Hamburg. Ein Wechsel des Aufstiegstrainers des FC St. Pauli nach England steht bevor. Jetzt geht es offenbar nur noch um die Ablösesumme.
Nach all dem Vertragspoker um Fabian Hürzeler schien der FC St. Pauli mit der Unterschrift des Cheftrainers am 8. März endlich Ruhe in die Angelegenheit bekommen zu haben – mitnichten. Am Donnerstagabend war das Interesse des Premier-League-ClubsBrighton & Hove Albion bekanntgeworden.
Nun könnte alles ganz schnell gehen. Zunächst war nur von Gesprächen mit den Beratern des 31-Jährigen die Rede, am Sonnabendvormittag erfuhr das Abendblatt aus gut informierter Quelle, dass auch Gespräche mit Hürzeler stattgefunden haben sollen. Diese verliefen positiv, Hürzeler wünsche sich einen Wechsel in die Premier League noch in diesem Sommer, hieß es. Einzig an der Ablöse hängt es jetzt noch.
Brighton & Hove Albion fragt bei FC St. Pauli nach Hürzeler an
Am Sonnabendabend folgt der nächste Schritt: Der Tabellenelfte der abgelaufenen Saison fragte laut des sehr gut informierten italienischen Transferinsiders Fabrizio Romano beim FC St. Pauli an. Das wurde dem Abendblatt aus Brighton bestätigt: „Es gab jetzt erste Gespräche, aber noch wurde nichts beschlossen.“ Der Kiezclub soll angeblich erst am Freitagmorgen vom Kontakt zwischen Brighton und Hürzeler erfahren haben.
Ein kritischer Punkt soll bereits geklärt sein: das Governing Body Endorsement. Die Arbeitserlaubnis, die EU-Bürger brauchen, um seit dem Brexit in Großbritannien zu arbeiten, würde rechtzeitig erteilt werden. Der Prozess kann im Normalfall bis zu acht Wochen dauern. Auch über den Trainerstab soll schon gesprochen worden sein. Hürzeler würde angeblich mindestens einen Assistenten aus Deutschland mitbringen, der nicht von St. Pauli kommt. Ob seine Co-Trainer Peter Németh und Marco Knoop ebenfalls mit ihm gehen sollen, ist nicht bekannt.
Die Hamburger, die keinen Kommentar abgeben wollten, gaben sich gelassen, sie sind in guter Verhandlungsposition. Der Vertrag des Bayern läuft bis mindestens 2026, eine Ausstiegsklausel beinhaltet er nicht. Wohl aber gab es bei der Einigung im März eine Absprache, dass sich im Fall des Interesses eines anderen Clubs am Aufstiegstrainer eine Lösung finden werde. Anders wäre es schwieriger gewesen, Hürzeler zur Unterschrift zu bewegen. Zur Erinnerung: Die Verhandlungen zogen sich auch deshalb so lange, weil dessen Seite unbedingt eine Ausstiegsklausel wollte.
Insider verrät: „Der Deal wird über die Bühne gehen“
Wie diese nun aussehen wird, ist interessant. Sollte sich Hürzeler tatsächlich auf Brighton versteifen, kann St. Pauli bei der Ablöse hoch pokern. Die finanziell bestens situierten Engländer müssen tief in die Tasche greifen. Zur Einordnung: Für Julian Nagelsmann bezahlte der FC Bayern München 2023 25 Millionen Euro an RB Leipzig. Brighton ist zwar nicht der FC Bayern, könnte laut Abendblatt-Quellen aus England aber bereit sein, um die zehn Millionen Euro zu zahlen.
Unwahrscheinlich, dass St. Pauli in diesen Sphären kategorisch Nein sagen würde. Vor allem, da Hürzeler nach Brighton möchte. „Der Deal wird über die Bühne gehen“, wurde dieser Zeitung gesagt. Auch Romano schreibt, dass Hürzeler nun „der klare Favorit auf die Nachfolge von Roberto De Zerbi“ sei. Er wäre der jüngste Premier-League-Coach der bisherigen Geschichte.
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St. Pauli würde dann binnen kürzester Zeit einen Nachfolger finden müssen. Ein ungünstiger Zeitpunkt Mitte Juni. Andererseits wäre dann genügend Kapital verfügbar, zumal sich der Verein mit der sehr guten Arbeit der vergangenen Jahre in den Fokus vieler hochrangiger Kandidaten gespielt hat.
Nach der Freistellung von Timo Schultz im Dezember 2022 sollen unter anderem Thomas Stamm (Dynamo Dresden) und Horst Steffen (SV Elversberg) Kandidaten neben Hürzeler gewesen seien. Beide stehen unter Vertrag. Dass das nichts bedeuten muss, zeigt der Fall Hürzeler.