Hamburg. Salieu Ceesay kam mit der Spielweise des erkrankten Kirk Heidelberg nicht zurecht. Nachfolger Philipp Schulz steht direkt unter Druck.

Die Nachricht, die die Hamburg Sea Devils am Donnerstagabend verbreiteten, hatte kaum ein Fan des Hamburger American-Football-Teams vorausgesehen. „Hamburg Sea Devils und Kirk Heidelberg gehen getrennte Wege“, lautete der Titel der Pressemitteilung, die die Anhänger aufschrecken ließ. Wegen gesundheitlicher Probleme sei der Vertrag mit dem 64 Jahre alten Offensive Coordinator aufgelöst worden. Nachfolger des US-Amerikaners wird der bisherige Wide-Receivers-Coach Philipp Schulz.

„Es kam nicht überraschend für uns. Wir wussten seit vier Wochen, dass Kirk Probleme hat. Wir waren im ständigen Kontakt, haben nun die Entscheidung gemeinsam getroffen“, sagt Max Paatz, als ihn das Abendblatt am Freitagvormittag am Telefon erreicht. Der Generalmanager der Sea Devils hat, als er von Heidelbergs Erkrankung erfuhr, im Hintergrund bereits mit dem Umbau des offensiven Trainerstabs begonnen. So fühlte Paatz bereits bei Philipp Schulz vor, ob der hauptberuflich tätige Lehrer sich ein Engagement als Coordinator vorstellen könnte. Konnte er. Zudem holten die Sea Devils mit Marico Gregersen still und heimlich einen neuen Quarterback-Coach ins Trainerteam.

Spielmacher Ceesay hatte bei Heidelberg schweren Stand

Gregersen, der bereits für die alten Sea Devils in der NFL Europe coachte, soll sich vor allem um Spielmacher Salieu Ceesay kümmern. Bei Kirk Heidelberg hatte dieser zuletzt einen schweren Stand. Der gebürtige Lübecker, neben Jan Weinreich von den Cologne Centurions nur einer von zwei deutschen Starting-Quarterbacks in der European League of Football (ELF), schien nicht das volle Vertrauen des bisherigen Spielzugansagers zu genießen.

Obwohl die Hamburger mit Jéan Constant und Lamar Jordan gleich über zwei US-amerikanische Wide Receiver als mögliche Anspielziele verfügen, ließ Heidelberg den Quarterback nur bei 33,8 Prozent seiner Spielzüge einen Pass werfen – der niedrigste Wert der gesamten Liga.

Jones will "Playbook etwas mehr öffnen"

Auch Defensive End und Ex-NFL-Profi Kasim Edebali übte im Podcast „Euroballers“ zuletzt indirekte Kritik an dem konservativen, vor allem auf das Laufspiel ausgelegten Offensivspiel. „Wir haben Jungs wie Lamar oder Jéan, die zu jeder Zeit ein Big Play machen können. Wir müssen einen Weg finden, unsere besten und explosivsten Spieler in gute Situationen bringen“, sagte Edebali. „Man muss solche Jungs füttern.“ Auch Headcoach Charles Jones kündigte an, künftig mehr auf Passspielzüge zu setzen. „Wir müssen und werden das Playbook etwas mehr öffnen“, sagte der US-Amerikaner.

Dass Ceesay seine Top-Receiver schon im Auswärtsspiel bei den Leipzig Kings an diesem Sonnabend (18 Uhr/ran.de) deutlich mehr suchen wird, liegt angesichts des Trainerwechsels nahe. „Heidelbergs Spiel war sehr lauflastig. Ich glaube, dass wir nun eine ausgewogene Mischung zwischen Pass- und Laufspiel hinbekommen“, sagt Generalmanager Paatz, der Schulz als Dauerlösung ansieht. Gegen die noch sieglosen Kings, die aus Mangel an Alternativen im Stadion von Fußball-Drittligist Hallescher FC spielen, sind die Sea Devils trotz der 21:24-Niederlage gegen die Barcelona Dragons am vergangenen Sonntag der Favorit.

Hamburg Sea Devils: Philipp Schulz steht unter Druck

Philipp Schulz steht damit sofort unter Druck. Eine Niederlage wäre im Kampf um die Play-offs ein herber Rückschlag. Helfen dürfte Schulz, dass er die Sea Devils genau kennt. Der neue Offensive Coordinator war bereits in der vergangenen Saison für die Hamburger tätig, arbeitete davor jahrelang mit Paatz bei den Elmshorn Fighting Pirates in der German Football League (GFL) zusammen.

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„Ich bin sehr optimistisch, dass es mit Philipp Schulz gut funktioniert“, sagt Paatz. Schulz, der vor wenigen Jahren noch selbst als Wide Receiver in der GFL auf dem Platz stand, ähnelt dem Trainertyp von Andreas Nommensen. Dieser führte die Sea Devils als Headcoach in der vergangenen Saison bis ins Finale der ELF. „Wir wissen, dass die Spielweise sehr effektiv ist und bei den Spielern gut ankommt. Er ist ein echter Football-Analytiker, der zugleich einen sehr guten Draht zu den Spielern hat“, weiß Paatz. Um Schulz zu entlasten, könnte in den kommenden Wochen ein neuer US-amerikanischer Positionscoach zum Team stoßen. Seinen Job als Wide-Receivers-Coach soll Schulz vorerst parallel weiterführen.