Hamburg. Wilhelmsburger Basketballer geraten beim Spitzenreiter aus Bonn unter die Räder. Seit Wochen ist keine Entwicklung zu sehen.
Tuomas Iisalo liegt eigentlich immer richtig. Der Coach der Telekom Baskets Bonn gilt als bester Trainer der Basketball-Bundesliga. Doch am Sonnabendabend lag der in Ost-Berlin aufgewachsene Finne ausnahmsweise falsch. 1,2 Sekunden waren noch zu spielen, und sein Tabellenführer hatte die turmhohe 72:101 (18:25, 20:28, 14:30, 20:18)-Heimklatsche der Veolia Towers Hamburg längst sichergestellt, da rief der 40-Jährige sein Team noch einmal zur Auszeit zusammen, um einen finalen Angriff zu konzipieren.
Eine Respektlosigkeit, so auf den am Boden liegenden Gegner einzutreten – die Iisalo jedoch zu begründen versuchte: „Aus meiner Sicht ist das sehr respektvoll, weil ich den Towers zutraue, dass wir am Saisonende punktgleich sind und sie das Rückspiel bei uns hoch gewinnen können. Da zählt jeder Punkt.“
Hamburg Towers gegen Bonn gnadenlos unterlegen
Doch bei allem Respekt vor der hohen Fachkenntnis des amtierenden Trainers des Jahres, am siebten Spieltag wurde offensichtlich, dass die Wilhelmsburger weder in der Lage sein werden, mit Bonn in der Tabelle gleichzuziehen noch die Rheinländer im Rückspiel mit 30 Punkten zu besiegen. Die ungleichen Kräfteverhältnisse traten vor 3400 Zuschauern in der ausverkauften edel-optics.de Arena überdeutlich zu Tage.
Cheftrainer Raoul Korner, der wegen Iisalos Auszeit zunächst tobte, sich dann mit ihm aber „unter erwachsenen Männern“ aussprach, nannte das Duell, das keines war, einen „Realitätscheck“ und verdeutlichte: „Wir sind kein Spitzenteam. Punkt.“
Hamburg war Bonn in nahezu allen Belangen unterlegen. Kurioserweise lagen die Gastgeber einzig in den beiden Kategorien vorn, die ihnen die ganze Saison über schon massive Probleme bereiten. So leisteten sie sich zumindest nur zwölf Ballverluste, verglichen mit 13 der Gäste, und gaben gegen das beste Offensivrebounding-Team der Liga nur sechs zweite Chancen ab. Der Grund hierfür war allerdings ein wenig schmeichelhafter. „Wenn der Gegner alles trifft“, und das gelang den Telekom Baskets mit sagenhaften 62,1 Prozent, „gibt es nicht viele Rebounds für ihn einzusammeln“, sagte Korner.
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Hamburg Towers mangelt es an Entwicklung
Dessen Mannschaft fehlt zudem ein Spielmacher wie Bonns TJ Shorts (24 Punkte), der vor zwei Saisons noch in Hamburg spielte, der das Niveau seiner Mitspieler merklich anheben kann. Aufbauspieler Kendale McCullum gelingt dies über seine individuelle Produktion hinaus noch nicht konstant genug. Andere, wie der abermals enttäuschende und aus dem System entrückt wirkende James Woodard, haben es noch gar nicht gezeigt. „Wir brauchen mehr von ihm, und er kann mehr, das weiß er“, sagte Korner.
Besorgniserregend ist die ausgebliebene Entwicklung in den vergangenen Wochen. „Diese Partie gibt uns den klaren Auftrag zur Weiterentwicklung“, sagte der gebürtige Bonner Jonas Wohlfarth-Bottermann. Entscheidend dafür, so der Nationalspieler, sei, „uns die mentale Stabilität zu erarbeiten, aus schwierigen Phasen herauszukommen und dabei unser Konzept nicht zu verlieren.“
Die gute Nachricht, die Korner vermeldete: „Nur, weil wir auf den Sack bekommen haben, werden wir keinen Antrag zur Vereinsauflösung stellen.“ Na immerhin.
Die Statistik:
- Veolia Towers: McCullum (16 Punkte), Childs (15), Clark (11), Wohlfarth-Bottermann (10), Hinrichs (5), Samar (4), Woodard (4), Meisner (4), Schoormann (3), Philipps, Möller.