Hamburg. Der EuroCup-Auftritt in Paris bietet Hamburgs Bundesliga-Basketballern die Möglichkeit, eine Entwicklung einzuleiten.
Raoul Korner denkt momentan viel nach: übers Übernachdenken. Der Cheftrainer der Veolia Towers Hamburg glaubt, dies sei ein Grund dafür, dass seinen Mannen die Leichtigkeit abhanden gekommen sei, weswegen es zuletzt fünf Niederlagen in Serie setzte. Über die Lösung hat sich der Österreicher bereits Gedanken gemacht: „Wir werden unser Spiel simplifizieren, auch die didaktischen Anforderungen zurückschrauben.“
Könnte man alles gut trainieren. Können die Wilhelmsburger aber nicht, da sie kaum Zeit zum Trainieren haben. Schon an diesem Mittwoch (20.30 Uhr/MagentaSport) treten sie wieder im EuroCup bei Paris Basketball an. Wird die Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb also zum Fluch, oder ist sie doch ein Segen?
Ex-Basketball-Bundesligatrainer Koch: Doppelbelastung unterm Strich positiv
Der langjährige Bundesligatrainer Stefan Koch schrieb hierüber in seiner Kolumne „Kochs Nachschlag“. Zwar sieht der Experte die Nachteile der hohen physischen Belastung und der Reisestrapazen. Allerdings überwiegen aus Sicht des 58-Jährigen die Vorzüge der Doppelbelastung durch die gesammelten Erfahrungen und die Chance, die Mannschaft im Wettkampfmodus anstatt unter sterilen Trainingsbedingungen zu entwickeln.
„Zudem kann es Spieler auch zermürben, eine ganze Saison lang fünf Trainingstage vor dem nächsten Spiel zu absolvieren. Auch wenn die Coaches hier und da einen Tag freigeben und sich bemühen, die Einheiten abwechslungsreich zu gestalten, kann diese Situation mental und emotional sehr herausfordernd werden“, sagt Koch.
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Dass die Zeit im Training fehle, um an Fundamentalem zu arbeiten, hatte Korner mit der Erfahrung seiner 24 Trainerjahre bereits vor Wochen ausgeräumt. Auf die etwas stammtischmäßig anmutende Kritik, ob er denn mit seiner Mannschaft keine Freiwürfe und Dreier übe, antwortete er: „Von den Spielern hat jeder in seiner Karriere schon Zehntausende Würfe genommen. Da machen 50 mehr oder weniger im Training keinen Unterschied. Es geht höchstens für einige persönlich darum, einen Rhythmus zu finden.“
Kollege Koch fällt ein ähnliches Urteil: „Die Bestimmung der Spieler, ist es zu spielen. Wäre es ihre Bestimmung zu trainieren, würden sie es lieben, hießen sie ,Trainierer’!“ Also: Nicht viel nachdenken, spielen.
In Paris fehlt Nationalspieler Lukas Meisner (27), der Tscheche Michal Kozak (24) von Kooperationspartner SC Rist Wedel ersetzt ihn.