Gelsenkirchen. Der Spielmacher des FC St. Pauli muss auf Schalke früh vom Platz. Wie es um den Schweden steht und woran die Pleite sonst noch lag.

Man kann es bösartig formulieren: Dann folgte dem Griff an die Adduktoren ein Griff ins Klo. Nachdem Eric Smith bereits in der zwölften Minute verletzungsbedingt vom Platz musste, war es mit der Herrlichkeit des FC St. Pauli beim FC Schalke 04 vorbei.

Dass der Schwede als Spielmacher der Hamburger nahezu unverzichtbar ist, verdeutlichte die 1:3-Niederlage am Freitagabend einmal mehr. Werden die schlimmsten Befürchtungen des Zweitligaspitzenreiters wahr, dann muss in den kommenden Wochen eine funktionierende Formel ohne den 27-Jährigen gefunden werden.

Smith droht St. Pauli länger zu fehlen

"Es sieht nicht gut aus. Eric ist im Rasen hängen geblieben, es ist wohl eine Adduktorenverletzung, er konnte keine richtige Kraft mehr entwickeln", sagte Cheftrainer Fabian Hürzeler. An diesem Sonnabend soll bereits Klarheit über das Ausmaß der Lädierung herrschen, dann wird Smith in Hamburg untersucht.

Um es deutlich auszudrücken: Ohne "unseren wahrscheinlich wichtigsten Spieler", so Hürzeler, ist der Aufstieg des bislang souveränen Tabellenführers gefährdet. Bis zur frühen Auswechslung Smiths agierte St. Pauli gewohnt überlegen, besaß eine Großchance durch Connor Metcalfe. "Dann haben wir kaum noch Lösungen gefunden, das war zu wenig", sagte Hürzeler.

Schalke überrascht mit Mannverteidigung

Schalke hatte die Kiezkicker damit überrascht, zwar sehr hoch zu pressen, aber Torwart Nikola Vasilj dabei komplett in Ruhe zu lassen. Die Königsblauen konzentrierten sich darauf, die restlichen Akteure in Mannverteidigung zu nehmen.

"Dadurch waren wir gezwungen, ungewöhnlich viele lange Bälle zu spielen. Schalke ist gut auf die zweiten Bälle gegangen, da standen wir nicht gut", sagte der blass gebliebene Topmann Marcel Hartel. Das Dreiecksspiel von hinten heraus habe so kaum funktioniert, ebenso wenig die Klatschbälle auf die Sechser.

Ideenlosigkeit im Angriff erstaunt

Erstaunlich war zudem, dass die Braun-Weißen selbst nach der Halbzeit keine Ideen dagegen entwickelten. Hürzeler zog zwar Hartel aus der Spitze ins offensive Mittelfeld zurück und brachte Johannes Eggestein im Sturm, doch gewann St. Pauli, wie mehrere Spieler betonten, viel zu selten die persönlichen Duelle.

Das Ziel, Vertikalbälle auf Hartel und Eggestein zu spielen, wurde verfehlt. "Auch, weil wir uns im Eins-gegen-Eins zu selten durchgesetzt haben", sagte Hartel. Hürzeler kritisierte, dass Oladapo Afolayan auf der linken Außenbahn, nachdem er nach innen gezogen war, zu häufig die falschen Entscheidungen traf, der letzte Pass fehlte.

Hürzeler warnt: "Liga ist kein Selbstläufer"

Vor allem aber: "Schalke wollte es mehr. Diese Liga ist kein Selbstläufer", warnte der Coach. Eine Kerbe, in die auch Innenverteidiger Hauke Wahl schlug: "Ich würde nicht sagen, dass wir spielerisch unterlegen waren, sondern viel mehr in den Zweikämpfen."

Der erfahrene Defensivakteur wird, sofern Smith länger ausfällt, künftig in dessen Rolle schlüpfen. Schon nach dessen Auswechslung auf Schalke übernahm er den Job, habe ihn "aber nicht so ausgefüllt, wie Eric das kann".

Wahl wird Rolle des Smith-Vertreters einnehmen

Grundsätzlich sei dies jedoch kein Problem. "Ich kenne die Abläufe und weiß, was zu tun ist. Aber heute bin ich nicht gut ins Spiel gekommen. Ich habe den Anspruch, das besser zu erledigen".

Das sollte besser gelingen. Ansonsten könnte der Griff an Smiths Adduktoren den zuvor so wahrscheinlichen Griff an die Meisterschale der Zweiten Liga noch verhindern.