Hamburg. Das Hamburger Football-Team verlor am Sonntag mit 21:24 gegen Barcelona. Dabei gab auch der Coach keine gute Figur ab.

Wie erstarrt stand Charles Jones an der Seitenlinie, die Arme verschränkt, der Blick in Richtung der feiernden Gäste. Sein Fehler – der Headcoach hatte seinen Hamburg Sea Devils zwei Minuten vor Schluss eine bittere Strafe von 15 Yards eingebrockt – entschied die Partie für die Barcelona Dragons. Mit 21:24 (7:14, 7:7, 0:0, 7:3) verlor das Hamburger American-Football-Team am Sonntagnachmittag sein Heimspiel in der European League of Football (ELF), rutschte in seiner North Conference auf Rang zwei ab.

„Im Eifer des Gefechts kann so etwas immer mal passieren“, sagte Sea-Devils-Quarterback Salieu Ceesay über die Szene am Schluss. Jones, eigentlich ein sehr erfahrener Coach, hatte bereits alle Auszeiten genommen und somit kein Recht mehr auf eine Challenge. „Ich glaube, dass wir dachten, noch ein Timeout zu haben. Wir waren uns sicher, dass wir den Ball gefangen hatten. Die Szene wäre spielentscheidend gewesen“, sagte Ceesay.

Sea Devils lagen früh mit 0:14 zurück

Rund drei Stunden zuvor war Kasim Edebali noch bestens gelaunt, als er das Spielfeld im Stadion Hoheluft betrat. Der frühere NFL-Profi tanzte beim Aufwärmen zur lauten Rapmusik, winkte in Richtung des Publikums, ehe er vor dem Einlaufen noch einen großen Löffel Proteinpulver verdrückte. Pur, versteht sich. Die staubige Angelegenheit sorgte bei Ceesay für Erheiterung, änderte aber nichts an der Tatsache, dass der Defensive End bei den First und Second Downs erneut nur an der Seitenlinie stand – obwohl er mit zweieinhalb Sacks nach dem 43:18-Auftaktsieg über Berlin Thunder die beste Defensivstatistik der Liga vorzuweisen hatte.

Die Dragons stellten die Defense der Sea Devils gleich zu Beginn vor enorme Probleme. 13 Spielzüge, davon 13 Pässe, Touchdown. So lautete die Kurzzusammenfassung des ersten Angriffs von Dragons-Quarterback Zach Edwards, den auch ein wuchtiger Edebali-Sack nach fünf Minuten nicht aufhalten konnte. Fast identisch war der zweite Gäste-Touchdown, erneut fing US-Receiver Kyle Sweet einen Pass von Edwards, die Hausherren lagen früh mit 0:14 zurück. Edwards war zuvor ausnahmsweise selbst gelaufen, hatte die Sea Devils mit einem Raumgewinn von 71 Yards düpiert.

Headcoach Jones brüllte Spieler wütend an

Defensive Coordinator Kendral Ellison hatte eine Menge Gesprächsbedarf, redete wie Edebali minutenlang auf seine Verteidiger ein. Auch Headcoach Jones, unter normalen Umständen ein extrem ruhiger Zeitgenosse, schaltete sich ein, brüllte seine Spieler wütend an. „Wir wussten, dass Barcelona den Lauf nicht bevorzugt“, sagte Edebali. „Die Jungs sind sehr zäh. Besonders Zach Edwards ist einer der zähesten Quarterbacks, gegen die ich in meiner Karriere gespielt habe.“

Dass der Spielmacher mit seiner Wurfstärke zu den besten Spielern der Liga zählt, war vor der Partie bekannt. Eine Lösung hatten die Hamburger trotzdem nicht parat. Bezeichnend war auch, dass die Sea Devils mit einer Offensivaktion zurück ins Spiel fanden. Wide Receiver Lamar Jordan trug den Ball über das halbe Feld, die verbleibenden sechs Yards überbrückte Runningback Glen Toonga. Auch der plötzlich einsetzende Platzregen half nun den Hausherren, da Barcelonas Passempfänger mit dem rutschigen Ball zunehmend Probleme bekamen.

Barcelona ging per Fieldgoal in Führung

Unter den Augen von ELF-Commissioner Patrick Esume und Hamburgs US-Generalkonsul Darion Akins glichen die Sea Devils zunächst mit einem Touchdown von Wide Receiver Tobias Nill aus, ehe Barcelona kurz vor der Pause doch noch auf 14:21 stellen konnte. Offensiv hatten die Hamburger auch im dritten Viertel enorme Probleme. Undiszipliniertheiten, die Sea Devils kassierten insgesamt deutlich zu viele Strafen, taten ihr Übriges.

Zu Beginn des Schlussviertels war es erneut der starke Toonga (124 Rushing Yards), der den Ball bis kurz vor die Endzone trug, Ceesay weckte mit dem Quarterback-Sneak zum 21:21 neue Hoffnungen bei den 3447 Fans. Dummerweise nahm auch Barcelona weiter am Spiel teil, ging per Fieldgoal wieder in Führung.

Sea Devils: Jones nahm Team die Chance auf den Sieg

Headcoach Jones tigerte an der Seitenlinie vor und zurück, stützte die Hände in die Hüften, schien angesichts der mäßigen Offensivleistung aber ratlos. Ceesay verfehlte seine Anspielziele regelmäßig, erhielt jedoch auch zu wenig Unterstützung von seiner löchrigen Offensive Line. Immer wieder schossen die Katalanen auf den gebürtigen Lübecker zu, rissen ihn zu Boden.

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„Sie haben sehr viel Druck auf mich gemacht, das muss man sagen“, gab Ceesay zu. Barcelona hingegen gab Edwards genug Zeit, ließ clever die Uhr runterlaufen. Kurz vor Schluss bekam der Vorjahresfinalist noch einmal den Ball, hatte die Chance auf den Touchdown. Dann nahm Jones die Challenge – und seinem Team die Chance auf den Sieg.