Hamburg. Der Außenverteidiger kam im Sommer aus Dritten Liga und hat sich beim Kiezcluv zum unumstrittenen Stammspieler entwickelt.

Manchmal reicht im Fußball ein einziger Schuss, um sich in Rekordgeschwindigkeit in die Herzen der Fans und des Trainers zu spielen. Philipp Treu, seines Zeichens Außenverteidiger beim FC St. Pauli und nicht als Torjäger bekannt, setzte einen solchen Schuss Ende Oktober im Spiel gegen den Karlsruher SC ab. Es war der 2:1-Siegtreffer in der Nachspielzeit, Ekstase im Millerntor-Stadion. Und für Treu, der bis dato nur wenig Einsatzzeit bekommen hatte, die Bewerbung für die Startelf. Mit Erfolg: Im folgenden Spiel gegen die SV Elversberg stand Treu von Beginn an auf dem Platz, machte seine Sache erneut gut und verpasste seitdem lediglich acht Spielminuten in der Zweiten Liga.

Der 23-Jährige, der im Sommer von der zweiten Mannschaft des SC Freiburg aus der Dritten Liga nach Hamburg wechselte, kann seine Entwicklung der vergangenen Monate selbst kaum glauben: „St. Pauli hat mir den Weg aufgezeigt, und ich versuche tagtäglich, diesen umzusetzen. Aber natürlich kommt es mir manchmal schon surreal vor“, sagt der ehemalige U-19-Nationalspieler Deutschlands. „Meine Eltern sind auch unfassbar stolz und können das selber noch gar nicht realisieren.“

FC St. Pauli: Philipp Treu träumt von der Bundesliga

Nicht nur durch seinen Siegtreffer gegen Karlsruhe hat sich Treu die Gunst der Fans gesichert. Auch sein arbeits- und laufintensiver Spielstil überzeugt das Publikum im Millerntor-Stadion: „Ich versuche, in jedem Spiel über 100 Prozent zu geben. Es ist immer ein Privileg, vor 30.000 Leuten zu spielen“, sagt Treu bescheiden. „Da kann ich auch ein paar mal die ganze Seite hoch- und runterrennen.“

Seit dem siebten Spieltag steht der FC St. Pauli ununterbrochen auf einem der beiden direkten Aufstiegsplätze – und wird diese Position dank der sieben Punkte Vorsprung auf den HSV auch noch mindestens zwei Spieltage behalten. Bei dieser Ausgangslage schielt natürlich auch Treu in Richtung Bundesliga: „Das wäre irgendwann mal ein Traum. Mal schauen, ob es nächstes Jahr schon so ist“, sagt er. „Das steht noch in den Sternen, aber wir sind auf einem guten Weg.“

Treu: Hürzelers Vertragssituation in der Mannschaft „kein Thema“

Ob Fabian Hürzeler diesen Weg als Trainer auch über den Sommer hinaus begleiten wird, ist unterdessen weiter unklar. Noch konnten sich Verein und Trainer nicht auf eine Vertragsverlängerung einigen. Die unklare Situation, die seit Wochen das Umfeld und die Fans des Vereins beschäftigt, sei in der Mannschaft indes „überhaupt kein Thema“, versichert Treu. „Wir haben ganz normale Trainingswochen, für uns Spieler geht es ganz normal weiter. Das müssen andere entscheiden“, kommentiert der Außenverteidiger das Hin und Her um seinen Trainer.

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Am Freitag wartet auf Treu und seine Mannschaftskollegen mit Holstein Kiel „die Mannschaft der Stunde“ und damit „ein ganz harter Brocken“. Ein Sieg gegen den Tabellenzweiten wäre ein weiterer großer Schritt in Richtung Aufstieg. Das Verfolgerduell sei „eine coole Momentaufnahme und wenn wir gewinnen, umso besser“, sagt Treu. Und sollte am Ende der Saison tatsächlich der Aufstieg gelingen, brauchen sicherlich nicht nur Philipp Treu und seinen Eltern ein wenig Zeit, um diesen Erfolg zu realisieren.