Hamburg. Vor dem Spiel bei Schalke 04 gibt es wieder Anzeichen, dass der Trainer verlängert. Leistungsstatistiken der Mannschaft verschlechtert.
„Ja!“ Die Antwort von Fabian Hürzeler war eindeutig. Die entsprechende Frage auch: Ob er in die Personalplanung für die kommende Saison involviert sei. Vor dem Spiel des FC St. Paulian diesem Freitag (18.30 Uhr/Sky) beim FC Schalke 04 lässt sich damit die nächste Volte im ständigen spekulativen Hin und Her um die ausstehende Vertragsverlängerung des Trainers schlagen. Er bleibt nun doch. Wahrscheinlich.
Zum Wesen von Vertragsgesprächen gehört, dass offiziell nichts nach außen dringt, bis eine Entscheidung getroffen ist. Lediglich häppchenweise Informationen, die ab und an von interessierter Seite durchgestochen werden. Fakt ist, dass sowohl Hürzeler als auch der Verein mehrmals klar erklärt haben, dass sie ihre Zusammenarbeit fortsetzen wollen. Nur über die Rahmenbedingungen dafür gab es, und gibt es eventuell noch, Uneinigkeit.
FC St. Pauli: Verlängert Cheftrainer Hürzeler nun doch?
Vor allem die Stichworte „Ausstiegsklausel“ und „Vertragslaufzeit“ sind dabei offenbar Knackpunkte. Und auch die Frage von Vertrauen. Braucht es eine schriftliche Fixierung, wenn der Verein dem Trainer zusichert, ihm bei einem Angebot eines Super-Duper-Weltvereins „keine Steine in den Weg zu legen“? Oder glaubt man dem?
Von einem Scheitern der Gespräche war bereits zu hören, insbesondere am vergangenen Wochenende. Sogar eine Mitteilung über die zu Ende gehende Zusammenarbeit sei bereits formuliert worden. Dann aber habe Hürzelers Seite noch mal eingelenkt.
Darum wurden die Verhandlungen wieder aufgenommen
Berater und Verein deuteten auf Nachfrage an, man wolle nun doch weiter miteinander sprechen. Keinesfalls seien die Verhandlungen beendet. Im Gegenteil. „Es läuft“, sagt man unter der Hand, aber auch, dass es keine Deadline gibt. Die nächsten Runden seien für diese und nächste Woche angesetzt. „Die Tendenz ist inzwischen eher ja als nein“, sagt ein Insider dem Abendblatt. Offiziell heißt es beim FC St. Pauli und der Beratungsagentur Roof weiterhin: „Kein Kommentar“.
Zur Vollbremsung, kurz bevor der Verhandlungskarren gegen die Wand gefahren wurde, soll gesorgt haben, dass die berüchtigte Ausstiegsklausel nun lediglich für „Topclubs“ gelten solle. Welche Vereine unter diese Aufzählung fallen, ist unklar, in der Theorie ist es aber denkbar, dass die besten sieben Vereine der aktuellen Bundesliga-Tabelle im Sommer den Trainer wechseln. Die Klausel soll jetzt aber ein Ablaufdatum in näherer Zukunft besitzen, sodass sich der FC St. Pauli frühzeitig um einen Nachfolger bemühen könne.
Bornemann und Sandmann planen den Kader
Parallel dazu plant Sportchef Andreas Bornemann gemeinsam mit Chefscout Jan Sandmann den Kader für die kommende Saison. Zweigleisig, für die Erste und die Zweite Liga. Und „ja“, Hürzeler plant da mit, bringt seine Ideen und Vorstellungen ein. Der seit Montag 31-Jährige möchte in der Bundesliga arbeiten, keine Frage. Am liebsten möchte er das mit dem FC St. Pauli. Darauf deuten inzwischen viele Indizien hin.
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Um dieses große Ziel zu erreichen, muss er mit seiner Mannschaft die restlichen sportlichen Aufgaben lösen. Elf Spieltage vor Saisonende braucht es weiterhin Stabilität. „Wir sind jetzt in der schwersten Phase der Saison“, sagt Hürzeler, „du kannst nicht nur etwas gewinnen, du kannst auch etwas verlieren.“
Taumeln die Kiezkicker nur ins Ziel?
Das gilt vor allem für ein Team, das sich sechs Punkte Vorsprung auf Platz zwei und sieben Zähler auf Rang drei erspielt hat. „Ich vergleiche die Saison mit einem Marathonlauf“, sagt Hürzeler, „wir sind jetzt bei Kilometer 33, danach entscheidet es sich, da muss man stabil bleiben, Widerstände annehmen und den inneren Schweinehund überwinden.“
Langstreckenläufer wissen, dass etwa ab dem 30 Kilometer der „Hammer“ kommt. Alles kann bis dahin geklappt haben, und trotzdem ist danach nichts mehr berechenbar. Anfänge eines leichten Taumelns hat auch Hürzeler schon ausgemacht bei seinen Marathonläufern – und nicht nur in der zweiten Halbzeit in Kiel. „Wir wissen, dass bestimmte Statistiken schlechter geworden sind“, sagt Hürzeler, „wir versuchen diese Dinge anzusprechen.“
Statistiken sind schlechter als in der Hinrunde
Beim am Ende zittrigen 4:3-Sieg bei Holstein Kiel ist sein Team zwar sagenhafte 133 Kilometer gelaufen, aber von diesen Läufen waren zu viele unterdurchschnittlich intensiv. „Wir haben da in der zweiten Halbzeit einen Schritt zu wenig gemacht, das müssen wir uns ankreiden lassen“, kritisierte Hürzeler.
Aber da sind auch noch andere Parameter. Gegenüber der Hinrunde hat die Anzahl der erfolgreichen Offensivzweikämpfe nachgelassen, ebenso die Anzahl und Genauigkeit der offensiven Pässe und Flanken. In der Hälfte der Rückrundenpartien hatte man zudem weniger Ballbesitz als der Gegner. Auch wenn die Ergebnisse natürlich stimmen, ist die große Überlegenheit aus der ersten Saisonhälfte nicht mehr da.
Hürzeler warnt vor Schalke: „Ein harter Gegner“
Daraus schöpft auch ein Verein wie Schalke 04 Hoffnung, selbst wieder durch einen überraschenden Erfolg gegen den Tabellenführer in die Spur zu finden und sich mit den Fans zu versöhnen. „Schalke wird ein harter Gegner, auf den wir vorbereitet sein müssen“, so Hürzeler, „sie haben hohe individuelle Qualität und gerade zu Hause schon sehr gute Spiele gemacht.“
Sehr wichtig wird aber, ob er es schafft, seinen Spielern die notwendige Mischung aus Lockerheit und Anspannung zu vermitteln. „Entscheidend ist, dass sie stabil bleiben und bereit sind, Widerstände anzunehmen“, erklärt Hürzeler, „wir sind in einem Prozess, du musst es schaffen gemeinsam da durchzugehen, Kilometer 40, 41 gesund und frohen Mutes zu erreichen und dann den letzten Schritt zu machen.“