Hamburg. Starkes 5:1 gegen TuS Büppel, Zuschauersperre in Hamm, HSV III auf Weg zum Aufstieg, Eimsbütteler TV trotzt Holstein Kiel II 1:1 ab.
Hechtenbergs Gala-Vorstellung: Vier Treffer, zwei davon kurios. Julia Hechtenberg war die Spielerin des Spiels beim 5:1 der FC-St.-Pauli-Frauen im Abstiegsduell der drittklassigen Regionalliga Nord gegen TuS Büppel. Bei ihrem ersten Tor prallte Hechtenberg der Ball 20 Zentimeter vor dem leeren Tor vor die Füße. Sie jagte ihn mit Karacho unter die Latte. „Den habe ich fast noch drüber gesetzt. Aber wenn man schon auf der Linie steht, kann man nicht mehr viel verkehrt machen“, so Hechtenberg. Beim 5:1 pikte Hechtenberg den Ball ins Tor – und sackte kurz danach zusammen. Ihre Erklärung: „Ich hatte Krämpfe in beiden Beinen.“ Hechtenbergs Gala-Vorstellung beim hochverdienten Sieg kommentierte St. Paulis Trainer Jan-Philipp Kalla trocken: „Vier Tore in einer Partie hätte Julia gerne in den letzten Wochen auch schießen dürfen. Sie hatte eine schwierige Phase, hat heute aber das Vertrauen zurückgezahlt.“
Kalla und Koschmieder bleiben - erfreut über „jede Professionalisierung“
Ex-Profi Kalla und seine Lebensgefährtin Kim Koschmieder bleiben übrigens bei den Frauen des FC St. Pauli als gleichberechtigtes Trainerduo an Bord. „Wir wollen weiter etwas aufbauen und entwickeln. Unser Weg hier ist noch nicht zu Ende“, sagte Kalla. Koschmieder ergänzte: „Wir sind froh und überrascht über jede Professionalisierung, die für die St.-Pauli-Frauen passiert. Und in den vergangenen Jahren ist viel passiert.“
Im Abstiegskampf hat das Team nun sechs Zähler Vorsprung auf die rote Zone, ist bei elf Punkten in fünf Partien in diesem Jahr ungeschlagen. „Wir haben in der Rückrunde viele Heimspiele, und unser Ziel ist es deshalb, dass wir auf unserem Platz mit unseren Fans im Rücken das Motto ,Punktejagd’ umsetzen. Also soll es so weitergehen“, sagte Koschmieder.
Victorias Trainer Eybächer: „Mannschaft darf stolz sein“
Vicky stolz, Altona glücklich: Der Zuschauerrekord der Saison wurde nicht geknackt. 1962 Fans sahen das 0:0 im 139. Aufeinandertreffen zwischen dem SC Victoria und Altona 93 im ältesten Stadtderby Deutschlands im Stadion Hoheluft. Die bisherige Bestmarke von 2193 Zuschauern (Altona 93 gegen TuS Dassendorf am 16. März) wurde um 231 Fans verfehlt.
Sportlich beflügelte die stimmungsvolle Kulisse vor allem die Gastgeber. Victoria scheiterte mehrfach am Ex-Victorianer Dennis Lohmann im Altonaer Kasten. „Mit einem Sieg würde sich dieses Spiel noch besser genießen lassen. Aber meine Mannschaft hat gegen das dominierende Team der Oberliga eine Topleistung gebracht und darf stolz sein“, sagte Victorias Trainer David Eybächer.
