Der Biss in die Schulter des Italieners Chiellini hat Folgen: Uruguays Starstürmer Luis Suárez ist lange gesperrt worden und erhält außerdem eine hohe Geldstrafe. Der Verband legt Einspruch ein.

Rio de Janeiro. Keine Gnade für den Vampir Luis Suárez: Für Uruguays Starstürmer ist die WM in Brasilien wegen seiner schändlichen Beiß-Attacke vorzeitig beendet. Die Disziplinarkommission der Fifa gab am Donnerstag eine Neun-Spiele- sowie eine Vier-Monats-Sperre für den 27-Jährigen bekannt.

Damit steht der Angreifer seinem Team selbst im Falle eines Finaleinzugs am 13. Juli in Rio de Janeiro nicht zur Verfügung. Suárez wurde zudem zu einer Geldstrafe von 100.000 Schweizer Franken (82.000 Euro) verurteilt.

Erwartungsgemäß hat der uruguayische Fußball-Verband AUF Einspruch gegen die verhängte Sperre gegen Suárez eingelegt. Zuvor hatte Suárez mit einem persönlichen Schreiben an den Weltverband versucht, die Entscheider gnädig zu stimmen. Der uruguayische Fußball-Verband soll der Fifa einen 17-seitigen Bericht und mehrere Videos von Unsportlichkeiten anderer WM-Spieler vorgelegt haben, die den Fall Suárez relativieren sollten.

„Wir glauben, dass die Beweise nicht ausreichend sind. Die Sachlage muss eindeutig sein, und auf dem Video, das uns die Fifa gegeben hat, ist die Sache unserer Meinung nach nicht klar“, hatte Uruguays Verbandspräsident Wilmar Valdez im Vorfeld der Strafverkündung gesagt.

Suárez ist Wiederholungstäter


Am 24. Juni im WM-Vorrundenspiel gegen Italien hatte Suárez seinen italienischen Gegenspieler Giorgio Chiellini in der 79. Minute in die Schulter gebissen. Der mexikanische Schiedsrichter Marco Rodriguez und seine Assistenten an den Linien hatten die Szene nicht gesehen. Suárez konnte aber aufgrund der TV-Bilder verurteilt werden.

Der Torschützenkönig der englischen Premier League, der bei der WM mit seinem Doppelpack gegen seine Wahlheimat England (2:1) auch schon für sportliche Schlagzeilen sorgte, ist Wiederholungstäter. Schon 2010 bei Ajax Amsterdam und 2013 beim FC Liverpool biss er einen Gegenspieler, bekam seinen Spitznamen „Kannibale“ verpasst und wurde jeweils lange gesperrt. Im WM-Halbfinale 2010 gegen Ghana wehrte er in der 120. Minute einen Schuss der Afrikaner mit der Hand auf der Linie ab und sah dafür die Rote Karte. Den anschließenden Elfmeter verschoss Asamoah Gyan und Uruguay setzte sich letztlich im Elfmeterschießen durch. „Das war die beste Torwartparade der WM“, sagte Suárez im Anschluss.

Auf dem Platz war Suárez noch ungeschoren davongekommen, obwohl Gegenspieler Chiellini Schiedsrichter Rodriguez immer wieder seine Schulter mit der angeblichen Bisswunde zeigte. Uruguay-Abwehrspieler Diego Lugano meinte jedoch: „Diese Wunde hatte Chiellini schon zuvor, die stammt nicht von Suárez.“

Ziehen Suárez‘ Sponsoren mit Sanktionen nach?


Die Fifa-Strafe dürfte Suárez nicht nur sportlich, sondern auch finanziell wehtun. Einige seiner Sponsoren wie ein Online-Glücksspiel-Unternehmen hatten bereits vor der Verkündung der Sanktion die Geschäftsbeziehung auf den Prüfstand gestellt. Suárez-Ausrüster Adidas wollte sich im Vorfeld nicht äußern und die Fifa-Entscheidung abwarten.

Auch der Großteil der weltweiten Fans brachte kein Verständnis für den Suárez-Ausraster auf und machte sich im Internet über den „Beißer“ lustig. Dort war Suárez als „Menschenfresser Hannibal Lector“ oder mit einem „Lampenschirm“ zu sehen, den sonst nur Hunde tragen müssen.

Die Regierung seines Landes stärkte dem Stürmer, der auf dem Platz ein Ausnahmetalent besitzt, dagegen den Rücken. „Ich habe nicht gesehen, dass er jemanden gebissen hat“, sagte Staatspräsident José Mujica.