Hamburg. Der Österreicher Raoul Korner kommt vom Ligakonkurrenten. Er redet auch bei Transfers mit. Was die Hamburg Towers erwarten können.

Es gibt Fragen, bei deren Beantwortung sich Raoul Christoph Korner auch nach 48 Lebensjahren noch schwer tut. Ob die Torten des Café Sacher nun am besten schmecken oder die vom Hofzuckerbäcker Demel, ist so eine. Auf die Frage nach dem Lebensinhalt des Wieners gibt es hingegen seit fast drei Jahrzehnten nur ein einziges Wort als Replik: Basketball. Wenn er sich einer Aufgabe verschrieben habe, gehe er dieser mit 3000 Prozent nach, sagen Weggefährten über ihn. Das sind Nachrichten, die den Hamburg Towers süßer schmecken dürften als eine Sachertorte, denn nach Abendblatt-Informationen wird sich Korner nun bei den Wilhelmsburgern in eine neue Aufgabe stürzen: die als Cheftrainer.

Die Bestätigung des Bundesligisten steht noch aus, doch am Freitag war Korner bei Towers-Geschäftsführer Marvin Willoughby (44), um finale Details zu besprechen. Als er tags drauf im Flieger nach Wien saß, hatte er den bis 2024 datierten Vertrag dabei.

Mit Korner haben die Towers die große Lösung der internen – Co-Trainer Benka Barloschky (34) – vorgezogen. Wobei es, je nach Betrachtungsweise, dennoch eine interne Lösung ist: eine Bundesliga-interne. Priorität hatte für Willoughby, einen Coach zu verpflichten, der sich in der Liga auskennt, gut mit deutschen Spielern umgehen und diese auch von einem Wechsel nach Hamburg überzeugen kann. Ergo: Über ihre Stellenausschreibung hätten die Towers direkt schreiben können: „Suchen Raoul Korner (m) – Vollzeit“.

„Players Coach“: Das ist Towers-Trainer Korner

Der studierte Jurist, gelernte Immobilienmakler und -vertreter sowie frühere Pfadfinder, der 2009 österreichischer und 2012 niederländischer Meister wurde, arbeitet seit 2013 in Deutschland, verwandelte zunächst Braunschweig bis 2016 vom Abstiegskandidaten in ein solides Mittelfeldteam, formte dann das solide Mittelfeldteam aus Bayreuth zu einem Play-off-Kandidaten und Europapokalteilnehmer. Korner gilt als äußerst sympathisch. Er ist ein „Players Coach“, der viel kommuniziert und beliebt bei Spielern ist.

Womöglich ist dies sogar seine Schwachstelle, mitunter soll es ihm an Durchsetzungsfähigkeit mangeln. In den vergangenen Jahren blieben in Bayreuth die Resultate aus, die aktuelle Saison endete mit 13 Niederlagen in Serie auf Platz 14. Dem Vernehmen nach fühlte sich Korner, der sich neben dem Basketball intensiv mit dem Aktien- und Finanzmarkt beschäftigt, in Oberfranken auch deshalb nicht mehr wohl, weil ihm die Gesellschafter zu viel hineinredeten.

Dies droht ihm bei den Towers nicht. Hauptgesellschafter Tomislav Karajica (45) maßt sich nicht an, sich ins Sportliche einzumischen.

Hamburg Towers: Das sind Korners Stärken

Er sehe seine Stärken darin, eine Mannschaft aufzubauen, Charaktere zu rekrutieren, die auf und abseits des Feldes zusammenpassen, hatte Korner, dem ein lukrativeres Angebot aus Japan vorlag, vergangene Woche im Podcast „Abteilung Basketball“ gesagt. Die Chance dazu wird er in Hamburg erhalten. Zwar behält Willoughby den Titel des Sportdirektors, doch Korner soll sich federführend auf dem Transfermarkt einbringen.

Einen ersten Erfolg kann der ehrgeizige Single mit dem Zeitpunkt seiner Unterschrift verbuchen: Lukas Meisner (26), der schon in Braunschweig und Bayreuth erfolgreich mit ihm zusammengearbeitet hat, wird seine Spieleroption für nächste Saison ziehen, um erneut unter dem österreichischen Nationaltrainer zu werfen.

Ansonsten liegt einiges an Arbeit vor Korner. Defensivspezialist Max DiLeo (29) verabschiedet sich offenbar in Richtung Oldenburg. Und dann gilt es noch die Frage zu klären, ob Franzbrötchen mit Wiener Tortenspezialitäten mithalten können.