Altonas Trainer Meyer: „Dürfen so nicht weiterspielen“
Altonas Co-Trainer Marcello Meyer (vertrat den aus privaten Gründen verhinderten Chefcoach Andreas Bergmann) ordnete den Auftritt realistisch ein. „Über diesen Punkt dürfen wir glücklich sein“, sagte Meyer. Zumal Altona nach der Dassendorfer Niederlage (0:1 beim FC Süderelbe) nun drei Spieltage vor Saisonende fünf Punkte vorne liegt. „In Anführungszeichen gesprochen: Wir freuen uns über Dassendorfs Niederlage“, so Meyer. „Eigentlich dürfen wir uns diesen Vorsprung nicht mehr nehmen lassen. Aber wenn wir so weiterspielen, revidiere ich das wieder.“
Derby fast ohne Fans: Das Hamburger Ostderby in der Landesliga Hansa zwischen dem Sechsten Hamm United und Tabellenführer SC Vorwärts-Wacker Billstedt wird am kommenden Dienstag um 18.30 Uhr am Tribünenweg fast ohne Fans ausgetragen. „Der Tribünenweg hat keinerlei Absperrungen. Wir hätten mit bis zu 250 Zuschauern gerechnet. Die würden aber direkt am Rand stehen, das klappt sicherheitstechnisch nicht“, erläuterte Hamms Präsident Jörn Heinemann. Sein Verein hat viele Spielausfälle im Stadion Hammer Park zu beklagen – und muss in diesem Fall durch die fehlenden Zuschauer auf reichlich Einnahmen verzichten. Heinemann: „Natürlich ist das ein monetärer Nachteil für uns. Doch das Bezirksamt Mitte der Stadt Hamburg bekommt es leider nicht hin, die Rasenfläche unseres Platzes dauerhaft in einen vernünftigen Zustand zu versetzen.“
Hamm United schenkt zehn Billstedter Fans Karten trotz Zuschauersperre
Für die nächste Saison hat Hamm nun reagiert. „Wir haben beim Hamburger Fußball-Verband, der sich sehr kooperativ gezeigt hat, beantragt, von Dezember bis März keine Heimspiele mehr auszutragen“, sagte Heinemann. Wobei sich Hamm gegenüber den Billstedter Nachbarn trotz Zuschauersperre auch freundlich zeigte. Heinemann: „Die zehn treuesten Fans von Vorwärts-Wacker haben Karten von uns erhalten, damit sie sich das Spiel am Dienstag anschauen können.“
Kommt Türkiye noch? So gut wie abgestiegen schien Oberligist FC Türkiye. Doch als Höhepunkt einer Aufwärtsentwicklung in den letzten Wochen nahm der FCT den Pokalfinalisten USC Paloma daheim mit 6:1 auseinander. Vierfacher Torschütze: Michel Netzbandt. „Michel hat in den letzten Spielen immer getroffen. Seine Qualität ist ja bekannt. Wie auch die Qualitäten unserer gesamten Mannschaft“, erklärte Türkiyes Trainer Benjamin Hübbe.
Oberligist FC Türkiye spielt endlich befreit auf
Doch warum zeigte das Team davon so lange so wenig? Laut Hübbe war dies eine Kopfgeschichte. „Ich habe den Jungs bereits vor Wochen gesagt ,Jetzt lasst uns endlich frei aufspielen. Wir haben sowieso nichts mehr zu verlieren.’ Das setzen die Jungs immer besser um. Sportlich glaube ich an den Klassenerhalt. Eine andere Frage wird sein, welche Abstiegsregelung für uns abhängig von den Absteigern in der Regionalliga Nord gelten wird. Aber das können wir leider nicht beeinflussen.“
HSV III siegt 4:0 mit Rumpfkader: Auf dem Weg der Rückkehr in die Oberliga Hamburg hat der HSV III eine weitere Hürde genommen. Mit einem echten Rumpfkader siegte der verletzungsgebeutelte Tabellenführer mit 4:0 beim Kummerfelder SV. Unter anderem fehlten HSV-Präsident Marcell Jansen, Flügelflitzer Dominik Jordan und Sportchef sowie Innenverteidiger Michael Ulbricht, der kurz vor der Partie mit Kopfschmerzen und Magenkrämpfen ausfiel. Ulbricht setzte sich jedoch zur Sicherheit auf die Bank, ebenso wie der verletzte Timon Flach.
51 Jahre alter HSV-III-Coach Gehrke setzte sich als Spieler auf die Ersatzbank
Unter den fünf Ersatzspielern fand sich sogar der 51 Jahre alte Trainer Stefan Gehrke wieder. „Technisch hätte ich das bei auf dem Feld vielleicht sogar noch hinbekommen, wenn ich ran gemusst hätte. Läuferisch hätte ich aber nur eine Viertelstunde überzeugen können“, scherzte der Coach.
Gehrke freute sich letztlich „über einen verdienten Arbeitssieg“ - und auf die nächste Woche: „Marcell Jansen, Dominik Jordan und Michael Ulbricht werden dann wieder dabei sein. Dann gehen wir nicht mehr so am Stock.“ Und Gehrke muss sich nicht noch einmal als Ersatzspieler auf die Bank setzen.
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ETV mit starker „Kieler Woche“: Tapfer gegen den Abstieg aus der Regionalliga Nord wehrt sich weiterhin der Eimsbütteler TV. Das bittere 1:2 in Drochtersen trotz Führung und Überzahl konterte der ETV mit einer starken „Kieler Woche“: 5:1 im Kellerduell gegen Kilia, nun 1:1 gegen das Topteam Holstein II. „Wir wussten, dass wir den Punkten aus Drochtersen noch hinterherweinen werden. Aber es ist nichts verloren“, sagte ETV-Trainer Jonas Struckmann. „Wir brauchen etwas Schützenhilfe, aber wir können Jeddeloh auf Rang 15 noch einholen. Zumal wir sie am letzten Spieltag daheim als Gegner haben.“ Eine große ETV-Feier steht übrigens am Mittwoch an. Dann kehrt ETV-Chefcoach Khalid Atamimi nach dreimonatigem beruflichen Aufenthalt in Indonesien zur Mannschaft zurück. Er findet sie in gutem Zustand vor.