Hamburg. Die Bundesliga-Basketballer verpflichten Raoul Korner als Nachfolger von Pedro Calles. Wird seine Doppelfunktion zum Problem?
Der Österreicher Raoul Korner wird nach Abendblatt-Informationen neuer Cheftrainer der Hamburg Towers. Der 48-Jährige soll bereits in der Stadt sein und letzte Vertragsdetails mit Towers-Sportchef Marvin Willoughby besprechen.
Korner erfüllt mehrere Kriterien, die Willoughby bei der Suche nach einem Nachfolger für den Spanier Pedro Calles (38) aufgestellt hatte: Er kennt, wohl Willoughbys wichtigste Voraussetzung, die Basketball-Bundesliga (BBL). Von 2013 bis 2016 betreute er die Löwen Braunschweig, danach sechs Jahre lang medi Bayreuth, in Anbetracht der finanziellen Möglichkeiten beider Vereine mit Erfolg. Zudem weiß er deutsche Spieler sportlich zu entwickeln, ist deshalb oft ein Argument für diese, zu ebenjenem Verein zu wechseln, den Korner trainiert.
Eine große Überraschung ist die Verpflichtung derweil nicht. Korner steht – wie auch Vorgänger Calles – bei der Berateragentur "You First Sports" unter Vertrag. Sein Agent Bennet Ahnfeldt hat den Towers neben Calles auch diverse Spieler wie Maik Kotsar vermittelt. Der Österreicher wird sich über seinen neuen Verein auch bei Calles informiert haben. Beide verbindet eine sehr gute Freundschaft.
Korner arbeitet seit 2019 zusätzlich als Nationaltrainer Österreichs
Neue Spieler können die Towers gut gebrauchen. Derzeit stehen bei den Wilhelmsburgern nur Robin Christen (31) und Lukas Meisner (26) für die nächste Saison unter Vertrag, beide besitzen allerdings Ausstiegsklauseln, Meisner soll mit einem Engagement in der spanischen Topliga ACB liebäugeln. Mit Kapitän und „Verteidigungsminister“ Max DiLeo (28) scheint jetzt ein weiterer Profi die Hamburger verlassen zu wollen. Der Deutschamerikaner will seinem Mentor Calles zum Bundesligakonkurrenten EWE Baskets Oldenburg an die Hunte folgen.
Korner, den seine Weggefährten als sehr sympathisch beschreiben, betreut seit 2019 zusätzlich die österreichische A-Nationalmannschaft, was ihn für die Towers finanziell erschwinglich macht. Mit dieser Konstellation hatten die Towers in der Vergangenheit indes zwiespältige Erfahrungen gemacht. Der US-Amerikaner Mike Taylor (49), mit dem die Towers 2019 in die Bundesliga aufstiegen und im Jahr danach wegen des Saisonabbruchs als Tabellenletzter nicht wieder abstiegen, arbeitete zeitgleich – sehr erfolgreich – als Coach der polnischen Auswahl.
Mit Trainer in Doppelfunktion machten Towers zwiespältige Erfahrungen
Vor allem die Kaderplanung im Sommer 2019 vor der ersten Bundesligasaison der Towers litt unter der Abwesenheit Taylors. „Wir hätten einen Trainer der Kategorie Taylor nie bezahlen können, wenn er nicht noch einen anderen Job gemacht hätte“, sagte Willoughby damals. Gilt Gleiches auch für Korner?
Allerdings: Österreich spielt im internationalen Basketball als 61. der Weltrangliste nur eine Nebenrolle und ist auch nicht für die Europameisterschaft im September qualifiziert, die unter anderem auch in Deutschland gespielt wird.
Mit Korner verlor Bayreuth seine letzten 13 Saisonspiele
In Bayreuth hatte Korner in diesem Jahr frühzeitig seinen Abschied angekündigt, "weil ich mal etwas Neues machen wollte". Nach einem guten Saisonstart mit 11:10 Siegen verloren die Bayreuther die letzten 13 Bundesligaspiele und konnten sich als Tabellen-14. gerade noch vor dem Abstieg retten. Die Towers wiederum schafften als Tabellensiebter zum zweiten Mal in Folge die Teilnahme am Play-off-Viertelfinale, scheiterten da jedoch am Tabellenzweiten Telekom Baskets Bonn, ohne auch nur ein Spiel zu gewinnen (0:3).
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Korner, der auch mit Ligakonkurrent Riesen Ludwigsburg in Kontakt stand, lag ein finanziell attraktiveres Angebot aus Japan vor, die Towers konnten ihn aber offenbar davon überzeugen, nach Hamburg zu ziehen. Hier muss der Österreicher bis zum Trainingsstart am 1. August erst einmal einen konkurrenzfähigen Kader zusammenstellen. Bisher konnten die Hamburger noch keinen Neuzugang melden – wohl auch weil der neue Trainer nicht feststand. Das sollte sich nun ändern.