Hamburg. Towers-Trainer Taylor kritisiert seine Profis nach 59:89-Pleite gegen Bamberg. Talent Hollatz Lichtblick – mit Doppelbelastung.

Als Towers-Sprecher Rupert Fabig am späten Sonnabend um 22.45 Uhr die Pressekonferenz eröffnete, blieb der Stuhl Mike Taylors leer. Erst mit zwei Minuten Verspätung traf der Trainer der Hamburg Towers im Medienraum ein. „Sorry, das Gespräch mit meinen Spielern hat etwas länger gedauert“, rechtfertigte Taylor nach der deutlichen 59:89 (28:48)-Niederlage gegen Brose Bamberg sein Zuspätkommen.

Es waren keine freundlichen Worte, die der sonst so positive „Players-Coach“ für seine Basketballer übrig hatte. Vor allem die Art und Weise, wie sich seine Mannschaft gegen Bamberg präsentierte, stieß dem Trainer sauer auf: „Wir haben uns nicht genug gewehrt. Ich erwarte mehr von unseren Spielern. Spielerische Leistung ist das eine, aber füreinander spielen und Kampfgeist sind fundamentale Dinge, die gefehlt haben.“ Die eindeutige Reboundstatistik (24:41) untermauerte seine drastischen Worte.

Schaffartzik ist bessere Mitspieler gewohnt

Taylors Botschaft richtete sich speziell an seine Leistungsträger. Zu keiner Phase konnten die erfahrenen Profis ihre Rolle ausfüllen. Kapitän Beau Beech warf mit neun Punkten und 25 Prozent Trefferquote ebenso unter seinen Möglichkeiten wie Center Yannick Franke (fünf Punkte, 14 Prozent) und der bisher überzeugende Marshawn Powell, der ohne einen einzigen Punkt blieb.

Auffällig: Die Towers haben in jeder Partie eine Vielzahl unnötiger Ballverluste nach Schrittfehlern oder dem Übertreten der Spielfeldlinien. Auch die Freiwurfquote von 57 Prozent (8 von 14 Versuchen) war wenig bundesligatauglich. „Wenn du nicht mental fokussiert bist, beeinflusst das deine Leistung. Die Wurfauswahl, wie wir den Ball in der Offensive bewegt haben, war nicht gut genug. Wenn wir offene Würfe hatten, haben wir sie nicht getroffen“, klagte ein genervter Taylor.

Das Offensivspiel war einmal mehr berechenbar. Automatismen im Angriffsspiel? Fehlanzeige. Auch bei der vierten Niederlage im fünften Spiel wurde deutlich, dass Spielmacher Heiko Schaffartzik noch nicht seine Rolle gefunden hat. Der 35-Jährige, der sein 400. Basketball-Bundesligaspiel absolvierte, war mit 15 Punkten zwar bester Schütze, allerdings machte er mal wieder einen Großteil seiner Punkte in der zweiten Halbzeit, als die Partie entschieden war. Im ersten Durchgang gelangen ihm nur zwei Zähler, ein Treffer bei fünf Versuchen.

Bindung zu Flügelspielern fehlte

Im Spielaufbau fehlte dem Guard erneut die Bindung zu seinen Forwards (Flügelspielern), zu häufig verschleppte er das Tempo, trennte sich zu spät vom Ball, sodass das Angriffsspiel statisch und improvisiert wirkte. „Heiko versucht sein Bestes, er spielt mit Herz. Er ist es gewohnt, mit besseren Spielern auf dem Court zu stehen, die für ihn gute Wurfpositionen kreieren. Bei uns muss er sich die Würfe selbst erarbeiten“, nahm Taylor seinen erfahrenen Regisseur in Schutz. Tatsächlich spielte Schaffartzik in seiner Karriere vorwiegend an der Seite eines Spielmachers auf der Position des Shooting-Guards. Deshalb probierte Taylor gerade in der zweiten Halbzeit häufig die Variante mit Toptalent Justus Hollatz und Schaffartzik.

„Justus war unser Lichtblick“, lobte Taylor. „Mit ihm haben wir den Ball besser bewegt. Hollatz zieht zum Korb, findet seine Mitspieler. Er hat die Spielzüge so ausgeführt, wie wir uns das vorgestellt haben. Was der Junge in seinem Alter gegen gestandene Bundesligaspieler abliefert, ist besonders.“ Der 18-Jährige kam in seinen 21:18 Minuten Spielzeit auf sieben Punkte und fünf Assists, die fast ein Drittel der gesamten Towers-Vorlagen (14) ausmachten. Wann immer Hollatz auf dem Court stand, war eine Struktur im Aufbauspiel zu erkennen. Der Ball zirkulierte flüssiger, was dazu führte, dass der Gegner bei der Verteidigung deutlich unsortierter war und die Hamburger so in gute Wurfpositionen kamen.

Abitur und Klassenerhalt sind hart

„Für mich persönlich ist es bedeutend, ein gutes Spiel gemacht zu haben, dass der Trainer mir vertraut, aber wir haben als Team nicht gut gespielt, keinen Einsatz gezeigt. Da hat Bamberg uns frisch gemacht“, sagte Hollatz. An Frische mangelt es dem Shootingstar nicht. Am Sonntag stand Hollatz für Kooperationspartner Rist Wedel beim 67:59 gegen Bernau in der dritthöchsten Spielklasse ProB bereits wieder 33:08 Minuten auf dem Parkett. Zeitnah soll aber entschieden werden, ob dem Youngster die Doppelbelastung abgenommen wird. „Ich bin ja noch jung“, scherzte Hollatz, der sich über Belastungssteuerung durchaus freuen würde.

„Ich habe ja auch noch mein Abitur im nächsten Jahr vor der Nase. Ich glaube, ich würde alles schaffen, aber es wäre schon wirklich hart. Ähnlich hart wie die Mission Klassenerhalt der Hamburg Towers.