Hamburg. Der britische Runningback Glen Toonga ist die positive Überraschung im Hamburger Team in der American-Football-Europaliga ELF.

Woher es kommt, dieses zweite Ich, das weiß Glen Toonga selbst nicht. Aber er mag es, schließlich bringt es auf dem Footballfeld das Beste aus ihm heraus. Und das ist wichtig, denn der 27-Jährige hat große Ziele. „Ich möchte beweisen, dass ich der beste Runningback in Europa bin. Dafür brauche ich meine Bestleistung in jedem Spiel“, sagt der Brite, der seit dieser Saison für die Hamburg Sea Devils in der European League of Football (ELF) aufläuft und aktuell Mann der Stunde ist. Den 14:0-Sieg bei den Leipzig Kings am vergangenen Wochenende erlief er mit zwei Touchdowns allein.

Das zweite Ich des Glen Toonga kann Sea-Devils-Star Kasim Edebali (32) eindrücklich beschreiben. „Was mir an ihm besonders gefällt: Er hat keine Angst. Wenn er eine Lücke sieht, rennt er durch, egal ob der Weg frei ist oder nicht“, sagt der Defensive End.

American Football: Toonga abseits des Feld ganz anders

Philipp Schulz (33), seit der Demission des gesundheitlich angeschlagenen Kirk Heidelberg in der vergangenen Woche neuer Offensive Coordinator, beschreibt die Vorzüge seines besten Laufspielers so: „Glen ist jemand, der dem Gegner sehr wehtut. Je länger ein Spiel dauert, desto schwieriger ist es für die Gegenspieler, ihn zu stoppen. Dank seines tiefen Körperschwerpunkts ist er kaum zu tacklen, dazu kommt seine Beweglichkeit“, sagt er.

Warum überhaupt von einem zweiten Ich die Rede ist? Weil Glen Toonga abseits des Footballfelds ein ganz anderer Typ ist. „Ich bin ein sehr gläubiger Mensch, zurückhaltend, entspannt, ruhig. Ich mag es nicht, mir wehzutun, und ich hasse es zu kämpfen“, sagt er und lacht so breit, dass sein riesiger Rastazopf, den er auf dem Kopf zusammengebunden hat, bedenklich ins Schwanken gerät. Wie so einer den Weg in eine der härtesten Kontaktsportarten findet? Indem er eine Universität besucht!

„Es war Liebe auf den ersten Blick“

„Wie jeder Engländer habe ich in der Jugend Fußball gespielt. Aber da sagte man mir, ich sei körperlich zu stark“, sagt der Mann, der 102 Kilogramm Kampfgewicht auf 177 Zentimeter Körperlänge verteilt. Also ging er zur Leichtathletik, um seine Qualitäten im Sprint auszubauen. „Aber auch dort hieß es, ich müsse Gewicht abbauen, um besser zu werden. Ich wusste aber nicht, wie ich das machen sollte.“ Erst in Southampton, wo der in East London aufgewachsene Sohn kamerunischer Eltern ein Mathematikstudium begann, brachte man ihn auf die Idee, es im Footballteam der Universität zu versuchen. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt er.

Womit er trotz seines Faibles für Zahlen nicht rechnen konnte: Seine athletischen Fähigkeiten reichten aus, um nach zwei Saisons für London Blitz in ausländischen Ligen sein Glück als Profisportler zu suchen. Drei Jahre spielte er für die Dresden Monarchs in der German Football League (GFL), wechselte in der Corona-Saison 2020 zu den Bialystok Lowlanders nach Polen, kehrte 2021 zu den Allgäu Comets in die GFL zurück – und hofft nun, in Hamburg seinen Traum vom höchsten kontinentalen Titel zu erfüllen.

American Football: Sea Devils in Polen zu Gast

„Natürlich ist die ELF eine große Herausforderung“, sagt der Single, der in Mundsburg lebt, „das Niveau ist zwei Stufen höher als das, was ich bislang gewohnt war. Aber ich glaube, dass ich mich bislang gut behaupte.“ Überraschend sei für ihn, wie sehr sich das Offensivspiel auf den Lauf fokussiere.

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„Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ich den Ball so oft bekommen würde. Aber wenn ich dem Team auf diese Weise helfen kann, Spiele zu gewinnen, bin ich sehr glücklich.“ Zweifelsohne kann er das. Die nächste Chance dazu gibt es am Sonntag (15 Uhr) im Gastspiel bei den Wroclaw Panthers in Polen. Glen Toonga freut sich darauf, auch dort sein zweites Ich zu entfesseln.