Hamburg. Der Anführer der Kiezkicker ärgert sich über das 0:1 im Stadtderby. Für Abwechslung sorgt ein Arbeitseinsatz im Laden seiner Freundin.
Jackson Irvine hielt Wort. Am Sonnabendmittag stand er im Pop-up-Laden seiner Freundin Jemilla an der Marktstraße und half dabei, die von ihr entworfenen Kleidungsstücke unters Volk zu bringen.
Eigentlich sollte, so Jemillas Wunsch, der 31-Jährige bereits um 9 Uhr im Karoviertel aufschlagen. Daraus wurde nichts, jedoch aus anderen Gründen, als sie sich der Kapitän des FC St. Pauli erhofft hatte.
St. Paulis Kapitän Irvine: T-Shirt-Verkauf statt Aufstiegsfeier
Eigentlich wollte Irvine die Nacht mit seinen Mitspielern durchfeiern, nachdem der Aufstieg in die Bundesliga gelungen sein sollte. Stattdessen setzte es am Freitagabend bekanntlich eine 0:1-Niederlage im Stadtderby beim HSV. Und Cheftrainer Fabian Hürzeler bat zum Höhepunkt auch noch am Sonnabendmorgen zum Regenerationstraining.
So wurde im Anschluss aus dem T-Shirt-, Hoodie- und Capverkauf von Jemillas Label „Ur so cool" eine Therapiestunde. „Das hilft mir, auf andere Gedanken zu kommen. Aber 24 Stunden brauche ich nach so einem Match sicher, um den Frust wegzustecken", sagte Irvine.
Irvine über Streit zwischen Hürzeler und Baumgart: „Kindisch"
So entspannt der Australier als Aushilfsmodeberater wirkte, so gegensätzlich waren seine Emotionen noch am Abend zuvor. Nach Niederlagen enttäuscht zu sein, kommt nun mal glücklicherweise nicht überall aus der Mode.
„Es war ein wildes Spiel, und wir haben es zu wild werden lassen", sagte Irvine. Seine Mannschaft habe zu viele 50:50-Bälle verloren, was in einer Partie, in der keiner der beiden Rivalen seine Spielidee so wirklich durchdrücken konnte, entscheidend gewesen sei. „Aber wir hatten trotzdem genug Chancen, um zu gewinnen", sagte der Captain, der die Rudelbildung vor dem Derby als „einfach nur kindisch" bezeichnte.
HSV-Tor von Glatzel gegen St. Pauli „einfach nur billig"
Besonders frustrierte ihn, dass der Gegentreffer durch Robert Glatzel nach einer Ecke gefallen war. Die Standardverteidigung gilt eigentlich als Stärke der Kiezkicker. „Aber zuletzt haben wir da zu viel zugelassen, da müssen wir wieder besser werden. Dieses Tor vom HSV war einfach nur billig", ärgerte sich Irvine.
Die Tabellenspitze der 2. Bundesliga
1. FC St. Pauli 34 / 62:36 / 69
2. Kiel 34 / 65:39 / 68
3. Düsseldorf 34 / 72:40 / 63
4. HSV 34 / 64:44 / 58
5. Karlsruhe 34 / 68:48 / 55
6. Hannover 34 / 59:44 / 52
7. Paderborn 34 / 54:54 / 52
8. Fürth 34 / 50:49 / 50
Die Planung eines teureren Unterfangens muss somit auch warten. Irvine hatte - auch da steht er im Wort - angekündigt, sich ein Aufstiegstattoo stechen zu lassen. Konkret kann die Idee nun erst am kommenden Sonntag (13.30 Uhr) werden, sofern St. Pauli Schlusslicht VfL Osnabrück besiegt oder aber Fortuna Düsseldorf am Abend zuvor bei Holstein Kiel verliert.
St. Pauli kann gegen Osnabrück in die Bundesliga aufsteigen
Selbst im unwahrscheinlichen Fall, dass beide Szenarien nicht eintreten, bleibt den Hamburgern am Abschlussspieltag bei Aufsteiger SV Wehen Wiesbaden eine weitere Chance, den Aufstieg mit einem Sieg aus eigener Kraft zu schaffen. „Wir müssen diese Niederlage schnell aus unseren Köpfen bekommen und die nächsten beiden Spiele deutlich disziplinierter auftreten", sagte Irvine.
Er habe Verständnis dafür, dass vor allem die Fans „super enttäuscht sind. Aber wir müssen aufs große Bild schauen, und da sind wir nach wie vor in der Position, in der wir gern sein wollten." Nun müsse lediglich noch eine Herausforderung bewältigt werden.
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Und dann schob Irvine nach: „Wann immer wir vor großen Herausforderungen standen, sind wir ihnen gerecht geworden." Darauf gab er sein Wort. Und wie sehr man darauf zählen kann, ist spätestens seit Sonnabendmittag bekannt.