Müller sei Dank: Die DFB-Elf steht nach dem Sieg gegen die USA als Gruppensieger im Achtelfinale. Auch US-Coach Jürgen Klinsmann zieht trotz der Niederlage in die Runde der letzten 16 ein.
Recife. Es müllert wieder! Im Dauerregen von Recife hat Deutschlands WM-Bomber Joachim Löw und die Nationalelf im Duell mit Jürgen Klinsmann ins Achtelfinale der Weltmeisterschaft geschossen. Mit seinem schon vierten Treffer in Brasilien sorgte Thomas Müller am Donnerstag in der 55. Spielminute für das Goldene Tor beim 1:0 (0:0) gegen die USA. Auch der ehemalige Bundestrainer Klinsmann konnte nach dem intensiven Kampf vor 41 876 Zuschauern in der Arena Pernambuco jubeln, denn die Amerikaner zogen als Gruppenzweiter ebenfalls in die K.o.-Runde ein und treffen dort auf Belgien.
„Ich glaube, dass wir das Spiel souverän gestaltet haben. Was wir ein bisschen versäumt haben, war das zweite Tor nachzulegen“, sagte Löw, der die intensiven 90 Minuten im klitschnassem Hemd am Spielfeldrand verfolgt hatte. Auch Kollege Klinsmann war zufrieden: „Es ist großartig weiterzukommen.“
„Insgesamt haben wir über ein 90 Minuten ein sehr ordentliches Spiel gemacht. Wir haben zwar nur 1:0 gewonnen, aber auch das nehmen wir gerne mit“, sagte Matchwinner Müller, dem mit einem spektakulären Schlenzer von der Strafraumgrenze sein insgesamt neuntes Tor bei einer WM-Endrunde erzielte. Auch Mats Hummels war zufrieden: „Wir hatten heute größtenteils die Kontrolle über das Spiel. Wir haben eine konzentrierte, wenn auch keine überragende Leistung abgeliefert.“
+++ Die Einzelkritik der DFB-Elf +++
Portugal und Ghana müssen dagegen die Heimreise antreten. Für die DFB-Auswahl geht es schon am Montag in Porto Alegre gegen Algerien, den Zweiten der Gruppe H, weiter.
Nach dem kräftezehrenden 2:2-Schlagabtausch gegen Ghana mit etlichen Aussetzern in der Defensive stimmte zum Vorrundenabschluss die Ordnung im deutschen Spiel wieder. Beim 50. Pflichtspielsieg unter Löw war das vor allem ein Verdienst von Bastian Schweinsteiger, der für den zuletzt etwas matt wirkenden Sami Khedira zum Zuge kam und sofort wieder die Rolle des Chefs im Mittelfeld ausfüllte. Zusammen mit Philipp Lahm und Toni Kroos vertraute Löw damit erstmals im Turnier auf ein Bayern-Trio im zentralen Mittelfeld. Lahm fehlte in seiner Rolle allerdings weiter der klare Zuschnitt im Spiel.
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Weniger belebend auf das deutsche Spiel wirkte sich der Einsatz von Lukas Podolski aus, der erstmals seit dem 3:4 gegen die USA im Juni 2013 in Washington wieder in der Startelf stand. Nach 45 Minuten korrigierte sich der Bundestrainer und brachte Miroslav Klose für Podolski, der keine Bindung zum Spiel fand. Auch von Mesut Özil auf der rechten Seite blieben die erhofften Impulse weitgehend aus. Der Arsenal-Profi wirkte in seinen Aktionen häufig zu verspielt.
Müller stürzte sich 45 Minuten lang in vorderster Linie immer wieder ins Getümmel, wurde aber von dem kompromisslosen Omar Gonzalez mehrfach am Abschluss gehindert. Nach der Pause räumte der Münchner den Platz in der Mitte für Klose und wechselte auf die Seite. Seine Bedeutung für das Team unterstrich er mit seinem vierten Treffer in Brasilien. Auch der Einsatz von WM-Rekordtorschütze Klose machte sich auf Anhieb bezahlt, weil das deutsche Spiel nun flexibler wurde.
Trotz der stundenlangen sintflutartigen Regenfälle, die den Verkehr in der Innenstadt von Recife praktisch zum Erliegen brachten, präsentierte sich der Rasen in erstaunlich guter Verfassung. Temperaturen um 27 Grad und extrem hohe Luftfeuchtigkeit sorgten zum Vorrundenfinale allerdings für ein Waschküchen-Klima.
Erneut führt eine Ecke zum Tor
Die Löw-Elf stellte sich schnell auf die schwierigen Bedingungen ein und kontrollierte die Begegnung gegen zunächst sehr tief stehende Amerikaner fast nach Belieben. Mit seiner offensiven Einstellung in einem hoch intensiven Spiel zerstreute das Team frühzeitig die im Vorfeld laut gewordenen Spekulationen über eine mögliche Absprache mit den Amerikanern.
Nach gerade einmal 90 Sekunden bot sich die erste Chance, als Müller nach Jerome Boatengs Flanke der Versuch einer Direktabnahme misslang. Der Bayern-Angreifer kam auch in den nächsten Situationen nicht zum Abschluss. In der 8. Minute rutschte Müller knapp an Podolskis Hereingabe vorbei. Wenig später behinderten sich Per Mertesacker und Benedikt Höwedes in bester Schussposition gegenseitig und vermasselten die bis dahin beste deutsche Gelegenheit (10.). Mit klatschnassem Hemd verfolgte Löw am Spielfeldrand das vergebliche Bemühen um ein frühes Führungstor.
Klinsmanns US-Boys zogen sich weit zurück und lauerten auf überfallartige Konter, die meist vom früheren Schalker Jermaine Jones inszeniert wurden. Nach 22 Minuten gab Graham Zusi den ersten Warnschuss auf das deutsche Tor ab, zog den Ball jedoch aus etwa 18 Metern Entfernung knapp über das Gehäuse von Manuel Neuer. Auf der Gegenseite fehlte den deutschen Angriffen im letzten Drittel die nötige Präzision und Entschlossenheit. In der 35. Minute vereitelte Howard die bis dahin beste deutsche Möglichkeit durch Özil.
Zehn Minuten nach Beginn der zweiten Spielhälfte brach Müller mit seinem insgesamt neunten Tor bei einer WM-Endrunde den Bann. Der 24-Jährige traf im Nachsetzen mit einem präzisen 16-Meter-Schuss in die lange Ecke, nachdem US-Keeper Tim Howard zuvor einen Mertesacker-Kopfball nach einer Ecke glänzend pariert hatte. Nach dem Führungstor zog sich das deutsche Team etwas weiter zurück, doch Klinsmanns Amerikaner fanden kein probates Mittel, die deutsche Elf richtig unter Druck zu setzen. Eine Viertelstunde vor Schluss kam Mario Götze für den völlig ausgepowerten Schweinsteiger ins Spiel – angesichts des knappen Vorsprungs ein mutiger Wechsel von Löw.