Hamburg. Schalke 04 hat im Heimspiel am Freitag extremen Druck. Für Trainer Geraerts ist der Tabellenführer deshalb „der beste Gegner“.

Fabian Hürzeler kann sich an den 7. Mai 2022 noch bestens erinnern. 2:0 führte der FC St. Pauli damals bei Schalke 04 zur Halbzeit, hatte selbst noch Rest-Hoffnung auf den Bundesligaaufstieg. Dann traf Simon Terodde kurz nach der Pause zum 1:2 – und die Arena in Gelsenkirchen bebte.

„Es war sehr, sehr laut, das ist dort eine besondere Atmosphäre“, sagte Hürzeler, der damals Co-Trainer von Timo Schultz war, „wir müssen darauf vorbereitet sein.“ An diesem Freitag (18.30 Uhr/Sky) tritt sein Team wieder auf Schalke an, als Tabellenführer der Zweiten Liga bei einem Krisenclub, der nach der 0:3-Niederlage in Magdeburg auf Platz 14 immer noch in Abstiegsgefahr schwebt.

FC St. Pauli: Hürzeler warnt vor Atmosphäre auf Schalke

Mit 3:2 gewannen die Knappen vor zwei Jahren noch die Partie, entscheidend angefeuert von ihren euphorischen Anhängern. Und stiegen in die Bundesliga auf. „Wenn 60.000 Fans versuchen, auf den Platz zu kommen und die Spieler feiern, dann macht das was mit dir“, sagte Hürzeler am Mittwoch: „Wir versuchen, Ähnliches zu erreichen. Es ist wichtig, Träume zu haben.“

Dafür müssen sie aber idealerweise auch die Hürde Schalke nehmen, wo nach der Schmach von Magdeburg grade alle Stimmungsregister gezogen werden. „Ich bin voller Energie, die will ich an mein Team weitergeben und die Mannschaft dann an die Fans“, sagte Schalkes Trainer Karel Geraerts. Eine Heimniederlage ist nicht vorstellbar.

Schalker Spieler mit langer Krisensitzung

Schon gibt es Appelle von Geschäftsstellen-Mitarbeitern, die Angst um ihren Arbeitsplatz haben, sollte das Undenkbare geschehen. „Es ist ein schwieriger Moment, wir haben großen Druck, aber wir müssen weiter daran glauben, was wir tun“, so der belgische Trainer, „St. Pauli ist deshalb der beste Gegner, weil sie die beste Mannschaft der Liga sind und damit die größte Herausforderung.“

Am Montag hatte die Mannschaft eine interne Krisensitzung abgehalten. Ohne den Trainer und ohne Sportdirektor Marc Wilmots. Etwa 100 Fans mussten deshalb fast zwei Stunden warten, ehe das Team doch noch den Trainingsplatz betrat. „Ich fand es wichtig, dass der Staff bei dieser internen Aussprache nicht dabei war, manche sind sonst vielleicht nicht ehrlich zueinander“, so Geraerts, „mein Gefühl ist, dass die Aussprache gut war. Aber ob das auch etwas gebracht hat, werden wir dann am Freitag sehen.“

Trainer Geraerts mit bescheidenem Punkteschnitt

Am 9. Oktober hat der ehemalige Nationalspieler auf Schalke angeheuert. Der Bundesliga-Absteiger, der eigentlich sofort wieder ins Oberhaus zurückkehren wollte, stand damals nach neun Spielen mit neun Punkten auf Tabellenplatz 16. Die große Wende ist mit Geraerts aber auch ausgeblieben. Sein Punkteschnitt von 1,27 Zählern ist zu gering, um große Sprünge zu machen. Schon gibt es Gerüchte im latent unruhigen Schalke, dass Geraerts Teile der Mannschaft verloren habe.

Ein Erfolg gegen St. Pauli könnte die Stimmung für den Trainer beeinflussen. „Niemand muss Sorge haben, dass wir planlos in die Begegnung gehen“, sagte er: „Es ist mein Job, gemeinsam mit den Spielern Lösungen zu finden.“

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Etwa 360 Kilometer weiter nördlich verfolgt Hürzeler die Ereignisse in Gelsenkirchen natürlich mit großem Interesse – und einer gewissen Ratlosigkeit. „Schalke ist wie ein angeschlagener Boxer“, sagt er und meint: „Besonders gefährlich.“ Dann lobt er die individuelle Qualität der Mannschaft, „die immer in der Lage ist, Tore zu schießen und gerade zuhause schon sehr gute Spiele gemacht hat.“

Aber eine Idee, wie der Gegner aufläuft und mit wem, die hat Hürzeler nach der Unruhe und Inkonstanz der letzten Wochen nicht: „Wir wissen nicht, wie sie spielen werden. Das macht es schwierig, sich auf das Spiel vorzubereiten.“