Hamburg. Anthony Polite debütiert im Basketball-EuroCup für die Hamburg Towers. Der 1,98 Meter große Spieler soll zwei Positionen bekleiden.

„Gewinnen heilt viele Wunden.“ Ärgerlich nur, dass Zitatgeber Benka Barloschky keinen Abschluss in Medizin besitzt, sondern Jura studiert hat. Gut wiederum, dass sich der 35-Jährige längst aufs Verteidigen gegnerischer Spielmacher anstatt auf das angeklagter Klienten spezialisiert hat. Denn mal wieder ein Spiel zu gewinnen, das haben die Veolia Towers Hamburg, deren Cheftrainer Barloschky ist, dringend nötig. Nächste Gelegenheit, die multiplen sportlichen Blutungen zu stoppen, ist an diesem Mittwoch (18 Uhr/MagentaSport) im Basketball-EuroCup bei Turk Telekom Ankara.

Eine der klaffendsten Wunden ist die Freiwurfquote, die die Wilhelmsburger schon mehrere potenzielle Siege gekostet hat. In der Bundesliga haben die Norddeutschen mit 66,7 Prozent die geringste Trefferwahrscheinlichkeit aller Teams, im EuroCup mit 69,0 Prozent immerhin nur die zweitschwächste aller 20 Teilnehmer. Zum Vergleich: Spitzenreiter in dieser Kategorie im zweithöchsten internationalen Wettbewerb sind die Spanier von Joventut Badalona mit 81,3 Prozent. Speziellen Fokus im Training legt Barloschky dennoch nicht auf die Einpunktwürfe. „Wir werfen sie in unseren Einheiten routinemäßig, aber die Spielsituation unter Druck vor den Augen von 3000 Zuschauern lässt sich nicht simulieren“, sagt der 35-Jährige.

Anthony Polite: Das "Schweizer Taschenmesser" der Towers in Ankara

Diese Wunde wird auch Neuzugang Anthony Polite, der in der türkischen Hauptstadt vor seinem Debüt für die Towers steht, nur ansatzweise balsamieren können. Die Quote des Schweizers mit US-amerikanischem Vater aus 4,191 Metern Korbentfernung betrug während seiner vier Jahre an der Florida State University mäßige 74,1 Prozent.

Die Konkurrenz durch seine Offensive zu verwunden, ist jedoch gar nicht die primäre Aufgabe des 25-Jährigen, der sich in der bisherigen Saison beim französischen EuroLeague-Teilnehmer Asvel Lyon-Villeurbanne nicht durchsetzte. Stattdessen soll der 1,98 Meter große Flügelspieler aus Lugano durch seine Athletik und Vielseitigkeit zum – Achtung, Wortwitz – Schweizer Taschenmesser für die Hamburger werden. „Er wird beide Forwardpositionen bekleiden, kann aber auch als Shooting Guard einspringen“, beschreibt Barloschky, der Polite in den ersten Trainings als „sehr positiv, kommunikativ und spielintelligent“ wahrgenommen hat.

Beim physisch imposanten Tabellendritten der Vorrundengruppe B (7:3 Siege) treten die auf dem achten und damit letzten Play-off-Platz liegenden Towers (3:7) auch mit Polite nur als krasser Außenseiter an. Immerhin eine Ausgangsposition, von der aus man eigentlich nur gewinnen kann.