Hamburg. Wilhelmsburger präsentieren sich bei 83:92-Heimpleite gegen Basketball Löwen Braunschweig als völlig fragile Mannschaft.

Es muss weit gekommen sein mit den Veolia Towers Hamburg, wenn im Angesicht einer Heimpleite gegen den Vorletzten der Basketball-Bundesliga damit begonnen wird, etwas Positives herauslesen zu wollen. Aber doch, es gab sie, die Sequenzen, mitunter sogar die Phasen, die Hoffnung machen sollten. Schön, aber nicht gut.

Denn unterm Strich ist eine 83:92 (18:25, 23:23, 29:22, 13:22)-Niederlage gegen die Basketball Löwen Braunschweig in der mit 3400 Zuschauern ausverkauften edel-optics.de Arena indiskutabel. Es bleibt festzuhalten, dass auch Benka Barloschky in seinem vierten Spiel als Cheftrainer, das zum vierten Mal mit einer Schlappe endete, keine Trendwende einzuleiten vermag. Stattdessen müssen sich die auf Platz 14 abgerutschten Wilhelmsburger schleunigst nach unten absichern.

Basketball: Verunsicherte Towers verlieren auch gegen Braunschweig

Davon, den bei seinem Debüt im EuroCup am Mittwoch überzeugenden Anthony Polite in die Startformation zu stellen, sah Barloschky ab. Seine Spieler wiederum sahen davon ab, den Korb zu treffen. Die ersten acht (!) Angriffe endeten in fünf Fehlwürfen, zwei Ballverlusten und nur einem Freiwurftreffer von Christoph Philipps. Braunschweig zog auf 9:1 (3.) davon, Barloschky rief sein Team zur Auszeit zusammen – und wechselte abermals nicht.

Das Vertrauen sollte sich nur kurzzeitig auszahlen (6:9/4.), dann übernahmen wieder die Gäste (8:13/5.), und Polite durfte aufs Parkett. Der Schweiz-Amerikaner hatte vagen Einfluss auf die Partie. Primär mussten sich die Hausherren allerdings bei Spielmacher Kendale McCullum bedanken, der sie mit seinen neun Punkten in Schlagdistanz hielt.

Spieler der Veolia Towers Hamburg verunsichert

Angesichts der 15 Niederlagen in den wettbewerbsübergreifend vorangegangenen 18 Begegnungen war die Verunsicherung der Hamburger nun offensichtlich – inklusive ihres Publikums. Das sah zunehmend still und leise mit an, wie die Türme ihr fehlerbehaftetes Spiel zu stabilisieren versuchten. Und dabei gab es durchaus Vielversprechendes zu beobachten.

Sicher, die Probleme sind ähnliche wie zu Saisonbeginn, maßgeblich Ballverluste und überschaubare Freiwurfquoten. Doch zumindest phasenweise fanden die zur Abwechslung von der Dreierlinie sicheren und beim Rebound starken Wilhelmsburger gegen die Löwen neue Wege, ihre offensive Malaise aufzubessern.

Eingeschüchtertes Team ließ einfache Gelegenheiten aus

Barloschky ließ auffällig lang eine kleine Formation ohne einen der etatmäßigen Center Jonas Wohlfarth-Bottermann und Yoeli Childs spielen. Dies öffnete den Weg zum Korb – wo die Towers allerdings ganz im Stil eines eingeschüchterten Teams einfache Gelegenheiten ausließen. Bis zur 33:32-Führung (15.) ging diese Strategie gut, dann bestrafte der Tabellenvorletzte den Größennachteil (36:45/18.).

So war die erste Halbzeit aus einer positiven und einer negativen Perspektive zu betrachten. Die positive: Polite ist definitiv eine sofortige Hilfe, braucht wenig Anlaufzeit und kann Offensive für sich und seine Mitspieler kreieren. Nicht grundlos hatte sein Ex-Club Asvel Lyon-Villeurbanne EuroLeague-Potenzial im 25-Jährigen gesehen. Die negative: Ohne ihren polarisierenden Aufbauspieler McCullum strahlten die Hamburger so viel Gefahr aus wie zahnlose Löwen, mit ihm auf dem Court waren sie konkurrenzfähig. Die Abhängigkeit von einem einzigen Akteur ist jedoch etwas wenig Mutmachendes.

Basketball Löwen Braunschweig trafen 41,2 Prozent ihrer Dreier

Überhaupt: Mutig agierten die Towers viel zu selten, stattdessen zu häufig zu ängstlich und zurückhaltend. Es fehlt zudem an Halsabschneider-Mentalität im Team. Wann immer sich der Favorit wieder an den Abstiegskandidaten herangekämpft hatte, gab es kaum Bestreben, den lästigen Löwen nun endgültig den Garaus zu machen.

Erschwerend kam hinzu, dass die ansonsten aus der Distanz wenig potenten Braunschweiger an diesem Abend solide 41,2 Prozent (14/34) ihrer Dreier trafen. Vor allem Nationalspieler David Krämer tat den Towers weh. Doch die kämpften nun. Vom unter Barloschky verbesserten Einsatz in der Verteidigung, der frühen Hilfe gegen die Penetration zum Korb, war endlich etwas zu sehen.

Bezeichnend für das Engagement der Ausgleich zum 63:63, als Wohlfarth-Bottermann einem vergebenen Wurf nachsetzte und ihn schlussendlich verwandelte. Bezeichnend allerdings auch dafür, wie labil die Hausherren sind, dass der Folgeangriff mit einem Fehlpass endete. Dennoch: Vor dem Schlussabschnitt stand es 70:70, und die Aufholjagd war nicht McCullum-bedingt, sondern kam maßgeblich unter Regie von Ziga Samar und James Woodard zustande.

Partie gegen Braunschweig auf Messers Schneide

Erstgenannter war es auch, der per Dreier die viel bejubelte Führung erzielte (73:72/32.). Da es allerdings nicht konsequent gelang, die fortwährende Attacke der Gäste aus dem Pick’n’Roll, einem Spielzug, bei dem dem Ballführenden vom Mitspieler der Weg freigeblockt wird, ehe der Blocksteller sich Richtung Korb abrollt, zu stoppen, blieb die Partie auf Messers Schneide.

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Und McCullum rutschte über die Klinge. Fünf Minuten vor Ende und fünf Zähler unterhalb seiner Punktbestleistung in der Bundesliga musste der US-Amerikaner mit seinem fünften Foul vom Feld. Es hätte cleverere Momente gegeben, überhart zu verteidigen.

Veolia Towers Hamburg konnten Trendwende nicht erzwingen

Wer den Spielverlauf bis zu diesem Punkt und generell die Saison der Towers halbwegs aufmerksam verfolgt hatte, musste keine zu gewagte Prognose für die restliche Begegnung anstellen.

Wie schon sechs Tage zuvor gegen Göttingen wussten die Akteure des Gegners, was in den entscheidenden Momenten zu tun ist, die fragilen Hamburger gingen zwar – hier wieder der Silberstreif am dunklen Horizont – etwas planvoller zu Werke als in der Vorwoche, wirkten aber dennoch viel zu verstört und gehemmt, um die Trendwende zu erzwingen.

Veolia Towers Hamburg: McCullum (26 Punkte), Woodard (15), Polite (13), Samar (9), Hinrichs (8), Wohlfarth-Bottermann (5), Meisner (3), Childs (2), Philipps (2), Schoormann.