Hamburg. Hamburger Basketballer müssen an diesem Sonnabend gegen Frankfurt Skyliners siegen. Auf welche Spieler Cheftrainer Barloschky setzt.

Benka Barloschky bevorzugt strukturierte Tagesabläufe. Der 35-Jährige, ein bekennender Liebhaber des Details, ist meist auf alle Eventualitäten perfekt vorbereitet. Am Freitagmorgen musste der Cheftrainer der Veolia Towers Hamburg jedoch ungewollt improvisieren. Badmómzjay hatte den Zeitplan des Basketball-Bundesligaclubs durcheinandergerappt. Nach dem ausverkauften Konzert der 20 Jahre alten Sängerin am Vorabend vor 4000 Fans war der Parkettboden in der Wilhelmsburger edel-optics.de Arena am Freitagmorgen nicht rechtzeitig zurückverlegt worden.

Barloschky konnte mit dem Training erst eine Stunde später beginnen. Am intensiven Übungsprogramm machte er indes keine Abstriche, dafür ist der Showdown an diesem Sonnabend (20.30 Uhr/MagentaSport) gegen die Frankfurt Skyliners einfach zu wichtig. Die Halle wird mit 3400 Zuschauenden zum zwölften Mal in dieser Saison voll ausgelastet sein.

Towers in akuter Abstiegsgefahr

Die sportliche Lage ist bekanntermaßen dramatisch: Sollten die Hamburger gegen den Tabellenvorletzten verlieren, wäre dieser bis auf einen Sieg an die Towers herangerückt. Mit einem weiteren Erfolg würden die Frankfurter den bisherigen Tabellen-14. sogar überflügeln, weil sie den dann zählenden direkten Vergleich gewonnen hätten.

Andererseits sollten die Gastgeber mit einem Sieg ihrerseits das Thema Abstieg wohl abhaken können. Fiele der Erfolg mit mehr als vier Zählern Unterschied aus, wären sie zugleich Gewinner des direkten Duells, lägen in diesem Fall bei Punktgleichheit am Ende in der Tabelle vor den Skyliners. Das Hinspiel hatten die Hamburger 93:97 verloren, nachdem sie zwischenzeitlich mit 17 Punkten geführt hatten. „Das haben wir bereits damals aufgearbeitet und abgehakt. Das Spiel war kein Teil unserer aktuellen Vorbereitung“, sagte Barloschky.

Auch Frankfurt wechselt den Trainer

Richtungweisend für den finalen Saisonverlauf darf das erneute Zusammentreffen mit den Frankfurtern mit allem Recht genannt werden. Wie zuvor die Towers am 8. Januar beförderten auch die Hessen ihren Co-Trainer zum Chef, das aber erst vor neun Tagen. Nach der Entlassung des Niederländers Geert Hammink (53) übernahm wie im Vorjahr, damals für ein Spiel, diesmal wahrscheinlich für länger, sein Assistent Klaus Perwas (52) das Team – und das gleich mit Erfolg.

Obwohl die beiden Topscorer Laurynas Beliauskas (13,8 Punkte im Schnitt) und Joshua Obiesie (12,4) fehlten, setzten sich die Frankfurter mit 89:84 gegen die favorisierten Niners Chemnitz durch. Während Beliauskas weiter ausfallen dürfte, scheint Obiesie, drittbester deutscher Scorer der Liga und Schlüsselfigur der Ergebniswende im Hinspiel, rechtzeitig fit zu werden.

Nach dem 89:70-Erfolg am 14. Februar beim späteren deutschen Pokalsieger Bayern München schienen sich die Towers aus dem Tabellenkeller verabschieden zu wollen. Drei Niederlagen und einige überraschende Siege der Konkurrenz später ist die Lage prekärer als zuvor.

Towers „größte Enttäuschung in dieser Saison“

„Die größte Enttäuschung in dieser Saison“ wurden die Towers zuletzt im wöchentlichen MagentaSport-Podcast zur Basketball-Bundesliga genannt, eine Einschätzung, die sich die Hamburger mit der 58:94-Pleite am vergangenen Sonntag in Oldenburg verdienten. Zwei Tage später wiederum zeigten sie ihre von vielen Experten vermuteten kämpferischen und spielerischen Qualitäten, warfen sich mit einem 89:87-Sieg über Dolomiti Energia Trento, Tabellenachter der italienischen Liga, abermals ins Achtelfinale des EuroCups.

„Das Spiel in Oldenburg verlief absolut nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Das ist bei allen noch in den Köpfen. Aber wir wissen genau, was wir falsch gemacht haben. Und die richtige Reaktion haben wir bereits unter der Woche gezeigt“, sagte Anthony Polite, gegen Trient mit 27 Punkten bester Werfer. „Also wissen wir auch, wie es richtig geht. Genau das müssen wir als Team auch gegen Frankfurt abrufen. Wir dürfen uns zu keiner Zeit davon abbringen lassen, in der Verteidigung viel miteinander zu sprechen. Wenn wir dort alle an einem Strang ziehen, dann bekommen wir unser Spiel ins Laufen.“

Der nachverpflichtete US-Schweizer Polite ist neben Center Yoeli Childs und Flügelspieler Lukas Meisner einer derjenigen Profis im (zu) kleinen Towers-Kader, auf deren Leistung im Moment stets Verlass ist. Auch der US-Amerikaner Childs zeigte zuletzt diese Konstanz, lieferte selbst in Oldenburg mit 15 Punkten und zehn Rebounds zum wiederholten Male ein Double-Double ab – und übertraf diese Performance gegen Trient mit 18 Zählern und unfassbaren 20 gegriffenen Korbabprallern, elf davon in der Offensive.

Neuzugänge sollen den Klassenerhalt sichern

Mit den weiteren jüngsten Neuzugängen Jordan Davis und Ryan Taylor sollte gegen Frankfurt zusätzliche Qualität ins Team kommen. Beide US-Amerikaner sind im EuroCup nicht spielberechtigt, bleiben aber im europäischen Wettbewerb im Innenverhältnis Teil der Mannschaft und werden in der nächsten Woche auch zum letzten EuroCup-Gruppenspiel auf Gran Canaria mitfliegen. „Sie sind sportlich und menschlich integriert“, sagt Barloschky, „und werden uns deshalb helfen.“

Unterstützung bringt auch Towers-Kapitän Seth Hinrichs am Sonnabend in die Halle mit. Sein Bruder und dessen Frau sind zu Besuch – zu seinem 30. Geburtstag, den Hinrichs am Freitag nur eingeschränkt genießen konnte. Zum Abendessen servierte seine Frau Spaghetti Bolognese, „wie fast immer am Tag vor einem Spiel“. Das Festtagsdinner soll nachgeholt werden, wenn es „einen weiteren Grund zum Feiern gibt“. Und an den glaubt Hinrichs: „Wir sind als Mannschaft zusammengewachsen, bleiben inzwischen auch in kritischen Situationen positiv, stürzen dann nicht mehr in ein mentales Loch.“