite, Jordan Davis und Ryan Taylor) halbwegs gesichtswahrend zu beenden.
Das kann gelingen, weil die Mannschaft unter ihrem neuen Cheftrainer Benka Barloschky (35) widerstandsfähiger geworden scheint, Rückschläge besser verkraftet, positiv bleibt, „ihre Energie schützt“, wie Barloschky sagt, und sich mit aller Kraft gegen Widrigkeiten wehrt.
Hamburg Towers verspielen Zwölfpunkteführung
Gegen Frankfurt verspielten die Towers eine Zwölfpunkteführung aus dem ersten Viertel (25:13), gerieten Ende des zweiten und Mitte des dritten Viertels in Rückstand, letztmals zum 53:54 in der 28. Minute. Nicht nur die Präzision bei den Würfen ging in dieser Phase verloren, die Towers verließen ihren Matchplan, spielten zu riskante Pässe, verloren wieder öfter den Ball, insgesamt 17-mal (Frankfurt: elfmal). In dieser Kategorie bleiben sie mit 16,3 Ballverlusten im Schnitt das schlechteste Team der Bundesliga.
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Mit dem US-Schweizer Polite, US-Center Yoeli Childs, dem deutschen Nationalspieler Lukas Meisner und dem slowenischen Spielmacher Ziga Samar hat Barloschky inzwischen ein Quartett gefunden, dem er vertraut, dem er viel Spielzeit gibt, erneut jedem fast eine halbe Stunde. Und die vier waren es auch, die Ende des dritten und zu Beginn des vierten Viertels den Turnaround schafften. Dazu kam die Reboundquote von 36:23. Mit 36,7 gegriffenen Korbabprallern liegen die Towers auf Platz vier dieser BBL-Statistik.
Hobby-Schachspieler Polite, der unter dem Jubel der 3400 Zuschauenden eine Minute vor Schluss das Feld für das Bundesligadebüt von Linus Hoffmann (20) räumte, warf sich in nur zehn Begegnungen mit 13,6 Punkten im Schnitt zum aktuell besten Punktesammler der Towers. Meisner (12,1) und Childs (10,8) stehen ihm nur wenig nach. Während Meisner seinen Vertrag bereits für weitere zwei Jahre bis 2025 verlängert hat, dürfte es schwer werden, Childs und Polite zu halten.
Zwei Profis dürften Hamburg Towers verlassen
Vor allem Childs, der gegen Frankfurt alle seine neun Würfe aus dem Feld traf, hat sich nach anfänglichen Schwierigkeiten zu einem konstanten Faktor unter beiden Körben entwickelt. Der 25-Jährige hielt deshalb am späten Abend eine Eloge auf den Coach: „Das ist meine erste richtige Saison in Europa, ich habe noch viel zu lernen. Benka hat viel mit mir gearbeitet, er bringt uns das Spiel neu bei und ist dabei sehr geduldig. Nicht nur auf dem Feld, auch mentale Aspekte lehrt er uns, wie das stetige Halten des Energielevels. Er fokussiert sich auf die Details und bringt uns jeden Tag neue Dinge bei. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.“
Der Frage aber, ob er bei so viel Input nicht länger in Hamburg bleiben wolle, wich Childs aus: „Ich konzentriere mich auf Basketball, alles andere macht mein Agent.“ Und für den dürfte Dankbarkeit nicht die erste Währung sein.
- Punkte Veolia Towers Hamburg: Polite 24, Childs 21 (8 Rebounds), Meisner 14, Samar 8 (11 Assists), Philipps 5, Davis 4, Wohlfarth-Bottermann 4, Taylor 2, Hinrichs 2, Schoormann, Hoffmann.