Palma. Die Reise des Tabellenführers nach Spanien sorgt für einen kontroversen Diskurs. Wer dabei ist und wer zu Hause geblieben ist.
20 Grad Celsius im Schatten. Selbst die bei Auswärtstrips obligatorische grün-schwarze Trainingsjacke des FC St. Pauli war beim Verlassen des Flughafens Son Sant Joan in Palma obsolet.
Die Vorhut an Betreuern und Trainern des Kiezclubs, die gegen 12.45 Uhr auf Mallorca landete, entledigte sich dieser Bekleidung. Torwarttrainer Marco Knoop setzte lässig Sonnenbrille auf. „Malle“ ist nur einmal im Jahr.
FC St. Pauli beginnt Trainingsreise nach Mallorca
Wenn es bloß mal so einfach wäre. Denn als die Mannschaft um 18.23 Uhr in der mallorquinischen Hauptstadt aufsetzte, war die Temperatur zwar nur auf nach wie vor bestechende 17 Grad Celsius gesunken, mitgebracht hatte sie nebst Gepäck aber auch all die Probleme aus Hamburg minus des Wetters.
Die Aufarbeitung der ersten Saisonniederlage nach dem 0:1 beim 1. FC Magdeburg am Sonnabend; das Finden von Lösungen zur Effektivität vor dem Tor; sowie einen Cheftrainer Fabian Hürzeler, dessen im Sommer auslaufender Vertrag immer noch nicht verlängert worden ist. Und obendrauf kommt der öffentliche Diskurs zum Trainingstrip auf die Balearen, der – der unbespielbaren Plätze an der Kollaustraße, von denen in dieser Woche einer ausgetauscht werden soll, zum Trotz – aus Gründen der Nachhaltigkeit in der Kritik steht.
Katerstimmung am Ballermann?
Klingt alles ein wenig nach Katerstimmung am Ballermann. Ein trügerisches Bild. Denn:
a) Ist St. Pauli immer noch Tabellenführer der Zweiten Liga mit souveränen fünf Punkten Vorsprung vor dem HSV auf Relegationsplatz drei;
b) Logiert das Team im Steigenberger-Hotel in Camp de Mar in gut 30 Kilometer Luftlinie westlichen Sicherheitsabstands zum berüchtigten Partyort El Arenal und;
c) Stehen im Ciutat Esportiva Antonio Asensio, der Trainingsanlage des spanischen Erstligisten RCD Mallorca, herausragende Bedingungen zur Verfügung, um daran zu arbeiten, dass es bei a) bleibt und b) als Reiseziel für die Aufstiegsfeier angepeilt werden kann.
Drei Einheiten am Ball auf der Anlage des RCD Mallorca
Drei Einheiten mit Ball sind am Dienstag-, Mittwoch- und Freitagvormittag angesetzt worden. Mittwochnachmittag gibt es noch ein Krafttraining auf dem Platz.
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Der Donnerstag ist frei, wie üblich in Wochen, in denen am Sonntag ein Spiel ansteht. Am frühen Freitagnachmittag hebt der Flieger gen Heimat ab. Alles mit dem großen Ziel, am Sonntag (13 Uhr/Sky) im Millerntor-Stadion Eintracht Braunschweig urlaubsreif zu schießen.
Amenyido fehlt, Irvine wieder dabei
Die sportlichen Einschränkungen sind minimaler Natur. Lediglich Etienne Amenyido ist wegen muskulärer Probleme in Hamburg geblieben, die Seuchensaison des ständig verletzten Linksaußens setzt sich damit fort.
Dafür ist der zuletzt erkrankt fehlende Kapitän Jackson Irvine wieder dabei. Stürmer Simon Zoller ebenso, der erwartete Geburtstermin seines ersten Sohns liegt erst nach der Rückkehr.
Kiezclub reagiert auf Kritik an Flugreise
Die Widrigkeiten außerhalb des Geschehens auf dem Platz sind größerer Natur – da es hierbei um die Natur geht. Nachdem St. Pauli wegen des CO₂-Abdrucks der kurzfristigen Reise unter anderem Scheinheiligkeit vorgeworfen wurde, reagierte der Club beziehungsweise ließ reagieren.
Per Gastbeitrag von Henning Flaskamp, Leiter Kommunikation der Stiftung Gesunde Erde, auf der Internetseite des Vereins. Flaskamp schreibt unter anderem, dass der Fußball nur in dieser Form erhalten bleiben kann, wenn das Klima gerettet wird und fordert Profis dazu auf, „als Vorbilder zeigen, was notwendig und möglich ist“.
Trainingslager während der Saison nicht ungewöhnlich
Noch sind Kurztrainingslager während der Saison nicht so ungewöhnlich. Bundesligist 1. FC Köln unter Ex-St.-Pauli-Trainer Timo Schultz fliegt Mitte März für fünf Tage ins spanische Alicante. Der FC Bayern München war im Januar in Faro (Portugal).
Der FC St. Pauli weist wiederum darauf hin, dass es sich auf Mallorca nicht um ein Trainingslager handelt, sondern um eine notwendige gewordene Ausweichmaßnahme. Eine, die immerhin dezente Vorzüge mit sich bringt.